DLRG besorgt über Schwimmfähigkeit von Kindern „Problem vor allem zwischen 8 und 12 Jahren“

DLRG besorgt über Kinder-Schwimmfähigkeit: „Problem zwischen 8 und 12 Jahren“
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Zu Beginn der Coronazeit, im Herbst 2020, fragte die Stadt Lünen die Bürger: „Wie viele Grundschüler können eigentlich schwimmen. Und wie viele nicht? Und wenn nicht: Wieso?“ Die Ergebnisse waren nicht gut. Die Schwimmfähigkeit sinkt prozentual, vor allem bei Kindern mit Eltern von schlechter Bildung oder von Eltern mit Migrationshintergrund. Neue Studien belegen diesen Trend, der sich durch die Coronazeit noch verschlimmert habe. Dennis Nehring, stellvertretender Chef der Lüner DLRG, nimmt die Entwicklung mit Sorge ebenfalls wahr.

„Seitdem die Ergebnisse der Befragung im Jahr 2021 veröffentlicht wurden, ist – meines Wissens – nichts in dieser Stadt verändert worden“, sagt Nehring. Er wolle – wegen Corona – niemandem einen Vorwurf machen. „Jetzt sind wir aber an dem Zeitpunkt, dass man sich Gedanken machen muss, wie man den Status Quo verändert.“ Er sieht die Politik in der Verantwortung, möchte die Situation aber einordnen.

Der Sprung ins kühle Nass muss geübt sein.
Der Sprung ins kühle Nass muss geübt sein. © Maximilian Konrad

Nichtschwimmer werden Älter

„Wir haben immer mehr Kinder, die schon zur weiterführenden Schule gehen und nicht schwimmen können. Gerade in der Altersgruppe von 8 bis 12 Jahren ist der Bedarf an Schwimmkursen gestiegen“, sagt Nehring, „Mit den aktuellen Kapazitäten im Lippebad und den immer höheren Anmeldezahlen ist es schwer, den Bedarf zu decken. Kurs- und Wasserzeiten sind von uns auf den Punkt gefüllt.

Ein weiterer Punkt ist das Alter der Fast-Teenager: „Man kann sie schwer zu den ganz Kleinen packen. Das ist ja vielleicht auch schambehaftet, wenn man noch nicht schwimmen kann. Für die Kurse der Älteren ist die Uhrzeit das Problem.“ Die Kurse für Erwachsene seien nämlich immer recht spät am Abend.

Nichtschwimmer gegen Schwimmer

Für Hugo Becker, den Vorsitzenden des Sportausschusses und des Bäder-Beirats, ist das ein bekanntes Problem: „Das Thema ist bei uns natürlich präsent. Wir haben es nicht aus den Augen verloren, wir haben da allerdings einige Probleme.“ Ein Problem sei, dass die Schwimmfähigkeit einen direkten Bezug zu den Eltern hat. „Man kann niemanden zwingen, seinem Kind schwimmen beizubringen“, sagt er.

Eine weitere Befragung sei erstmal nicht geplant: „Wir glauben nicht, dass sich zur letzten Umfrage viel geändert hat.“ Während Corona habe man in Lünen einige Maßnahmen ergriffen, die das Problem minimieren, indem man das Lippebad selbst in der Pandemie für Kurse offengehalten hätte.

Hugo Becker ist Vorsitzender des Sportausschusses und des Bäder-Beirats.
Hugo Becker ist Vorsitzender des Sportausschusses und des Bäder-Beirats. © Foto: SPD

Man werde alle Vorschläge annehmen und besprechen, sagt Becker. Auch den von Dennis Nehring: „Man könnte Kurse auch während der normalen Öffnungszeit anbieten und nur das Becken abtrennen. Solange bis die Warteschlange der Kursanmeldungen abgearbeitet ist.“ Becker: „Hier müsse man abwägen. Auch Seepferdchen sind noch lange keine Schwimmer. Wenn wir die Öffentlichkeit einschränken, schränken wir auch Schwimmanfänger ein, mit ihren Familien Schwimmen zu gehen und dadurch die nötige Übung zu behalten.“

Eltern in der Verantwortung

Wie man das Problem, dass immer weniger Kinder und Jugendliche schwimmen können, löst, weiß Becker nicht genau: „Wenn Eltern sich da einfach nicht kümmern, kann man nichts machen.“ Dass Schwimmunterricht in Schulen halte er für richtig, spricht an dem Punkt aber auch den Lehrermangel an.

„Wir sehen die letzten Jahre im Besonderen, dass Unterricht – auch Schwimmunterricht – immer häufiger ausfällt“, sagt er. Ein Problem, was sogar Vereine haben: „Den Mangel gibt es ja auch bei Schwimmlehrern. Viele machen das nebenbei. Arbeiten noch oder studieren.“ Auch das habe Auswirkungen auf die Schwimmkurs-Kapazitäten.

Hugo Becker schließt aus, dass die Schließung der Schwimmbäder Lünens in den vergangenen zwanzig Jahren die Kapazität für Schwimmkurse maßgeblich beeinflusst hätte: „Das haben wir durch verlängerte Öffnungszeiten ausgeglichen. Ein Erhalt maroder Schwimmbäder, wäre keine Lösung gewesen.“

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