„Claudia, kannst du mal eben einspringen?", fragt Christina Zapler (62) ihre Kollegin. Auf dem Marktplatz in Lünen ist jede Menge los, es gibt keine Verschnaufpause für die Blumenhändlerin. Zeit für ein kurzes Gespräch mit der Redaktion lässt sich aber einräumen. Ihre Kollegin übernimmt an diesem Dienstagmorgen (18. Juli) kurz den Verkauf. „Schon ist das Problem gelöst. Das ist das Schöne am Markt. Es ist sehr unkompliziert“, sagt Zapler.
Den Stand mit den Blumen gibt es schon seit 1993. Damals habe ihr heutiger Mann Harald (70) mit dem Blumenhandel begonnen. Seit 22 Jahren steht auch sie nun auf dem Lüner Marktplatz. „Wir haben uns in Lünen kennengelernt. Ich habe hier damals in einem Café gearbeitet. So bin ich dann zum Blumenstand gekommen.“
Einen grünen Daumen bewies Christina Zapler schon lange vor dieser Zeit. Nach der Schule habe sie keine Lehrstelle als Floristin bekommen und deshalb eine Ausbildung als Friedhofsgärtnerin gemacht. „Dieses kreative Arbeiten mit den Blumen hat mich immer brennend interessiert. Man sagt ja nicht umsonst, die Blumen sind das Lächeln Gottes.“

Der frühe Vogel
Dreimal die Woche steht ihr Blumenstand auf dem Lüner Marktplatz. Dienstags und freitags auf dem Wochenmarkt und samstags, wenn der Viktualienmarkt stattfindet. Mittwochs und ebenfalls samstags, das übernimmt Ehemann Harald, dazu auch noch auf dem Markt in Datteln.
An Verkaufstagen klingelt ihr Wecker um 4.30 Uhr. Eine Qual ist das für sie aber nicht. „Ich liebe es, wenn die Stadt morgens früh erwacht. Die Leute sind fleißig, bauen ihre Stände auf und probieren den Kunden etwas zu bieten.“ Ihr Mann, den sie als das „Einkaufs-Genie“ bezeichnet, fährt regelmäßig zur Blumenauktion ins niederländische Aalsmeer Nähe Amsterdam und muss an solchen Tagen sogar um zwei Uhr aus dem Bett.
Leidenschaft und Herzblut
Selbstverständlich gibt es aber auch Schattenseiten. Die Blumen und der Stand müssen jedes Mal transportiert und auf- sowie abgebaut werden. „Es ist schwere körperliche Arbeit. Wenn man sich an frischer Luft so intensiv bewegt, ist das nicht zu unterschätzen.“
Dass sich nochmal jemand als Neuling auf dem Markt selbstständig macht, könne sie sich nicht vorstellen. Trotzdem überwiegt für Christina Zapler das Positive. „Wenn du keinen Spaß daran hast und kein Herzblut drin ist, kannst du es eh vergessen. Ich bin unheimlich gern draußen und ein richtiger Frischluft-Junkie geworden.“
Und das wird wohl auch noch einige Zeit so bleiben. Ein Ende des Blumenhandels ist nicht abzusehen. „So lange wir noch körperlich fit sind und Spaß daran haben, verkaufen wir weiter.“
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