Eine bundesweite Inzidenz von unter 100 (Stand 16. Januar: 98,4), eine endemische Lage, die Abschaffung der Maskenpflicht im Öffentlichen Nahverkehr: Das Coronavirus hat seine Präsenz im Alltag verloren. Die Folge: Immer weniger Menschen lassen sich auf die Krankheit testen. Das berichten die Teststellen in Lünen übereinstimmend.
Das ist aber nicht der Grund, warum viele Testzentren eine baldige Schließung erwägen. „Wir werden nur noch bis zum 28. Februar testen, weil dann die Vergütung durch den Bund endet“, sagt Volker Brüning, Apothekersprecher und Betreiber von drei Teststellen in Lünen und Selm. Danach könne man die Tests nicht mehr abrechnen. „Deswegen lohnt sich das Testen für uns nicht mehr.“
„Angebot sehr wenig gefragt“
Das Bundesgesundheitsministerium hatte bereits im vergangenen Jahr mitgeteilt, dass ab dem 1. März 2023 eine neue Coronavirus-Testverordnung gelte. Dann übernimmt der Bund für sämtliche präventive Coronatests nicht mehr die Kosten. Mit dem Auslaufen der Testverordnung am 28. Februar werden neben der Bürgertestung beispielsweise auch PoC-Antigentests von Personal in Gesundheitseinrichtungen oder Tests vor Aufnahme in eine Gesundheitseinrichtung sowie vor einer ambulanten Operation nicht mehr vom Bund finanziert.
Auch die Betreiberin des Testzentrums Lünen-Süd bestätigt, dass über den 28. Februar hinaus wahrscheinlich nicht mehr getestet wird. „Aktuell kommen sehr wenige Menschen, um sich testen zu lassen. Das Angebot ist sehr wenig gefragt“, sagt Fiorella Capilunga. Eine endgültige Entscheidung, ob die Teststelle Ende Februar schließt, sei aber noch nicht gefallen.

Das Stimmungsbild bei den Apotheken bringt eine Mitarbeiterin der Römer-Apotheke auf den Punkt: „Noch testen wir montags, mittwochs und freitags. Aber wir überlegen, das Testen langsam auslaufen zu lassen.“ In den vergangenen Wochen hatten einige Teststellen ihre Aktivitäten beendet. Das Johanniter-Testzentrum in der Viktoriastraße 3 stellte seinen Betrieb zum 30. Dezember ein. Auch das Test-Häuschen an der Mersch-Apotheke steht nicht mehr.
Die Süggel-Apotheke hat ebenfalls das Nehmen der Abstriche eingestellt: „Wir testen seit dem 1. Januar nicht mehr. Wir hatten nur noch wenige Menschen, die regelmäßig vorbeikommen. Meist waren es nur drei Leute am Tag“, sagt Inhaberin Ines Herzmann.

Fakt ist: Immer weniger Menschen brauchen einen Corona-Schnelltest. Zudem gibt es seit dem 16. Januar eine neue Regelung: Die Anzahl der Fallgruppen, die einen Anspruch auf einen Bürgertest haben, wurde von vier auf drei reduziert. Wie schon länger vom Bundesgesundheitsministerium angekündigt, haben Personen, die sich nach einer Infektion freitesten wollen, nun keinen Anspruch mehr auf einen kostenlosen Bürgertest.
Anspruch auf einen kostenlosen Test dagegen haben
- Behandelte oder Bewohnerinnen und Bewohner in Krankenhäusern, Rehabilitationseinrichtungen, voll- und teilstationären Pflegeeinrichtungen
- Leistungsberechtigte, die im Rahmen eines persönlichen Budgets nach dem § 29 SGB IX Personen beschäftigen, sowie Personen, die bei Leistungsberechtigten im Rahmen eines persönlichen Budgets beschäftigt sind
- pflegende Angehörige im Sinne des § 19 Satz 1 SGB XI

Ein Grund, warum zuletzt immer weniger Menschen sich testen lassen haben, ist die geänderte Corona-Schutzverordnung, die seit dem 23. Dezember 2022 gilt. Demnach brauchen Besucher keinen negativen Bürgertest mehr, um in Krankenhäuser, Pflegeheime oder ähnliche Einrichtungen zu gelangen. Ein negativer Selbsttest ist seitdem ausreichend.
Apothekensprecher Volker Brüning bewertet diese Entscheidung als den falschen Schritt. „Gerade vor Weihnachten war das ein ungünstiger Zeitpunkt für die neue Regelung. Viele Krankenzimmer in den Hospitälern waren in den Weihnachtstagen voll“, berichtet Brüning.
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