Dortmunder hat verunglückten Lüner wiederbelebt „Er war eiskalt, als ich ihn fand“

Dortmunder hat verunglückten Lüner wiederbelebt: „Er war eiskalt, als ich ihn fand“
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Ein 67-jähriger Mann aus Dortmund-Brechten hat einem 66-jährigen Lüner am Freitag, 31. März, das Leben gerettet. Er war es, der die lebensrettenden Maßnahmen für den verunfallten Radfahrer einleitete. Zunächst hieß es von der Polizei, dass zwei Frauen an der Rettung beteiligt waren. Dem 67-jährigen war das – wie er nun sagt – ganz recht. Aufmerksamkeit wolle er nicht, für ihn zählte einfach, dass der Lüner lebt. Daher möchte er lediglich J. W. genannt werden. In einem persönlichen Gespräch schildert er, wie der Unfall wirklich ablief.

Als der 67-jährige Brechtener auf der Kanalbrücke bei der Straße Buchenberg ankam, standen dort schon zwei Autos mit Warnblinker. Das schildert W. aus dem Gedächtnis. Er stieg aus seinem Wagen, um sich anzusehen, was los war. Und sah einen älteren Herren unter seinem Fahrrad liegen. „Er war schon ganz blau, atmete nicht und war eiskalt, als ich ihn fand.W. hat, ohne zu zögern, Erste-Hilfe-Maßnahmen eingeleitet.

Geballte Zivilcourage

„In dem Moment habe ich nicht groß nachgedacht und habe einfach gehandelt“, sagt Herr W., der seinen Aussagen nach schon einmal in einer solchen Situation war. Die Beteiligten, unter anderen drei Handwerker, wussten augenscheinlich nicht, wie man sich am besten um den Mann kümmert, erinnert sich W. „Vielleicht war da auch einfach die Scheu vor dem vermeintlichen Toten“, vermutet er. Trotzdem will der Brechtener die Handwerker loben. Sie haben den Notruf gewählt und sobald er sie um Hilfe bat, direkt mitgeholfen.

Kurz danach kam die 33-jährige Lünerin aus der Ursprungsmeldung der Polizei hinzu – eine Krankenschwester – und ging W. zur Hand. Gemeinsam brachten sie ihn in die Seitenlage, holten das Erbrochene aus seinem Hals. Weil der Mann dennoch nicht atmete und auch der Puls nicht spürbar war, drehten sie ihn wieder auf den Rücken und starteten die Herz-Lungen-Reanimation.

Bei der 65-jährigen Dortmunderin aus dem Bericht der Polizei handelte es sich um die Frau von W. „Mich scheint die Polizistin, die die Daten aufgenommen hat, gar nicht gesehen zu haben.“ Das sei aber nicht schlimm gewesen. So habe er weiterhin helfen können. Denn als der Notarzt kam, war die Notlage noch lange nicht vorbei.

Intensiv-Versorgung am Unfallort

„Bevor der Notarzt kam, habe ich dem Mann noch ein Kissen aus dem Auto geholt, damit er nicht mit dem Kopf auf dem Stein liegt“, sagt W. Eine Rettungsdecke, die er noch im Kofferraum gehabt hätte, sei nicht mehr nötig gewesen. Der Notarzt war da.

Sofort wurde es hektisch, erzählt Herr W: „'Wir müssen sofort intubieren' hat der Arzt seinen Kollegen zugerufen“, erinnert er sich. Es ging alles so schnell, dass anfangs etwas Chaos ausbrach, doch die zivilen Helfer inklusive W. hätten den Sanitätern so gut geholfen, wie sie konnten. „Man hat uns ein Lob ausgesprochen“, sagt W. und möchte es gleich zurückgeben: „Sowohl die Polizei als auch die Ärzte waren auf Zack. Ganz toll.“

Alles hinterlässt Spuren

Zu Hause angekommen, musste W. das Erlebte erst einmal verarbeiten. „In der Situation war ich ruhig. Ich wusste aus der Vergangenheit, man kann nichts falsch machen. Lieber bricht man jemandem in Not eine Rippe bei einer Herz-Lungen-Massage, als dass er stirbt.“ Nachdem alles vorbei war, habe er jedoch gezittert.

Etwas schlimmer sei es seiner Frau ergangen. Nachdem die beiden den Vorfall durchlebt haben, musste zunächst ein bisschen Ruhe und Erholung her, so J. W. Ein paar Tage später sei alles wieder beim Alten. W. ist froh, nicht direkt beim Unfall erwähnt worden zu sein. Ohne seinen Sohn hätte auch diese Redaktion nie von der Rolle erfahren, die W. an diesem Freitagnachmittag gespielt hatte.

Er möchte mit diesem Bericht nur eines: Menschen dazu inspirieren, es ihm gleichzutun. Und Menschen, die sich in der Not befinden, zu helfen. Wie es dem Lüner aktuell geht, konnte diese Redaktion nicht in Erfahrung bringen. W. hoffe allerdings, dass seine Hilfe etwas gebracht und der Mann überlebt habe.

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