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Tiefstand bei Keuchhustenfällen: Kinderärzte nennen die Gründe
Erkrankungen im Kreis
Keuchhusten kann eine gefährliche Erkrankung sein. Seit einiger Zeit gehen die Fälle zurück. Das hat mehrere Gründe, erklären Ärzte. Vorbeugen sollte man im Kindesalter - aber nicht nur.
Ein Grund ist die Corona-Pandemie: Auch im Kreis Unna sind die Keuchhustenfälle auf einem Tiefstand angekommen. Insgesamt wurde im vergangenen Jahr im Kreis Unna nur ein Infektionsfall gemeldet. 2019 waren es 26 Fälle, wie die AOK NordWest unter Berufung auf das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin mitteilt.
Gegen Keuchhusten wird verstärkt geimpft
„In der vergangenen Zeit hatten wir wenig Fälle“, sagt auch Dr. Ayten Imren-Özden, die mit Dr. Mareike Schober eine Praxis an der Königsheide 9 in Lünen-Brambauer im Kreis Unna betreibt. Generell seien die Menschen weniger von Infekten betroffen. „Durch die Impfdiskussion um Corona sind auch die Standardimpfungen wieder mehr in den Fokus gerückt“, erklärt Dr. Dr. med. Christoph Koch, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin am Mauritiusplatz 6 in Nordkirchen im Kreis Coesfeld. Die Impfung gegen Keuchhusten gehört zu den Kombinationsimpfungen. Diese werden von der Ständigen Impfkommission (STIKO) am RKI empfohlen und von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, so die AOK.

Die Impfung gegen Keuchhusten gehört zu den Kombinationsimpfungen, die von der STIKO empfohlen und von den gesetzlichen Krankenkassen für ihre Versicherten bezahlt werden. © AOK/hf
Keuchhusten (Pertussis) ist hochansteckend und langwierig. Es erkranken hauptsächlich Kinder und Jugendliche. Besonders in den ersten sechs Lebensmonaten ist die Wahrscheinlichkeit besonders hoch. Nach einer Inkubationszeit von ein bis zwei Wochen (maximal jedoch 20 Tagen) treten die typischen Krankheitserscheinungen wie Hustenanfälle, Atemnot durch angeschwollene Atemwege und Erbrechen auf, die in der Regel einige Wochen bis Monate andauern, beschreibt die AOK.
Empfohlen wird die Impfung zum frühesten Zeitpunkt im dritten Lebensmonat. Generell seien Kinder heutzutage gut gegen Keuchhusten geimpft, freut sich Koch. In der Kinderheilstätte, in der er tätig ist, sind sogar alle Kinder geimpft. „Daher hatten wir seit Jahren keinen Fall mehr.“ Auffrischungsimpfungen sind im Alter von fünf bis sechs Jahren sinnvoll, so die AOK.
Weniger Maske tragen kann zu mehr Erkrankungen führen
Momentan trägt das häufige Masketragen dazu bei, dass sich die Menschen weniger gegenseitig anstecken. „Das Gleiche trifft auch auf Grippe und Husten zu“, so Koch. Wie die Situation im kommenden Herbst aussehen wird, darauf mag er sich nicht festlegen. Wenn im Sommer wieder weniger Leute einen Mundnasenschutz auf haben, hole uns eine mögliche Infektionswelle nicht nur bei Corona ein. „Wenn weniger Maske getragen wird, können auch die Erkrankungen wieder vermehrt auftreten“, sagt auch Ayten Imren-Özden.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) rät auch Schwangeren, sich gegen Keuchhusten impfen zu lassen, wie die AOK berichtet. Die von der Mutter gebildeten Antikörper übertragen sich dann auf den Fötus und schützen bereits das ungeborene Kind. „Besonders im Neugeborenenalter kann Keuchhusten gefährlich werden“, so Ayten Imren-Özden. Empfohlen wird die Impfung gegen Keuchhusten zu Beginn des letzten Schwangerschaftsdrittels ab der 28. Schwangerschaftswoche, erklärt die AOK in ihrer Pressemitteilung. Bei erhöhter Wahrscheinlichkeit für eine Frühgeburt werde besser im zweiten Schwangerschaftsdrittel geimpft. Für Menschen im Haushalt von Neugeborenen sei die Impfung auch sinnvoll. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Impfkosten.
Auffrischung ist wichtig
Zudem seien auch Ältere von der Erkrankung bedroht, erklärt Koch. „Auch diese können ziemlich krank werden.“ Nicht umsonst heiße die Krankheit im Chinesischen auch 100-Tage-Husten. Die eigentliche Erkrankung dauere meist nur zwei bis drei Wochen an. Es dauere aber, bis die Antigene von den Rezeptoren verdrängt würden. Wichtig sei daher eine Auffrischungsimpfung, die alle zehn Jahre notwendig sei, auch, aber nicht nur für Eltern, so Ayten Imren-Özden.
Seit über zehn Jahren als freier Journalist tätig und seit einigen Jahren auch für die Ruhr Nachrichten. Ich schreibe gerne über Menschen und ihre Geschichten.
