Es ist später Nachmittag am Donnerstag, 29. Februar. Auf dem Parkplatz des Rewe am Baukelweg 3 fahren zwei Autos vor und halten an der Laderampe auf dem hinteren Gelände. Die Botschafter von Foodsharing sind angekommen, um die tägliche Ladung an Lebensmitteln zu retten.
In Frankreich gibt es seit 2016 ein Gesetz, das Supermärkten verbietet, unverkaufte Lebensmittel wegzuwerfen. In Deutschland existiert ein solches Gesetz noch nicht, Lebensmittel werden jedoch auf andere Weise vor der Vernichtung gerettet. Denn an vielen Orten in Deutschland sind mittlerweile die Helferinnen und Helfer von Foodsharing zur Stelle. Sie „retten“ Lebensmittel, die von Betrieben weggeworfen würden. Die Gründe dafür sind vielfältig. Beschädigte Verpackungen, abgelaufene Mindesthaltbarkeitsdaten oder Tiefkühlartikel, die über einen bestimmten Zeitraum nicht gekühlt wurden, sorgen dafür, dass die Betriebe die Waren nicht mehr verkaufen dürfen. Hier kommt die Organisation Foodsharing ins Spiel. Deren „Botschafter“ sammeln die Lebensmittel ein, bevor sie entsorgt werden, um sie auf andere Weise an Menschen weiterzugeben.
Zu diesen sogenannten „Botschaftern“ gehören Daniela Surkamp und Madeleine Wolf aus Lünen. „Wir sind beide seit 2017 dabei“, sagt Daniela Surkamp. Die Organisation Foodsharing hat seit 2015 in Lünen Fuß gefasst. Die beiden Lünerinnen treffen sich am Donnerstag, 29. Februar, am Rewe am Baukelweg 3, um eine Ladung Lebensmittel abzuholen. Botschafter von Foodsharing besuchen den Rewe täglich, um Lebensmittel zu retten. „Es sind aber nicht immer wir da“, erklärt Daniela Surkamp. „Wir wechseln uns mit der Rettung ab und bringen die Lebensmittel zu unterschiedlichen Fairteilern.“

Kooperationen mit vielen Betrieben
Christian Ernst, Inhaber des Rewe am Baukelweg 3, freut sich über die Kooperation mit Foodsharing. „Lebensmittel wegwerfen ist natürlich im Interesse von niemanden. Deshalb ist das eine gute Möglichkeit, nicht mehr verkaufsfähige Ware trotzdem weiterzugeben.“ Foodsharing Lünen hat neben Rewe noch Kooperationen mit vielen anderen Betrieben, erklärt Daniela Surkamp. „Zu den großen Betrieben gehört neben Rewe zum Beispiel noch Edeka. Bei den kleineren Betrieben retten wir aber auch beim Kunstcafé oder Backwerk Lebensmittel.“

Bei den Lebensmitteln kann alles Mögliche dabei sein: Gemüse, Obst, Brot und Tiefgekühltes. „Wir müssen natürlich darauf achten, ob die Lebensmittel noch essbar sind“, erklärt Daniela Surkamp. Dabei gibt es genaue Vorschriften. „Wenn beispielsweise die Verpackung von einem Pudding ein Loch hat, können wir den nicht mehr mitnehmen. Einfach wegen der Ungewissheit, ob schon zu viele Stoffe aus der Luft sich festgesetzt haben.“ Die Folge wären Schimmel und Ungenießbarkeit. Daher wandert die Verpackung zusammen mit anderen beschädigten Waren in den Müll. Sollten Betriebe Tiefgekühltes zur Verfügung stellen, muss es schnellstmöglich weiter gekühlt werden. „Tiefgekühltes wird meistens an uns weitergegeben, weil die Kühlkette unterbrochen wurde“, sagt Daniela Surkamp. „Vielleicht wurde etwas falsch einsortiert und lag außerhalb der Kühltruhe. Verkaufen dürfen die Betriebe es dann jedenfalls nicht mehr.“

Nachdem die Lebensmittel dieses Tages sortiert und eingepackt sind, geht es zum Fairteiler. Dieses Mal fahren die Lebensmittelretterinnen den Fairteiler Kowalski an, eine Kiste an einem Wohnhaus in der Saarbrücker Straße. Momentan befinden sich in Lünen drei Fairteiler: Kowalski in der Saarbrücker Straße, der Fairteiler am Park im Oberbeckerweg und die Abgabestelle im Parteibüro der Grünen an der Münsterstraße. Die Standorte können Interessierte auf der Karte von Foodsharing prüfen.
Jeder könne sich an den Fairteilern frei bedienen, erklärt Daniela Surkamp. „Es ist natürlich schön, wenn besonders Menschen an den Fairteilern Essen bekommen, das sie sich normalerweise nur schwer leisten können. Aber vor allem ist uns wichtig, dass keine Lebensmittel verschwendet werden.“