
Auf einem Teil des Parkplatz am Cappenberger See sollen Anfang Juni Wohncontainer für ukrainische Flüchtlinge entstehen. © Goldstein (A)
Container für Flüchtlinge am Cappenberger See auf dem Weg - Politik sauer
Ukraine-Krieg
Die Stadt will Wohncontainer für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine auf dem Parkplatz am Cappenberger See aufbauen. Die Vorbereitungen laufen, Teile der Politik sind sauer.
Es ist erst wenige Tage her, da kündigte die Stadt an, Anfang Juni auf dem Parkplatz am Cappenberger See kurzfristig Unterbringungsmöglichkeiten für Vertriebene aus der Ukraine errichten zu wollen. Inzwischen sind die Vorbereitungen dafür gestartet.
„Die Stadtwerke Lünen sowie die Zentrale Gebäudebewirtschaftung Lünen (ZGL) haben mit ersten Arbeiten für die Verlegung von Leitungen begonnen. In der kommenden Woche (23. bis 29. Mai, Anm. d. Red.) werden die ersten Module erwartet, weshalb bereits jetzt der betroffene Bereich des Parkplatzes abgesperrt werden muss.“ Das teilte die Stadt Dienstag (17. Mai) mit.
Mit der Fertigstellung der kompletten Unterkunft rechne die Verwaltung Mitte Juni, hieß es weiter: „Dann soll es auch einen Tag der offenen Tür geben, an dem sich Bürgerinnen und Bürger selbst ein Bild machen können. Die Ansprechpartner der Stadt und der Wohlfahrtsverbände, die die Einrichtung mit betreuen, stehen dort ebenfalls für Fragen zur Verfügung.“
Dringlichkeits-Entscheid
Im Vorfeld der geplanten Unterbringungs-Maßnahme hatten Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns sowie seine Stellvertreter Daniel Wolski (SPD) und Rainer Hohl (Bündnis 90/Die Grünen) eine Dringlichkeitsentscheidung unterzeichnet - mit dem Hinweis, dass der Stadtrat die Container-Landschaft in seiner nächsten Sitzung am 23. Juni im Nachhinein formal absegnen muss. Das wird auch so passieren.
Turbulente Ratssitzung?
Gleichwohl dürfte es in dieser Ratssitzung turbulent hergehen. Denn mit dem von Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns erklärtem „Verständnis und Kooperation“ der Politik für die Standort-Entscheidung ist es nicht weit her.
„Dass inzwischen die Politik zustimmt, ist doch wohl stark übertrieben. Ja, da inzwischen viel Zeit verstrichen ist, musste jetzt schnell entschieden und gehandelt werden, um die Geflüchteten nicht ‚im Regen‘ stehen zu lassen. Aber das kann und darf nur eine vorübergehende Notlösung sein.“

So sollen die Wohncontainer auf dem Parkplatz am Cappenberger See aufgebaut werden. Laut Verwaltung müsen die Module der Wohnunterkunft dann nicht mehr umfahren werden, wenn man den Parkplatz verlassen möchte. Die Behindertenparkplätze bleiben erreichbar. © Stadt Lünen
Das teilte Frank Hugo, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Altlünen, unserer Redaktion schriftlich mit. Weiter schreibt Hugo, dass mit dem Aufbau von 30 Wohncontainern auf dem Parkplatz am Cappenberger See der Ärger mit den Badegästen in der gerade beginnenden Saison vorprogrammiert sei:
„Und die Geflüchteten? Sie werden den Besuchern zur Schau gestellt und werden eventuell den Unmut der Bürger zu spüren bekommen.“
Umzug auf Wiese?
Die SPD-Altlünen fordere weiterhin eine Unterbringung auf der angrenzenden Wiese. Die Vorbereitungen dazu sollten parallel laufen, um einen zeitnahen Umzug dorthin zu ermöglichen, schreibt Frank Hugo weiter:
„Und auf diese Weise den Menschen, die alles zurückgelassen haben, eine menschenwürdige, wie Kriegstraumata entgegenwirkende Unterbringung mit ein wenig Privatsphäre zu bieten. Natürlich kostet das Geld, das zu verschweigen wäre unredlich. Aber als gute Gastgeber sollte es uns das wert sein.“
Im Übrigen soll es nach Meinung des SPD-Ortsvereinsvorsitzenden „auch Bürgermeister geben, die gute Kontakte zu ortsansässigen Bauunternehmern nutzen, um in einer schnellen Hilfsaktion kostenlos oder für wenig Geld die Bagger ihre erforderliche Arbeit tun zu lassen“.
Fragliche Standort-Entscheidung
Kritik an dem Standort kommt auch von der FDP-Ratsfraktion: „Den Bedürfnissen der Geflüchteten ist selbstverständlich bereits aus humanitären Gründen die höchste Priorität einzuräumen, doch dieser Ort erscheint zumindest fraglich.“ Das sagte jüngst FDP-Fraktionschef Karsten Niehues im Gespräch mit unserer Redaktion:
„Zu hunderten werden fröhliche Menschen an einem Containerdorf vorbeiziehen, in denen traumatisierte Personen (60-80) leben. Personen, die gegebenenfalls nicht wissen, ob die Angehörigen noch leben und die erleben mussten, wie ihr Heimatland Opfer einer Großmachtphantasie Putins wurde. Diesen Menschen hätten wir Ruhe gegönnt, nicht an exponierter Stelle eingepfercht auf einem Parkplatz. Es ist sicher etwas besser als in der Turnhalle, doch die Frage muss doch lauten: Können wir das nicht besser?“
Heiße Asphaltfläche
Für die FDP sei es nicht menschenfreundlich, wenn man Container auf einem Parkplatz aufstellt. Die Asphaltfläche heize sich auf, in dem Containerdorf dürfte aufgrund des Sichtschutzes kaum eine Luftbewegung zu konstatieren sein, es dürfte unerträglich heiß werden, sagte Niehues.
Weitere Argumente würden sicher in der Ratssitzung ausgetauscht werden. Unter Zugrundelegung der vorab mitgeteilten Ambition diese Container längstens bis Ende des Jahres dort stehen zu lassen, werde sich die FDP für die Aufstellung von Containern auf dem Parkplatz aussprechen, fordert aber auch, andere, geeignetere Plätze aktiv zu suchen und zu benennen.
Jahrgang 1968, in Dortmund geboren, Diplom-Ökonom. Seit 1997 für Lensing Media unterwegs. Er mag es, den Dingen auf den Grund zu gehen.
