Die 150-jährige Eisenbahngeschichte in Lünen Drei Bahnhöfe, tausende Fahrkarten und Polizeischutz

150-jährige Eisenbahngeschichte: Drei Bahnhöfe, tausende Fahrkarten und Polizeischutz
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Lünen und die Eisenbahn ist ein ganz besonderes Kapitel. Als 1825 der erste Zug mit einer Dampflokomotive in England über die Schienen rollte, war das Transportmittel für die industrielle Revolution geboren. Zehn Jahre dauerte es dann noch, bis auch in Deutschland der erste Zug seinen Betrieb aufnahm.

In Preußen war man zurückhaltend, denn man befürchtete, dass die Eisenbahn den Schiffen die Kohletransporte wegnehmen könnte. In der Bevölkerung hatte man Angst, sah man doch die fauchenden Dampfrösser als Werk des Teufels an. Zudem warnten renommierte Ärzte davor, dass Fahrgäste und Anwohner durch den Lärm und die hohe Geschwindigkeit geisteskrank werden könnten.

Anfänge der Bahngeschichte

Ein erster Plan für eine Strecke von Hörde nach Lünen wurde verworfen. Ziel war es, Kohle und Eisen zur Lippe zu bringen, um es dann per Schiff weiter nach Holland zu verfrachten. Die Lüner Lippe war seit 1818 ein wichtiger Umschlagplatz für industrielle Produkte. 1850 waren es 108 Schiffe, die auf dem Fluss unterwegs waren. Auf den Frachtscheinen war zu lesen: „Dortmund bei Lünen“. Allerdings torpedierten die hohen Frachttarife den Weg über das Wasser zusehends.

Die Konkurrenz kam 1843 mit der Gründung der Köln-Mindener Bahngesellschaft, die eine Strecke über Lünen vorsah. Doch der Plan wurde zu Gunsten von Dortmund geändert, weil dort kostenfreier Grund für einen Bahnhof und zusätzlich 9.000 Taler zur Verfügung gestellt wurde. Lünen büßte so seinen bisherigen Verkehrsvorrang ein. Auch beim weiteren Streckenausbau blieb die Stadt lange außen vor.

Tausende Bahn-Tickets verkauft

Erst im November 1874 wurde eine Strecke von Dortmund nach Lünen eröffnet, die man in den darauf folgenden Jahren bis nach Gronau ausbaute. Auf ihr steigerte sich der Güterumsatz von anfänglich 23.000 Tonnen (1875) auf 726.000 Tonnen (1912).

Zu der nun eigenen Strecke wurde auch ein Bahnhof projektiert, der östlich der Stadt liegen sollte. Er wurde schließlich an der Ladestraße errichtet und im Mai 1905 als Lünen-Nord in Betrieb genommen. Sein Personal bestand aus vier Bahnpolizisten, einem Bahnwärter, einem Hilfswärter, einem Weichensteller und einem Nachtwächter.

Der wirtschaftliche Aufschwung Lünens durch den Bergbau und seine dadurch steigende Einwohnerzahl ließ den Verkauf von 44.000 Fahrkarten im ersten Jahr auf 193.000 Fahrkarten im Jahr 1912 hochschnellen. Durch den Bau der Strecke Dortmund-Münster gab es dann seit 1917 einen neuen Hauptbahnhof an der Münsterstraße. Das Bahnhofsgebäude Lünen-Nord wurde 1961 abgebrochen.

Der Bahnhof Preußen war bereits 1896 eröffnet worden, gebaut hatte ihn die Harpener Bergbau AG. Denn er diente als Güterbahnhof für die Zechen Preußen I und Preußen II. Die Station war so weit abgelegen und einsam, dass der Stationsbeamte an Sonn- und Lohntagen sogar Polizeischutz erhalten musste. Wegen des anwachsenden Personenverkehrs und des Streckenausbaus beschloss man, ein neues und größeres Bahnhofsgebäude zu errichten, welches am 19. Februar 1920 eröffnet wurde.

Gastronomie im alten Bahnhof

Eine weitere Streckenplanung sah ab 1887 eine Verbindung von Oberhausen über Recklinghausen und Lünen nach Hamm vor, für die sich besonders der ehemalige Bürgermeister Ernst Becker stark gemacht hatte. Zusammen mit dem Dortmund-Ems-Kanal sollte sie die nördlichen Teile des rheinisch-westfälischen Kohlereviers verbinden. 1901 wurde der Bau schließlich genehmigt, in Betrieb ging die Strecke 1905 und bescherte der Lippestadt schließlich den dritten Bahnhof: Lünen-Süd. So wurden 1912 hier am Bahnhof 106.000 Fahrkarten verkauft, in Lünen-Nord waren es 193.000 Stück und in Preußen 124.000 Tickets. 1983 ist dann der Personenverkehr am Bahnhof-Süd eingestellt worden. Ein Jahr später wurde das Bahnhofsgebäude zu einer Gastronomie umgebaut.