Hebamme Natascha Schäfer hat Hunderten von Babys auf die Welt geholfen. Jetzt geht die dienstälteste Hebamme des St. Marien Hospitals in den Ruhestand - mit Wehmut. © Bartels

St. Marien Hospital

Dienstälteste Hebamme Natascha Schäfer hört auf: 42 Jahre im Babyglück

Bei Natascha Schäfer (63) ist jeden Tag Geburtstag. Seit 42 Jahren. Für die dienstälteste Hebamme des St. Marien Hospitals ist das ihr größtes Glück. Wenn sie in Rente geht, fließen Tränen.

Lünen, Werne

, 08.02.2022 / Lesedauer: 3 min

Sie gilt als die „Frau mit dem goldenen Herzen“. Schon ihre Ur-Ur-Uroma hat im Dorf Babys auf die Welt geholfen. Damals gab es den Beruf der Hebamme noch gar nicht, wohl aber kundige Frauen. Natascha Schäfer hätte sich nie etwas anderes vorstellen können. „Es strahlt so viel Glück von Mutter und Kind zurück“, sagt sie. Seit 42 Jahren steht sie den Müttern in dem besonderen Moment der Geburt zur Seite. Inzwischen ist sie die dienstälteste Hebamme im St. Marien Hospital. Eigentlich will Natascha Schäfer gar nicht ans Aufhören denken, doch am 9. Februar wird sie zum letzten Mal im Kreißsaal sein. Dort, wo sie Tage, Nächte und Wochenenden verbracht hat, um immer wieder das Wunder einer Geburt zu begleiten. „Das hält mich jung und fit“, sagt sie und ist ganz sicher: „Wenn ich zur Ruhe komme, werde ich alt.“

Auch das hat Hebamme Natascha Schäfer erlebt: Kiara, das sechste Kind von Sabrina Scholze, wurde auf der Trage im Rettungswagen geboren. Teddy, Kuschelkissen und Blumen gab es von der Feuerwehr. © Eickelmann © Eickelmann (A)

In Russland hat Natascha Schäfer ihre Ausbildung gemacht, mit 30 kam sie samt Mann und zwei Töchtern nach Deutschland. Zunächst arbeitete sie in der Geburtshilfe des St. Christophorus Krankenhauses Werne, bis die Abteilung 2004 schließen musste und alle Beschäftigten nach Lünen wechselten. Als erfahrene Hebamme ist Natascha Schäfer selten sprachlos. Doch beim Blick auf die Waage eines kleinen Jungen aus Capelle musste sie staunen: Nach einer wunderbaren Geburt ohne Komplikationen lag ein Baby mit 5820 Gramm vor ihr. Wieder so ein Moment, in dem aus Glück Dankbarkeit wird. „Alles ist gut gegangen.“

Trend zur natürlichen Geburt

Vor 40 Jahren habe Geburtshilfe noch ganz anders ausgesehen: Keine Schmerzmittel, keine PDA-Narkose und Nähte ohne Betäubung. Inzwischen gehe der Trend zur natürlichen Geburt. Junge Frauen bekommen ihre Babys in der Hocke oder im Stehen, wollen fühlen, miterleben und stillen. „Es ist großartig, was Mütter leisten“, sagt Natascha Schäfer. Sie unterstützt sie mit Ölen, die einmassiert werden. Mit schwarzem Kaffee, der den Damm butterweich macht, damit es bei der Geburt zu möglichst wenig Verletzungen kommt. Sie ist jedes Mal stolz auf die Frauen, wenn sie alles gut überstanden haben.

Helfer-Gen liegt in der Familie

Das Helfer-Gen hat sie übrigens an ihre Tochter weitergereicht. Sie arbeitet auf einer Intensivstation in Frankfurt und begleitet Sterbende. „Ich stehe am Anfang und sie am Ende des Lebens“, sagt Natascha Schäfer. Im Ruhestand wird sie auch weiterhin junge Mütter zuhause betreuen und sich vor allem um ihre drei Enkel kümmern. Die große Abschiedsfeier mit vielen Wegbegleitern muss aufgrund der Corona-Situation ausfallen. Jetzt wird Natascha Schäfer nur mit wenigen Kolleginnen und Ärzten zusammen sein. Sie weiß heute schon: „Da fließen Tränen.“ Vor dem endgültigen Abschied hat sie richtig Bauchschmerzen. Nicht nur das Klinikpersonal, auch viele Mütter werden die „Frau mit dem goldenen Herzen“ vermissen.
Jetzt lesen
Jetzt lesen

Vielen Dank für Ihr Interesse an einem Artikel unseres Premium-Angebots. Bitte registrieren Sie sich kurz kostenfrei, um ihn vollständig lesen zu können.

Jetzt kostenfrei registrieren

Einfach Zugang freischalten und weiterlesen

Werden auch Sie RN+ Mitglied!

Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.

Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung

Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung durch Klick auf den Link in der E-Mail, um weiterlesen zu können.
Prüfen Sie ggf. auch Ihren Spam-Ordner.

E-Mail erneut senden

Einfach Zugang freischalten und weiterlesen

Werden auch Sie RN+ Mitglied!

Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.

Sie sind bereits RN+ Abonnent?
Jetzt einloggen