3000 Demonstrierende in Kamen, 4000 in Unna, 5000 in Schwerte und 2500 in Lünen. Diese Zahlen vom letzten Januar-Wochenende zeigen: Die einzigartige Welle des Protests gegen Rechtsradikalismus und Hass, die gerade durchs Land rollt, hat auch den Kreis Unna mit Wucht erfasst. Auch Lünen, die größte Stadt des Kreises. Familien mit kleinen Kindern, Jugendliche und Senioren, Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und Poahlbürger, politisch schon Engagierte und bis dahin eher Desinteressierte - sie alle hatten sich vorm Rathaus versammelt, um zu zeigen, wie wichtig ihnen Demokratie und Menschenrechte sind. Damit setzte auch Lünen ein starkes Zeichen. Dabei darf es aber nicht bleiben.
„Wir sind die Mehrheit“ war in Lünen auf mehreren Plakaten zu lesen. Keine schweigende Mehrheit mehr, sondern eine, die sich entschieden hat zum Lautsein. Da passte es hervorragend, dass viele hundert Demonstrierende in das Lied „Laut sein“ einstimmten, das das Zeug hat zur Hymne des Widerstands gegen Rechts aus der bürgerlichen Mitte. Dieses Singen und Applaudieren macht Mut, darf aber nicht vergessen machen: So beeindruckend die Demo auch war. Die Mehrheit der Lünerinnen und Lüner stand nicht auf dem Marktplatz. Viel schlimmer: Die Mehrheit der Lünerinnen und Lüner stand bei der jüngsten Wahl, der Landtagswahl 2022, nicht einmal in der Wahlkabine.
Die Wahlbeteiligung lag gerade einmal bei 48 Prozent - noch 7,5 Prozentpunkte niedriger als im Landes-Durchschnitt, der einen historischen Tiefstand erreicht hatte. Die Lüner Zustimmung zur rechtsextremen AfD lag mit 7,7 Prozent indes über dem Landesdurchschnitt (5,4 Prozent): ein Spitzenwert im Kreis Unna. Sicher, das ist noch lange keine Mehrheit, aber allemal Anlass zur Sorge. „Laut sein“ gegen Rechts lässt sich nicht nur singen, sondern auch im Alltag leben. Und wählen.
Viele Bilder : Eindrücke von der Demo gegen Rechts in Lünen
Beste Plakate der Demo gegen Rechts in Lünen: „Wir tanzen nicht nach braunen Pfeifen“
Video: Die ganze Demo gegen Rechts in Lünen: „Menschenrechte statt rechte Menschen“
