Einschulung an der Leoschule in Lünen „Der Aufwand ist definitiv höher als früher“

Einschulung an der Leoschule: „Der Aufwand ist definitiv höher als früher“
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Die Viertklässler standen Spalier, die Erstklässler liefen hindurch. „Als kleines Kind kam einem alles so groß vor“, erinnert sich Lisa Schlösser. Sie wurde damals in der Turnhalle der Nikolaus-Groß-Schule eingeschult. Am Dienstag (8.8.) feierte die Mutter die Einschulung ihrer beiden Söhne Kian und Lenny an der Leoschule in Lünen. Genau 70 Schülerinnen und Schüler hat die Schule mit Gottesdienst, Musical und einer ersten Unterrichtsstunde willkommen geheißen worden, berichtet Schulleiter Matthias Flechtner.

So sind auch 70 verschiedene Schultüten zu sehen – selbst gebastelt oder fertig gekauft: mit Dinos, Raumschiffen, Einhörnern, Comichelden und ganz vielen Prinzessinnen. Viele der Modelle sind spektakulär und auch gut gefüllt. Lisa Schlösser packte neben Süßigkeiten auch je eine Armbanduhr für die Zwillinge ein. Früher habe es höchstens „ein paar Süßigkeiten“ gegeben, erinnert sich ihre eigene Mutter, die auch bei der Einschulung ihrer Enkel dabei ist. Eine Besonderheit sei aber gewesen, dass auch kleinere Geschwister eine Mini-Schultüte bekamen.

Einschulungen im Wandel der Zeit

Auch Özlem Cicek, Mutter des frisch eingeschulten I-Dötzchen Kaan, erinnert sich noch an ihre eigene Einschulung in der Turnhalle, allerdings an der Osterfeldschule in Lünen: „Da war noch mehr los als heute, es war noch feierlicher.“ Ihre Schultüte sei aber schlichter gewesen. „Türkis und ‚Mein erster Schultag‘ stand drauf“, sagt sie.

Bei der Einschulung seiner Tochter Özlem Cicek konnte Murat Yanpinar vor fast 30 Jahren nicht dabei sein, dafür aber nun bei ihrem Sohn Kaan.
Bei der Einschulung seiner Tochter Özlem Cicek konnte Murat Yanpinar vor fast 30 Jahren nicht dabei sein, dafür aber nun bei ihrem Sohn Kaan. © Luca Füllgraf

Für ihren Vater Murat Yanpinar ist die eigene Einschulung natürlich noch viel länger her. Er wurde in der Türkei eingeschult, bevor es 1974 für den damals 13-Jährigen mit seinen Eltern nach Deutschland ging. „Damals gab es so eine Feier zur Einschulung nicht“, sagt er. Am ersten Schultag hätten ihn seine Eltern morgens aber noch zur Schule gebracht, am zweiten Tag lief er schon alleine mit den Kindern aus der Nachbarschaft zur Schule.

Die Einschulung seiner Tochter Özlem Cicek vor fast 30 Jahren verpasste er. „Damals musste ich leider als Fliesenleger arbeiten und die Baustelle war weit weg. Darum musst meine Frau alleine hingehen“, sagt er. Auch deshalb sei er umso glücklicher, nun bei Kaan dabei zu sein. „Das ist die Einschulung meines Enkels, die möchte ich mir nicht entgehen lassen“, sagt er. Kaan sei in der Nacht vor der Einschulung ganz schön aufgeregt gewesen, erzählt seine Mutter und fügt an: „Und ich auch, er ist mein einziger Sohn.“

Der Aufwand steigt

„Ich glaube, unsere Familie ist die Ausnahme. Wir sind alle sehr entspannt“, sagt hingegen Lisa Schlösser: „Was kommt, das kommt.“ Vielleicht helfe auch, dass ihre beiden Söhne schon etwas älter sind. Lisa Schlösser entschied sich dafür, die beiden Jungen ein Jahr zurückzustellen und erst im Folgejahr einschulen zu lassen, damit sie etwas reifer sind. Auch, dass ihre beiden Söhne in zwei unterschiedliche Klassen gehen, sei kein Zufall. „Sie sind ja auch zwei unterschiedliche Personen, auch wenn sie Zwillinge sind.“

Die junge Mutter kannte die Leo-Schule bisher gar nicht, die Familie wohnt aber in der Nachbarschaft. „Der erste Eindruck ist super“, sagt sie. Ob sie sich bewusst für eine katholische Grundschule entschieden habe? „Ich bin zwar selbst evangelisch, aber vielleicht ist es hier ja etwas strenger. Das schadet ja nicht“, sagt sie.

Am ersten Schultag belässt es die Grundschule bei einer Schulstunde. „Mehr schaffen sie heute nicht“, sagt Schulleiter Matthias Flechtner. Am Mittwoch werde dann richtig mit dem Schulalltag gestartet. Als Lisa Schlössers Sohn Lenny aus seiner ersten Stunden kommt, berichtet er stolz: „Ich hab einem Jungen geholfen, die Toilette zu finden.“ Außerdem sitze er ganz vorne. „Ich saß immer hinten“, erinnert sich seine Mutter.

Danach geht es für die Familie nach Hause, denn es gibt Kaffee und Kuchen. „Schade, dass die Freunde nicht kommen können, weil sie in der Schule oder im Kindergarten sind“, sagt Lisa Schlösser. Sie ist sich sicher: „Der Aufwand, der heute für eine Einschulung betrieben wird, ist definitiv höher als früher.“ Als sie einen Tag zuvor bei der Bäckerei vorbeischaute, wo sie eine Torte für die Einschulung ihrer beiden Söhne bestellt hatte, habe schon die ganze Auslage voll mit bunt beschriebenen Torten wie für eine Hochzeit gestanden.

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