Chefarzt für Neurochirurgie in Lünen kommt aus Werne Aufgaben jetzt an zwei Standorten

Prof. El Hindy aus Werne wird Chefarzt für Neurochirurgie in Lünen
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Als Chefarzt für Wirbelsäulenchirurgie hat sich Prof. Nicolai El Hindy am St. Christophorus Krankenhaus in Werne weit über die Grenzen hinaus einen Namen gemacht. Seit November steht auch die Klinik für Neurochirurgie am St. Marien Hospital in Lünen unter seiner Leitung. Zwei Abteilungen an zwei Standorten unter dem Dach des Klinikums Lünen-Werne, die jetzt zusammengehören: Als Standortleiterin und stellvertretende Chefärztin ist Privatdozentin Dr. Daniela Pierscianek seine rechte Hand in Lünen, in Werne übernimmt diese Aufgabe Ahmed Alfarra.

Schon zu seiner Zeit an der Uniklinik in Essen hat Nicolai El Hindy als Professor für Neurochirurgie viele Kopfoperationen durchgeführt, seien es Tumore, Hirnblutungen oder Gefäßaussackungen (Aneurysmen). Dabei geht es um feinste Gefäße im Millimeterbereich, die der Neurochirurg per OP-Mikroskop mit 12-facher Vergrößerung in den Blick nimmt. Als erste OP in Lünen stand für Nicolai El Hindy ein Hirntumor an. Er habe im St. Marien Hospital eine exzellente Ausstattung auf universitärem Niveau vorgefunden. Dazu gehört auch die Möglichkeit, Tumorgewebe, das optisch kaum von anderem zu unterscheiden ist, unter Blaulicht erkennen zu können. Ziel des Professors ist es, ein neuroonkologisches Zentrum speziell für Hirntumore und auch ein Wirbelsäulenzentrum am St. Marien Hospital in Lünen aufzubauen.

Akutfälle im OP

Operationsbesteck im OP.
Viele Notfälle werden in der Neurochirurgie (Symbolbild) des St. Marien Hospitals Lünen operiert. © picture alliance/dpa

Während in Werne die Wirbelsäulenoperationen meist per Termin geplant werden können, kommt in der Neurochirurgie in Lünen die komplette Notfallversorgung dazu. Viele Patienten in Akutsituationen bringt der Rettungshubschrauber, darunter auch Schlaganfälle. Die Neurochirurgie arbeitet eng mit der Stroke Unit, der Spezialabteilung für Schlaganfälle zusammen. Der OP ist rund um die Uhr besetzt. An beiden Klinik-Standorten sind 16 Ärztinnen und Ärzte in der Neuro- und Wirbelsäulenchirurgie tätig, in Lünen hat die Fachabteilung 20, in Werne 50 Betten.

In Ulm studierte Nicolai El Hindy Medizin. Der Neurochirurg kam 2005 an die Uniklinik Essen, wo er forschend tätig war. Er habilitierte zu Hirntumoren und sammelte Erfahrungen in der Kinderneurochirurgie und der Wirbelsäulenchirurgie. El Hindy wurde leitender Oberarzt und kam 2018 als Chefarzt nach Werne. Dort führte er vor zwei Jahren die Robotik im OP ein. Mit dieser Technik können Ärzte bei komplizierten Eingriffen Schrauben an der Wirbelsäule exakt platzieren. Die Röntgenstrahlung ist bei diesem Verfahren deutlich geringer. Werne ist Hospitationszentrum für Ärzte aus aller Welt, außer den USA.

Abschied nach Griechenland

Stellvertreterin Daniela Pierscianek (38) ist in Lünen aufgewachsen. Mit dem Professor teilt sie die Leidenschaft für Neurochirurgie. Nach ihrem Studium in Essen war sie zwei Jahre bei der Weltgesundheitsorganisation in Lyon in der Krebsforschung tätig. An der Uniklinik in Essen übernahm sie später als Oberärztin die ärztliche Koordinatorin des neuroonkologischen Zentrums und habilitierte über hirneigene Tumore. Vor einem Jahr wechselte sie an das Zentrum für Wirbelsäulenchirurgie nach Werne. In Lünen übernimmt Daniela Pierscianek die Chefarzt-Aufgaben, wenn Nicolai El Hindy in Werne tätig ist und hat damit dieselben Handlungskompetenzen. Zusammen bilden beide in Lünen eine Doppelspitze und leiten hier die Klinik gemeinsam.

Dass sich das Personalkarussell in der Lüner Neurochirurgie gedreht hat, liegt an einer Entscheidung von Prof. Dr. Dr. Konstantinos Gousias: Er hat sich nach drei Jahren als Chefarzt in Lünen beruflich in seine Heimat nach Griechenland orientiert. Dort ist er als Chefarzt in einer Privatklinik in Athen tätig, zeitgleich lehrt er an der University of Nicosia Medical School auf Zypern.