Der Kreis Unna hat gemeinsam mit der Stadt Hagen und der Stadt Dortmund eine öffentlich-rechtliche Vereinbarung zur Gründung einer Trägergemeinschaft mit dem Namen „Telenotarzt östliches Ruhrgebiet“ geschlossen. Das geht aus einer Pressemitteilung des Kreises Unna hervor. Im März 2023 wurde die Vereinbarung vom Kreistag verabschiedet, jetzt ist sie unterzeichnet worden und damit rechtskräftig.
„Ein Telenotarzt ist sofort verfügbar. Er muss nicht erst zur Einsatzstelle fahren. Außerdem kann er mehrere Einsätze parallel betreuen. Das System ist damit ein wichtiger Baustein im Rettungsdienst und kann im Ernstfall Leben retten. Denn im Einsatz zählt jede Minute“, so Landrat Mario Löhr, der die Vereinbarung Ende Juni unterzeichnete.

Rettungswagen werden umgebaut
Durch das Telenotarztsystem bietet sich einem Rettungsdienst am Einsatzort die Möglichkeit, einen erfahrenen Notarzt direkt zu konsultieren. Dieser muss nicht mehr erst zum Einsatzort fahren, sondern kann den Einsatz per Echtzeit-Vitaldaten-Übertragung, Sprach- sowie gegebenenfalls Videokontakt verfolgen. Das Rettungsteam vor Ort wird bei Entscheidungen unterstützt und ärztliche Versorgungsmaßnahmen werden rechtssicher an das Team delegiert.
Im Kreis Unna müssen dafür Rettungswagen mit der entsprechenden Technik ausgestattet werden. Mindestens 25 Prozent der im Dienst befindlichen Rettungsmittel müssen im ersten halben Jahr nach dem Start des Systems mit den technischen Voraussetzungen ausgestattet werden. „Der Kreis Unna hat allerdings alle Vorbereitungen dazu getroffen, mehr als das geforderte Minimum an technischer Ausstattung in den Rettungswagen vorhalten zu können“, so Nils Schauerte, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst beim Landkreis. Er ist davon überzeugt, dass der Rettungsdienst „in der nahen Zukunft noch mal deutlich verbessern wird. Nicht, dass er jetzt schlecht wäre, aber er ist ein Tool, das es noch nicht gab.“ Welche Vorteile sieht Schauerte in dem neuen System, das bereits in mehreren Landkreisen sehr erfolgreich läuft? „Keine Anfahrt an die Einsatzstelle, sondern telemedizinische Zuschaltung des Notarztes; die Besatzung des Rettungswagens (RTW) kann in Sekunden einen Kollegen im System ans Telefon bekommen und somit dann Entscheidungen treffen kann, die sie nicht alleine dürfen oder können.“

Nichts ohne Zustimmung
Schauerte betont, dass ein Patient grundsätzlich seine Zustimmung geben müsse. Lehne ein Patient die telemedizinische Versorgung ab, oder wolle nicht, dass ein Rettungssanitäter eine Infusion legt, „können wir das nicht machen.“ Aus Aachen wisse man aber, dass nur ein ganz geringer Prozentsatz diese Form der Behandlung ablehne. „Wir haben extrem gut ausgebildete Notfallsanitäter im Kreis Unna. Die tun nichts, was sie sonst auch nicht können. Wann genau das System im Kreis kommt, wisse er noch nicht. „Wir hoffen auf das kommende Jahr.“
Trägergemeinschaft wird weiter betrieben, wann es kommt, wissen wir noch nicht, hoffen auf das kommende"
Da das Telenotarztsystem ein Teil des Rettungsdienstes darstellt, werden die Kosten nach dem Rettungsgesetz des Landes NRW durch die Krankenkassen gedeckt. Aus der Pressemitteilung geht hervor, dass auch die Bezirksregierung Arnsberg grünes Licht gegeben habe: Sie habe die gemeinschaftliche Vereinbarung genehmigt.

„Spannendes Projekt“
„Das wird ein ganz spannendes Projekt. Wir gehen jetzt einfach mit der Zeit“, sagt der Sprecher der Ärzteschaft in Lünen, Arne Krüger. Der niedergelassene Allgemeinmediziner findet, dass das nun vorbereitete System „dringend notwendig ist.“ Krüger ist selbst Notarzt, wisse daher um die Anforderungen. Auch er betont im Gespräch mit der Redaktion, wie gut die Sanitäter auf den RTW ausgebildet sind.
Auch Hartmut Kröger, Leiter des Rettungsdienstes in Werne, sieht das neue Telenotarzt-System positiv. Der Kreis könne nur profitieren, da sich dieses ja bereits in anderen Landkreisen und Bundesländern durchgesetzt habe. „Da wurden viele Vorteile gesehen, unter anderem, dass Ressourcen geschont werden“, so Kröger. Notarzt-Einsätze nehmen zu, das Telenotarzt-System führe dazu, dass nicht noch mehr Notärzte physisch in den Einsatz müssten. Denn auch unter den Notärzten mache sich langsam ein Mangel bemerkbar.
Zentrale in Dortmund
Die Vereinbarung besagt, dass die Stadt Dortmund als sogenannter Kernträger des Telenotarzt-Systems eine Telenotarzt-Zentrale einrichtet und verantwortlich für deren bedarfsgerechte Ausstattung verantwortlich zeichnet. Die Vergabe zur technischen Ausstattung werde derzeit noch vorbereitet, heißt es. In der Dortmunder Telenotarzt-Zentrale sollen dann voraussichtlich ab Ende 2024 die Notärzte sitzen, die bei Bedarf vom Rettungsteam vor Ort live zugeschaltet werden können.
Es wird aber nicht so sein, das gar keine Notärzte mehr in den Einsatz fahren. Es gibt immer Situationen, bei denen ein Notarzt vor Ort sein muss, da sind sich alle Beteiligten einig.
Telenotarztsystem für den Kreis Unna: Dafür müssen jetzt Rettungswagen umgebaut werden