Die nordrhein-westfälische Bildungsministerin Dorothee Feller hat am Montag (4. September) verkündet, dass an Berufskollegs im Land künftig dauerhaft ein Teil des Unterrichts aus der Distanz möglich sei. In einer Pressemitteilung des Ministeriums erläutert Feller, dass der Wunsch „nach einer festen und dauerhaften Verankerung“ mehrfach an das Schulministerium herangetragen worden sei. Zeitlich befristet ist Distanzunterricht jetzt schon möglich, auch unabhängig von Corona. Bisher mussten Schulleitungen allerdings einen Antrag darauf stellen. Ab sofort soll der Unterricht aus der Ferne auch antragslos möglich sein.
„Wir haben das schon im letzten Schuljahr bei Schülern im Bereich der Fachhochschulreife genutzt, und zwar in einem Pilotprojekt. Das hat sehr gut geklappt, auch bei Studierenden im Erzieherbereich“, sagt Rita Vonnahme, Schulleiterin am Lippe-Berufskolleg Lünen. Nach der Corona-Pandemie hätten die Schulen die Möglichkeit gehabt, den Distanzunterricht auch weiterhin anzumelden. Das sei für dieses Schuljahr aber nicht erfolgt.
Am Freiherr-vom-Stein Berufskolleg in Werne wird der Distanzunterricht in der Fachschule für Umweltschutztechnik angeboten. Dazu Schulleiter Jürgen Artmann: „Die angehenden Technikerinnen und Techniker werden über einen Zeitraum von vier Jahren an drei Abenden in der Woche unterrichtet. An jeweils einem Tag findet Distanzunterricht statt. Somit entfällt für einen Tag in der Woche die oftmals auch recht weite Anreise und das Schulgebäude kann am Abend geschlossen bleiben. Wir haben mit diesem Modell bisher sehr gute Erfahrungen gemacht.“

Nach den Herbstferien
Um Schüler und Studierende in den Distanzunterricht zu schicken, sei Vorbereitung nötig. In Lünen sei daher im vergangenen Schuljahr bis zu den Herbstferien geübt worden. Nach den Ferien konnte dann ein Tag in der Woche Distanzunterricht in den Kernfächern angeboten werden.
„Durch Corona sind wir im Bereich Digitalisierung sehr gut aufgestellt mit Tools und einer eigenen Lernplattform“, so Vonnahme weiter. Dennoch könne nicht pauschal jede Klasse in den Distanzunterricht gehen. „Wir fangen immer gerne klein an und evaluieren. Wir müssen gucken, was sich für den Distanzunterricht anbietet.“ Kreative Fächer wie Kunst und Musik, aber auch Sport fallen eher raus. „Wir haben es auch nicht in Politik gemacht, weil da doch eher diskutiert und recherchiert werden muss“, führt die Schulleiterin weiter aus.
Grundsätzlich dafür
Der Entwurf des Schulministeriums sieht vor, je nach Bildungsgang, einen Anteil zwischen 20 und 40 Prozent Distanzunterricht anzubieten. Der Höchstumfang orientiere sich dabei an den Zielen und der Dauer sowie am Alter und der Selbstständigkeit der Schüler und Studierenden in den jeweiligen Bildungsgängen.
„Die anstehenden Änderungen in der APO-BK (Ausbildungs- und Prüfungsordnung) müssen von uns nun auch erst einmal gesichtet und bewertet werden. Dabei muss beachtet werden, dass es sich dabei um einen Entwurf handelt der nun in die sogenannte Verbändebeteiligung geht. Grundsätzlich begrüßen wir eine höhere Flexibilität beim Einsatz von Distanzunterricht“, sagt Jürgen Artmann.
Mehr als die maximalen 40 Prozent aus der Distanz machen nach Rita Vonnahmes Ansicht auch wenig Sinn: „Wir haben erkannt, wie wichtig der Präsenzunterricht ist, um andere Kompetenzen im Selbstständigkeits- und Persönlichkeitsbereich noch zu stärken.“
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