Dem Leserbriefschreiber Andreas Becker kann ich in einem Punkt zustimmen: Die Beratung eines Bürgerantrags sollte in angemessener Zeit erfolgen. Zum Thema „Live-Übertragung“: Wenn während meiner 20-jährigen Ratsmitgliedschaft und der zusätzlich 15-jährigen Mitgliedschaft in einem Ausschuss als sachkundiger Bürger ein Antrag auf Live-Übertragung gestellt worden wäre, hätte ich mich dagegen ausgesprochen. Und das hat nichts mit fehlender „Wertschätzung“ der Bürger zu tun.
Obwohl ich kein Nutzer dieser häufig so genannten „asozialen Medien“ bin, bekomme ich allerdings mit, was sich dort an Schäbigkeiten bis hin zu Verbrechen abspielen. Da sehe ich dann für einige Intensivnutzer dieser Medien ein weites Feld von Möglichkeiten, wie sie mit der gewünschten Transparenz und Bürgernähe umgehen können. Differenziert zu bewertende Themen gibt es ja reichlich - und sie werden hoffentlich mit dem gebotenen Respekt dem politischen Gegner gegenüber ausgetragen. Zum Wohle der Demokratie. Und die soll gestärkt werden durch Live-Übertragungen im Internet? Da habe ich meine Zweifel.
Wertschätzung wäre sinnhafter
Vorschlag: Da sollten dann der Einfachheit halber von allen Sitzungsakteuren die persönlichen Daten einschließlich Telefonnummer, Email - und Postadresse eingeblendet werden, damit es leichter fällt, dem missliebigen Debattenredner mal so richtig vom heimischen PC aus was „kommen zu lassen“.
Wer wird dann eigentlich öffentlich noch seinen Mund aufmachen, wenn er damit rechnen muss, dass der gemeine „Wutbürger“ und „Querdenker“ ihm mal so richtig seine Meinung geigt?
Nebenbei: Zum Glück gibt es noch Menschen, die sich ehrenamtlich auf unterschiedlichen Feldern - auch der Kommunalpolitik - zum Wohle der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger einsetzen. Ob der Leserbriefschreiber durch vergleichbares Engagement die Wertschätzung seiner Mitbürgerinnen und Mitbürger zum Ausdruck bringt, ist mir nicht bekannt. Es wäre sinnhafter als eine Live-Übertragung aus dem Ratssaal.
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