An sonnigen Tagen ist das Café Seeblick im Freibad Cappenberger See in Nordlünen sehr gefragt. Zwischen Schwimmspaß und Rutsche decken sich dort Hunderte Badegäste mit Getränken, Eis, Currywurst, Pommes, krossen Hähnchenbrustfilets oder Brötchen ein. Auf den Andrang richtet Pächter Andreas Wolf seine Logistik aus. Alles muss perfekt vorbereitet sein, damit die Badbesucher nicht lange anstehen müssen. 40 Meter lang kann die Warteschlange bei gutem Wetter aber schon mal sein.
Nach 16 Jahren möchte sich Andreas Wolf (63) allmählich zur Ruhe setzen. Er sucht schon länger einen Nachfolger für die Gastronomie in Lünens größtem Freibad. An Interessenten mangelt es nicht. Doch das Geschäft ist kein einfaches: Es bedeutet viel Arbeit für eine kurze Zeit, nur im Sommer bei gutem Wetter. Ein reiner Saisonbetrieb, der keine Familie ernährt.
Das allein war es nicht, was seinen Hauptinteressenten zurückrudern ließ: Vielmehr seien es die aktuellen Umbaupläne für das 1956 erbaute Bad. Inzwischen besteht hoher Sanierungsbedarf. Zuletzt war die Freizeitanlage vor 40 Jahren renoviert worden. Laut Wolf hat der mögliche Nachfolger Sorge, eine Baustelle könne bis in den Sommer reichen und ihm das Geschäft verhageln. Das hätte der Betroffene schon einmal erlebt. Er habe investiert und dann drei Jahre Stillstand gehabt. Ein Szenario, das er vermeiden möchte.
Früher auch Gastronom im Solebad Werne
Andreas Wolf trägt den Rückzieher mit Fassung, denn er kennt die Problematik. Als er 2009 das Café Seeblick übernahm, war er vorher Pächter im Solebad Werne. Da habe eine Revision mal acht Wochen gedauert. Ein Jahr lang führte Andreas Wolf die Gastronomie an beiden Standorten parallel, dann hörte er in Werne auf und konzentriert sich seitdem auf das Freibad Cappenberger See in Nordlünen.
„Wir machen dort weiter“, sagt er und hat den Pachtvertrag mit dem Eigentümer erneut für ein Jahr verlängert. Das Bad mit der 75 Meter langen Rutsche gehört der Bädergesellschaft, einem Tochterunternehmen der Stadtwerke Lünen. Trotzdem sucht er weiter, den „irgendwann muss mal gut sein.“

Sommerbetrieb gewährleisten
Wann das sein wird, ist offen. Andreas Wolf nennt auch die Option einer ganzjährigen Nutzung. Denn der Innenkiosk sei auch von außen begehbar und habe eine Verkaufsfläche zum Jakobsweg Richtung Cappenberger See.
Zurzeit feilt die Stadt an den Sanierungsplänen. Weil es ein bundesweites Förderprogramm gibt, hat sich Lünen beworben. Die Renovierung soll 6,71 Millionen Euro kosten. Lünen hofft auf eine Förderung von 75 Prozent. Dann bliebe für die Stadt noch ein Eigenanteil von 1,67 Millionen. Eines ist aber heute schon klar: Sollte die Stadt die Gelder bekommen, soll der Sommerbetrieb des Bades in dem Förderzeitraum von 2024 bis 2028 gewährleistet sein.
Der Rat hat für die Pläne im September vergangenen Jahres grünes Licht gegeben. Die Politik beschloss, „eine Projektskizze für die Renovierung des Freibades Cappenberger See beim Förderprogramm des Bundes ,Sanierung kommunaler Einrichtungen Sport, Jugend und Kultur‘ einzureichen“. Laut Pressesprecher Daniel Claeßen sei das inzwischen geschehen. Eine Rückmeldung habe es aber Stand Ende Februar noch nicht gegeben. Parallel werde seitens der Verwaltung eine Vorlage erarbeitet, auf deren Grundlage das weitere Vorgehen mit der Politik diskutiert werden kann, erklärt Claeßen.
Das Freibad Cappenberger See hat nicht nur für Lünen Freizeit- und Erlebnisqualität, sondern auch für den gesamten Umkreis. Die Verwaltung spricht ihm „überregionale Bedeutung“ zu. Die Sanierung soll nicht nur für eine energetische Verbesserung sorgen, sondern auch die Modernisierung von Duschen, Umkleiden und Toiletten beinhalten. Für die Wassertechnik ist eine energieeffizientere Pumpentechnologie geplant. Mit Photovoltaikanlagen soll Energie der Sonne genutzt werden. Geplant ist zudem eine nachhaltige Regenbewirtschaftung sowie der Aufbau von E-Ladestationen.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 6. März 2024.