Scarlett Johansson wird als „Black Widow“ Natasha Romanoff zumindest vorerst nicht in der Cineworld Lünen zu sehen sein.

© dpa/Marvel Studios/Walt Disney

Cineworld in Lünen boykottiert Disney-Film: Kinos vor dem Aus?

rnStreaming-Streit

Die Cineworld in Lünen wird den neuen Disney-Film „Black Widow“ nicht ins Programm aufnehmen. Hintergrund ist ein Streit mit dem US-Unternehmen, der die gesamte Kino-Branche bedroht.

Lünen

, 06.07.2021, 13:40 Uhr / Lesedauer: 2 min

Seit dem 1. Juli hat die Cineworld in Lünen wieder geöffnet - endlich, sagen nicht nur die Betreiber Meinolf Thies und Lutz Nennmann, sondern auch viele Kinofreunde, die sich neue Filme nun wieder auf großer Leinwand anschauen können. Das war in Lünen seit dem 2. November nicht mehr möglich gewesen, da auch die Cineworld wegen des Corona-Lockdowns zum zweiten Mal schließen musste.

Umso größere Hoffnungen setzt die gesamte Kinobranche in aktuelle Neustarts von sogenannten Blockbuster-Filmen, die große Menschenmassen in die Säle locken sollen. Ein solcher Blockbuster ist „Black Widow“ aus dem Hause Disney. In der Comic-Verfilmung aus dem Marvel-Universum spielt Scarlett Johansson („Lucy“, „Ghost in the shell“) die Hauptrolle der „Schwarzen Witwe“ Natasha Romanoff.

Ähnlich wie schon bei der Real-Verfilmung von „Mulan“ hatte Disney den Release von „Black Widow“ in der Corona-Pandemie immer weiter verschoben. Der Film kommt nun am Donnerstag (8. Juli) in die deutschen Kinos - und gleichzeitig auch ins Programm des kostenpflichtigen Streamingdienstes Disney+.

Filmmiete bleibt unverändert

Und genau das ist der Knackpunkt: Wie die Cineworld in einem Statement auf Facebook erklärt, verlange Disney - übrigens ebenso wie für „Mulan“ - nach wie vor die gleiche Filmmiete, obwohl der Film eben nicht exklusiv in den Kinos läuft. „Diese Bedingungen sind nicht das Resultat von Verhandlungen, sondern sie erfolgen seitens Disney als Diktat. Es heißt, diese Bedingungen seien unverhandelbar und man könne sie so akzeptieren oder eben auch nicht.“

Die Cineworld akzeptiert die Bedingungen nicht - mit der Konsequenz, dass der Film nicht in Lünen zu sehen sein wird. „Das Vorgehen unseres langjährigen Partners auf Verleihseite (...) empfinden wir als rigoros und unangemessen“, schreibt die Cineworld.

Dennoch suche man das Gespräch und bemühe sich im um eine Lösung. „Auch die deutschen Kinoverbände haben sich dieses Themas angenommen, da es sich um ein Problem für den Kinomarkt insgesamt handelt.“

In der Tat ist Disney nur ein Teil des Problems. Bereits im April 2020 hatte mit Universal Pictures eines der größten Hollywood-Studios erklärt, Filme in den USA künftig zeitgleich sowohl im Kino als auch als „Video on Demand“ (VoD) zu veröffentlichen. Die Folge war ein Boykott von Universal-Filmen in den US-Kinos.

Dieser Protest bröckelt jedoch, zumal Universal einen Deal mit der größten US-Kinokette AMC eingegangen ist: 17 Tage lang laufen dort Universal-Filme exklusiv, ehe sie auch über (kostenpflichtige) Streamingdienste abzurufen sind. Zum Vergleich: Bislang galt ein „Exklusiv-Recht“ für Kinos über 90 Tage. AMC hat das Vorgehen verteidigt und erklärt, dass durch dieses Modell wieder mehr Filme produziert werden könnten - was am Ende den Kinos helfen würde.

Kinoverband warnt vor dem Ende

Dieser Deal betrifft aktuell nur die USA. Da AMC aber auch Kinos in anderen Ländern hat (zu AMC gehört unter anderem die britische Kette UCI mit zahlreichen Standorten in Deutschland), gehen Beobachter davon aus, dass in naher Zukunft auch deutsche Kinos verstärkt mit diesem Problem konfrontiert werden. Und welches Lichtspielhaus kann es sich noch erlauben, Branchengrößen wie Universal und eben Disney zu boykottieren?

Der Europäische Dachverband der Kinos hatte in diesem Zusammenhang bereits im August 2020 vor dem langsamen Tod des Kinos gewarnt - wohl gemerkt, als das Ausmaß der Corona-Pandemie vielleicht noch nicht jedem klar war. Nicht nur deshalb hoffen sowohl die Branche als auch Kinofans, dass es am Ende tatsächlich eine „Lösung im Sinne der Besucher“ gibt. Die Cineworld Lünen bittet ihre Gäste um Verständnis für den Boykott und verspricht: „Wir halten euch auf dem Laufenden.“

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