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Eltern zu Corona-Impfung für Kinder: „Wir brauchen klare Aussagen“
Kinder-Impfungen
Möglicherweise können bald auch Kinder gegen Corona geimpft werden. Bei Eltern herrscht jedoch Unsicherheit. Eine Familie hat uns erzählt, wie sie sich informiert - und was sie sich wünscht.
Die Menschen hoffen in diesen Tagen auf unbeschwerte Sommermonate. Gleichzeitig treibt sie das Coronavirus weiter um. Es herrscht Unsicherheit, gepaart mit extremen Veränderungen des Alltags. Doch es gibt Hoffnung: Die Infektionszahlen sinken, die Impfkampagne schreitet voran und in vielen Regionen gibt es erste Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen.
Zudem rückt möglicherweise bald näher, was anfangs in weiter Ferne schien. Schon im Juni könnte der Covid-19-Impfstoff von Biontech/Pfizer für Kinder ab 12 Jahren freigegeben werden. Eltern müssen sich dann nicht nur für sich selbst mit dem Thema Impfen auseinandersetzen und eine Entscheidung treffen, sondern auch für ihren Nachwuchs: Will ich, dass meine Kinder geimpft werden? Wo kann ich mich verlässlich informieren? Welche Pros und Kontras gibt es?
Thema ist umstritten
Klare Antworten auf diese Fragen erhalten sie aktuell nicht. Das Thema ist umstritten. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es weder eine offizielle Studie noch eine Empfehlung. Für Eltern und ihre Kinder bleiben daher viele Fragen offen.
So auch bei Carola und ihrem Mann Carsten (vollständiger Name ist der Redaktion bekannt), Eltern von vier Kindern im Alter zwischen zwei und zehn Jahren. Beide mussten nicht lange überlegen, ob sie das Impfangebot für sich selbst annehmen, sollte ihnen die Möglichkeit geboten werden: „Selbstverständlich lassen wir uns impfen. Es gibt einfach keinen anderen Weg das Virus zu bekämpfen und sich zu schützen. Und natürlich lassen wir auch unsere Kinder impfen“, sagt die 38-jährige gebürtige Lünerin.
In diesen Tagen jedoch sehnt Carola erst einmal die Impfzulassung für Kinder ab 12 Jahren herbei, denn sie ist Lehrerein an einer weiterführenden Schule.
„Sobald klar ist, ob durch die Schutzimpfung auch Covid-19-Folgeerkrankungen verhindert werden, lassen wir auch unsere jüngeren Kinder impfen“, legt sie sich fest. Die Pädagogin informiert sich über neue Erkenntnisse, indem sie wissenschaftliche Artikel zur Impfempfehlung liest oder hierzu Podcasts hört. „Auf diesem Weg sind mein Mann und ich, gemeinsam mit unseren Kindern, bestens auf einen möglichen Impfstart vorbereitet.“
„Medizinisches Ziel sollte im Vordergrund stehen“
Dass ein großes Interesse an einer Covid-19-Impfung für die Jüngeren besteht, merkt auch Ulrike Foertsch in ihrer Kinderarztpraxis in Selm. „Wir empfehlen den Eltern ihre Kinder impfen zu lassen. Wirksamkeit und Verträglichkeit sind bekannt und gut“, so die Kinderärztin. Kritisch sieht sie jedoch eine überstürzte Entscheidung mit Blick auf die Ferien und mögliche Urlaubspläne. „Das medizinische Ziel einer Impfung sollte bei einer Entscheidung im Vordergrund stehen“, so Foertsch. Die vollständige Wirksamkeit und somit der entsprechende Schutz gegen einen schweren Krankheitsverlauf, sind sowieso erst nach der zweiten Impfung gegeben.
Einige Kinderärzte, die unsere Redaktion kontaktiert hat, sehen die ganze Debatte um die Corona-Schutzimpfung für Kinder und Jugendliche sogar sehr kritisch: Für konkrete Aussagen gilt es, die Empfehlung der STIKO (Ständige Impfkommission) - ein unabhängiges Expertengremium, das Impfempfehlungen für Deutschland entwickelt - abzuwarten. Kinderärzte richten sich grundsätzlich nach den Empfehlungen der STIKO. „Vorher wird das Thema nur medienwirksam ,hochgekocht‘ und hat mit dem Praxisalltag wenig zu tun, schreibt uns einer der Kinderärzte.
Für Carola und ihre Familie ist indes klar: „Wir brauchen keine Debatte, sondern eine Entscheidungshilfe. Klare Aussagen, Informationen zur Wirksamkeit und Unbedenklichkeit des Impfstoffs sowie eine verständliche Übersicht mit Vor- und ggf. Nachteilen. Erst dann kann ich mit einem guten Gewissen meine Kinder gegen das Corona-Virus impfen lassen.“