Nach CDU-Kritik an „Omas gegen Rechts“ „Können nicht alle Teilnehmer auf Gesinnung überprüfen“

Nach CDU-Kritik an „Omas gegen Rechts“: „Wir haben sie nicht weggeschickt“
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Müssen die Omas gegen Rechts sich klar von der „Antifa“ distanzieren? Das hatte Hubert Hüppe, scheidender CDU-Bundestagsabgeordneter aus Werne, im Gespräch mit dem Hellweger Anzeiger gefordert. Deutliche Worte seien nötig, gar eine „Brandmauer gegen Links“. CDU-Fraktionsvorsitzender Christoph Tölle aus Lünen stimmte dem inhaltlich zu, auch er wolle nicht gemeinsam mit der Antifa demonstrieren. „Bevor sich noch weitere Politiker berufen fühlen, das Verhalten der Omas gegen Rechts in Lünen zu beurteilen, möchten wir uns doch lieber selber dazu äußern“, schreibt jetzt auf Anfrage Jutta Evermann im Namen der Omas gegen Rechts.

Sie stellt zunächst klar, dass weder Hüppe noch Tölle bisher Kontakt zu ihnen gehabt hätten, beide seien auch bei keiner Mahnwache bisher dabei gewesen. Stattdessen sei bei der ersten Mahnwache eine „kleine Gruppe junger Menschen mit Mundschutz und Sonnenbrillen“ dabei gewesen, die außerdem eine Fahne der Antifa dabei gehabt hätten. Teilnehmer der Omas gegen Rechts hätten daraufhin das Gespräch gesucht, woraufhin die jungen Leute die nächsten Male ohne Mundschutz, Sonnenbrillen und Fahnen gekommen seien: „Wir haben sie nicht weggeschickt.“

Auch Menschen mit offensichtlich rechter Gesinnung seien jedoch nicht weggeschickt worden, so Evermann weiter: „Wir haben auch mit ihnen geredet und Argumente ausgetauscht. Bei einer solchen öffentlichen Veranstaltung kann nicht jeder Teilnehmer auf seine Gesinnung überprüft werden. [...] Bei der großen Veranstaltung gegen Rechts im letzten Jahr in Lünen auf dem Marktplatz waren auch Antifa-Gruppen dabei und wurden nicht weggeschickt.“

„Deutlich gegen die AfD“

Dann stellt Evermann klar, was den Omas gegen Rechts eigentlich wichtig ist: „Wir sind mit allen demokratischen Parteien der Mitte in unserem Land einverstanden, auch mit der CDU, wobei wir zu deren Verhalten gegenüber der AfD derzeit durchaus Kritikpunkte sehen.“ Die Haltung der Gruppierung stelle sich „ganz deutlich gegen die AfD, „weil sie unsere Demokratie in nie dagewesenem Maße gefährdet und versucht, rechtes Gedankengut in unserer Gesellschaft zu etablieren. Das macht uns große Angst.“ Ihre Generation, so Evermann weiter, wisse noch sehr gut, was daraus entstehen kann.

Sie schließt mit der Feststellung: „Im Übrigen bekommen wir auch kein Geld für das, was wir tun! Brauchen wir auch nicht, denn dafür ist die persönliche Motivation bei jedem einzelnen von uns groß genug.“

Finanzierung infrage gestellt

Zum Hintergrund: die Fraktion CDU/CSU hatte eine Anfrage an die Bundesregierung gestellt, in der es um die - auch finanzielle - Förderung von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) ging. Hüppe hatte dazu ausgeführt, dass seiner Meinung nach linke NGOs, die einige Parteien unterstützen und gegen andere demonstrieren, nicht mit öffentlichen Geldern versorgt werden sollten. Weil AfD und CDU in einen Topf geworfen worden seien, zeigte Tölle Verständnis für diese Haltung. Zuletzt war die CDU-Geschäftsstelle in Lünen mit „FCK CDU“-Stickern beklebt worden.

2500 Menschen waren im Januar zu einer großen Demo gegen Rechts auf den Marktplatz gekommen.
2500 Menschen waren im Januar zu einer großen Demo gegen Rechts auf den Marktplatz gekommen. © Schober