„Die vier heiligen drei Könige“ im Hilpert-Theater Publikum feiert Darsteller mit viel Applaus

„Die vier heiligen drei Könige“: Publikum feiert Darsteller mit viel Applaus
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Auch wenn Weihnachten nicht mehr weit ist. Mit der Weihnachtsgeschichte der Bibel hatten die „Die vier heiligen drei Könige“, die das Amateurtheater Seitensprung am Wochenende (11./12.November) im Heinz-Hilpert-Theater präsentierte, absolut nichts zu tun. Hier handelte es sich um vier abgehalfterte Show-Größen, die in einer Alten-Wohngemeinschaft (WG) ein tristes Dasein führten. Und die eine mitfühlende Putzfrau zurück ins Leben und ins Showgeschäft holen wollte. Dass das, trotz professioneller Hilfe, nicht einfach war und zu allerlei Verwirrungen und Verwicklungen führte, konnten die mehr als 1000 Gäste der zwei Vorstellungen in jeweils gut zwei vergnüglichen Stunden erleben.

"Marmor, Stein und Eisen bricht". Die Abschlussrevue in aufwendigen Kostümen.
"Marmor, Stein und Eisen bricht". Die Abschlussrevue in aufwendigen Kostümen. © Foto Textoris

Putzfrau überrascht

Der Beginn erinnert ein wenig an Becket, an „Warten auf Godot.“ Drei alte Herren, Karl-Heinz (Dirk Quernheim), Heinz (Klaus Ahmann) und Karl (Thomas Köppeler) starren in ihrem ereignislosen Nichtstun ins Weite, starren, bis der Hals wehtut. Kommunikationsversuche scheitern. „Hast du was gesagt?“-„Nein, das war gestern.“ Der dritte fühlt sich bereits von dieser Schmalspurunterhaltung gestört und will seine Ruhe. Mit der ist es aber erst recht vorbei, als der Vierte im Bunde, der immer hormongesteuerte Herbert (Udo Malinowski) von seinem Besuch im Park zurückkommt und von seinen Frauenbegegnungen schwärmt. Putzfrau Marianne (Susanne Westrup) beschließt nach einem heimlich belauschten Gespräch, sich der Herren anzunehmen. Sie holt sich Hilfe bei ihrer Freundin Yvonne (Nina Henning), einer ehemaligen Regisseurin und Justin (Dennis Jörissen), der aus der ganzen Aktion ein Theaterprojekt für seine Examensarbeit machen will.

Starren bis der Hals weh tut: Ein wenig Loriot, Godot und Muppet Show. (Dirk Quernheim, Klaus Ahmann,Thomas Köppeler v.l.)
Starren bis der Hals weh tut: Ein wenig Loriot, Godot und Muppet Show. (Dirk Quernheim, Klaus Ahmann,Thomas Köppeler v.l.) © Foto Textoris

Millowitsch lässt grüßen

Da die ehemaligen Stars erst von ihrem Glück überzeugt werden müssen, Widerstand in unterschiedlicher Stärke dem Projekt entgegen bringen und sich über Nichtigkeiten streiten, ergeben sich fortwährend Situationen, die das Publikum belustigen, Lacher erzeugen und auch Zwischenapplaus einbringen. Wie einst im legendären Millowitsch Theater in Köln scheuen sich die Theaterakteure auch nicht, das Spektakel auf die Spitze zu treiben. Den vier männlichen Akteuren gelingt es sehr gut, die unterschiedlichen Charaktere der Hauptpersonen darzustellen: Dirk Quernheim als Nörgler und Quertreiber, Udo Malinowki als Schlagertexte zitierender Sonnyboy, der sich selbst mehr als Frauenheld sieht als die von ihm angebeteten Frauen, Thomas Köppeler als Selbstzweifler, dem es gelingt, dem Lied von der Elisabeth mit den schönen Beinen nicht einen einzigen richtigen Ton abzugewinnen und Klaus Ahmann, der mal Schalk, mal Mitläufer und dann wieder Antreiber ist.

Ob sich das Projekt verwirklichen lässt? (Nina Henning und Susanne Westrup)
Ob sich das Projekt verwirklichen lässt? (Nina Henning und Susanne Westrup) © Foto Textoris

Funktionales Bühnenbild

Dennis Jörissen als Projektleiter muss zusehen, dass ihm die Fäden nicht aus der Hand gleiten, oft steht er kurz vor dem Aufgeben. Zum andern füllt er noch die Rolle des Moderators für das Publikum aus. Susanne Westrup bringt als Putzfrau Berliner Schnoddrigkeit, Warmherzigkeit hinter einer rauen Schale und jede Menge Pragmatismus auf die Bühne. Nina Henning als Yvonne zeigt, wie eine attraktive junge Frau ältere Herren nach ihrer Pfeife tanzen lassen kann, wie man ihnen aber auch bei Anzüglichkeiten und plumpen Annäherungen auf die Finger klopft.

Aufwendig gestaltet und gleichzeitig funktional war das Bühnenbild, das im Gegensatz zu dem hektischen Bühnengeschehen Ruhe ausstrahlte. Beeindruckend waren die Schminkleistungen von Alexia Sliwinski und Nina Henning und die Frisuren von Alex Middel. Ein wahrer Hingucker waren die Kostüme in der Schlussrevue, die von einem professionellen Kostümverleiher aus Dortmund stammten. Das gesamte Stück zeigte die Handschrift von Regisseurin Lisa Quernheim. Das Publikum belohnte das Ensemble mit anerkennendem Applaus und bekräftigenden Zurufen und beim anschließenden „Meet and greet“ im oberen Foyer mit Glückwünschen und Umarmungen.