
© Nora Varga
Cineworld in Lünen ohne Perspektive in Corona-Krise: Frust und Ärger
Kino und Corona
Schon wieder eine Absage an das Kino. Nach den jüngste Entscheidungen der Bund-Länder-Konferenz bleiben die Kinos in NRW weiterhin geschlossen. Im Cineworld in Lünen herrscht Frust und Ärger.
Man hört Lutz Nennmann, Geschäftsführer der Cineworld in Lünen, die Verbitterung an, wenn er über die neuen Beschlüsse der Bund-Länder-Konferenz spricht: „Die Entscheidung war keine Überraschung mehr.“ Für ihn sei vor allem das „politische Totalversagen beim Impfen“ ein Treiber der Pandemie. Auf Hilfe oder Unterstützung speziell für die Kinobranche hoffe er nicht mehr: „Uns hört man da eher weniger, wir sind ja nicht die Lufthansa.“
Zum Jahrestag des ersten Lockdowns hat die Cineworld Lünen eine Corona-Bilanz auf ihrer Internetseite veröffentlicht. Nach eigenen Angaben hatte das Kino in den letzten zwölf Monaten 204 Tage geschlossen. Rund eine Millionen Euro an laufenden Kosten trägt das Kino wegen der Schließungstage. 5500 Vorstellungen sind ausgefallen. Wenn die Besucherzahlen gleich geblieben wären, hat das Cineworld über 170.000 Besucher verpasst. Nennmann: „Die Zahlen hätten natürlich auch höher oder niedriger sein können, aber das steckt man nicht einfach so weg.“
Für den Geschäftsführer ist das Kino kein Infektionsherd und sollte auch so behandelt werden: „Es gibt verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen, die zeigen, dass das Kino nicht zur Ausbreitung beträgt. Ich verstehe nicht, wieso die Politik diese Tatsachen ignoriert.“ Die Unklarheit bei den Maßnahmen sorge vor allem für Verwirrung und Unverständnis: „Ich verstehe das nicht und viele andere Menschen auch nicht. Auf Mallorca darf ich Urlaub machen, aber im eigenen Bundesland nicht.“
Lüner Kino hängt von Weltmärkten ab
Auf eine mögliche Öffnung hat das Kino sich trotz allem nicht vorbereitet. „Zwischenzeitlich gingen die Zahlen ja runter und die Inzidenz lag etwas über 60, aber seit die Zahlen wieder gestiegen sind, haben wir damit nicht mehr gerechnet.“ Und selbst wenn die Kinos in NRW öffnen könnten, wäre das kaum ein Trost für die Cineworld. „Die Filmverleiher starten die großen Filme nicht, wenn es keine bundesweiten Öffnungen gibt“, erklärt Nennmann. Auch die Öffnung der internationalen Märkte spiele eine große Rolle. Wenn in den USA alle Kinos geschlossen wären, würde darunter auch der deutsche Markt leiden.
Lutz Nennmann wünscht sich für das Lüner Kino momentan vor allem Konsequenz bei den Hilfen: „Wenn die Hilfen alle kommen, dann können wir noch ein bisschen durchhalten.“ Allerdings gibt es immer wieder Probleme damit. Auszahlungen kämen zu spät in Teilen oder gar nicht an. Wie es um die Zukunft der Cineworld langfristig steht ist unklar: „Eine sichere Prognose können wir nicht abgeben.“
Jahrgang 2000. Ist freiwillig nach Castrop-Rauxel gezogen und verteidigt ihre Wahlheimat gegen jeden, der Witze über den Stadtnamen macht. Überzeugte Europäerin mit einem Faible für Barockmusik, Politik und spannende Geschichten.
