Die Tage der Kohlekraftwerke sind gezählt. Das Steag-Kraftwerk in Lünen ist vom Netz, das Gersteinwerk in Werne-Stockum feuert nicht mehr mit Kohle. Das hat Folgen für den Kohletransport auf dem Datteln-Hamm-Kanal (DHK). Zunehmend weniger Schiffe sind mit Kohle unterwegs. Da stellt sich die Frage, ob der teure Kanalausbau auf Lüner Gebiet noch zeitgemäß ist?
44 Millionen Euro soll die geplante Verbreiterung der Wasserstraße zwischen Stadthafen und Preußenhafen kosten. Es sind die letzten drei Kilometer auf der 35 Kilometer langen Ausbaustrecke des Kanals von Datteln bis Hamm, die noch nicht auf die modernen Transportgiganten ausgelegt sind. Die heute üblichen XXL-Schiffe können 2100 Tonnen laden und sind damit wirtschaftlicher als die auch noch verkehrenden Europaschiffe, die nur 1350 Tonnen an Bord nehmen können.
Doch die Schifffahrt wird in Lünen ausgebremst. Zwischen dem Stadthafen und dem Preußenhafen ist es zu eng. Ein Nadelöhr für die Pötte. Wenn einer durch will, muss der andere warten. Jeweils für eine Stunde ist nur eine Richtung freigegeben. Das behindert den Schiffsverkehr. Zeit ist Geld. Daher gibt es seit Jahren den Plan, die Wasserstraße durchgängig befahrbar zu machen und auf Euro-Norm zu trimmen - damit sogar 185 Meter lange Schubverbände und übergroße Motorschiffe von 135 Metern durchkommen. Dafür muss der Kanal 55 Meter breit und 2,80 Meter tief sein, heute sind es 2,50 Meter.
Wichtiger Wirtschaftsfaktor

Das Wasserstraßen-Neubauamt Datteln hält an den Ausbauplänen fest. Auch wenn auf dem 1914 eigens für den Kohletransport gebauten Kanal heute weniger Kohle verfrachtet wird. „Neben den ehemaligen Kohlehäfen haben sich am DHK weitere Hafenstandorte etabliert, die unabhängig von der Kohle verschiedene Güter umschlagen“, sagt dazu Karl Funke vom Wasserstraßen-Neubauamt Datteln und nennt die Stadthäfen Hamm und Lünen. Sie würden zu den größten Kanalhäfen des Landes gehören und seien wichtige Wirtschaftsfaktoren der Region.
Die Wasserstraße sei für die Ansiedlung von Unternehmen heute ein Standortvorteil. Funke verweist in dem Zusammenhang auf den trimodalen Umschlag von Straße, Schiene und Wasser. Dabei komme der Wasserstraße eine wichtige Rolle zu.
Sein Blick geht weiter in die Region: Auch nach Wegfall der Kohletransporte sei es volkswirtschaftlich sinnvoll, die geplanten Ausbaumaßnahmen am Datteln-Hamm-Kanal fertigzustellen. Dann könne die Region von der modernen Binnenschifffahrt profitieren. Denn auch das übrige westdeutsche Kanalnetz mit dem Dortmund-Ems-, Wesel-Datteln- und Rhein-Herne-Kanal würde für die neuen Schiffsgrößen ausgebaut.
Baustart soll 2026 sein

Der abgeschlossene Neubau der Brücken Bergstraße und Gahmener Straße im vergangenen Jahr ist Voraussetzung für die Fortsetzung der Kanalerweiterung bis zum Preußenhafen. Das Wasserstraßen Neubauamt rechnet mit einem Ausbaustart 2026. Die Arbeiten für den drei Kilometer langen Abschnitt sollen in einem Auftrag vergeben werden. Sie werden vier Jahre dauern.
In den Kosten von 44 Millionen Euro sind Grunderwerb, Entschädigung, Anpflanzungen und Kampfmittelbeseitigung enthalten. Für die Kanalerweiterung ist vor drei Jahren das Freibad Gahmen abgebrochen worden, das der SV Lünen 08 dort bis 2017 betrieben hatte. Ursprünglich war das Wasserstraßen-Neubauamt mal davon ausgegangen, dass der Kanal 2016 durchgängig zweispurig befahrbar sei. Jetzt wird es wohl erst 2030 soweit sein.
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