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Eheversprechen als Mutmacher: Lüner Paar heiratet auf Intensivstation
Klinik am Park
Auch eine schwere Erkrankung kann ihre Liebe nicht erschüttern. Auf der Intensivstation haben Eva (61) und Karl Salewski (80) geheiratet. Die Hochzeit soll Kraft und Mut geben.
Es ist ein außergewöhnlicher Moment. Nicht nur für Eva und Karl Salewski. Das Paar aus Lünen, das seinen richtigen Namen nicht öffentlich machen möchte, kennt sich seit 20 Jahren. Heiraten wollten die beiden schon länger. Dass es eine Hochzeit auf der Intensivstation werden würde, hatten sie wohl nicht geahnt.
Schwere Lungenerkrankung mit Operation
Karl Salewski hat eine schwere Lungenerkrankung. Er wurde im Lungenfachzentrum des Klinikums Westfalen in der Klinik am Park operiert. Eva ist seine große Stütze. „Wenn sie kommt, lächelt er“, sagen die Ärzte. Sie haben die Hoffnung, dass sich der 80-Jährige so weit erholt, dass er demnächst in eine Reha-Einrichtung wechseln kann. Diese Besserung war für das Paar der richtige Moment, die Beziehung durch den Bund der Ehe zu krönen. Um diesen Wunsch zu erfüllen, hatte das Klinik-Team um Oberarzt Thilo Schwesinger alle Hebel in Bewegung gesetzt. So wird am Montag (18.3.) ausnahmsweise ein Raum der Intensivstation zum Trauzimmer.
Trauung im kleinen Familienkreis
In blauem Kleid mit silberner Kette und einem leuchtend gelben Strauß Osterglocken in der Hand, steht die Braut am Intensivbett. Der Bräutigam trägt zur Feier des Tages ein weißes Hemd. Sein Sohn und ihre Tochter sind Trauzeugen. Auch die Enkelin ist dabei. Ungewöhnlich: Wer ins Trauzimmer möchte, muss sich vorher die Hände desinfizieren. So ist das auf einer Intensivstation.
Auch für Standesbeamtin Barbara Martinez ist diese Eheschließung ungewöhnlich. Sie hält ihre Rede kurz, um den Patienten nicht zu belasten. „Sie haben sich den Tag anders vorgestellt. Alles war geplant. Dann hat das Schicksal zugeschlagen“, beginnt sie. „Sie kennen sich seit 20 Jahren, egal, was kommt, sie gehören zusammen. Das wollen Sie heute mit der Eheschließung besiegeln.“
Patient spricht mit den Augen
Es ist der Moment, der bei jeder Trauung der wichtige ist: Das Ja-Wort. Eva stimmt freudig zu. Karl kann nur mit seinen Augen sprechen. Anfangs strengt es ihn zu sehr an, doch dann drückt er sie fest zusammen. Klinikleiter Oliver Niggemann überreicht dem Paar einen Blumenstrauß. Die Braut schneidet die Hochzeitstorte an, es gibt Kuchen, auch für die Mitarbeiter.
Eva Salewski strahlt: „Ich möchte, dass ihm unsere Hochzeit Mut und Kraft gibt.“ Sie hofft, dass er bald wieder nach Hause und sie ihn dort betreuen kann. Die Krankenschwester hat ihren heutigen Mann kennengelernt, als sie dessen Mutter gepflegt hat. Sie war in diesem Beruf zunächst in Polen und dann in Deutschland tätig. Mal pflegt sie krebskranke Kinder, mal Erwachsene mit geistiger Benachteiligung. Durch ihre Pflege Freude auf das Gesicht zu zaubern, war für sie stets Ansporn bei einer nicht immer leichten Aufgabe.
Chefarzt: Ehewünsche bei schwerer Erkrankung nicht selten
Ehewünsche auch nach längerer Beziehungszeit seien nicht so selten im Umfeld schwerer Erkrankungen, erzählt Dr. Burkhard Thiel, Chefarzt der Thoraxchirurgie und Leiter des Lungenfachzentrums. Manchmal werde eine Trauung auch direkt vor einer schweren Operation vollzogen, aus Sorge, den Bund sonst nicht mehr besiegeln zu können.
Bei Eva und Karl Salewski sei es genau anders herum. Die Besserung habe Mut zu diesem Schritt verliehen.
Lünen ist eine Stadt mit unterschiedlichen Facetten. Nah dran zu sein an den lokalen Themen, ist eine spannende Aufgabe. Obwohl ich schon lange in Lünen arbeite, gibt es immer noch viel zu entdecken.
