Braucht Lünen die neuen Gewerbegebiete an der A2? Peter Gatzka (WZL) hält sie für notwendig

Neue Gewerbegebiete an A2: Peter Gatzka (WZL) hält sie für notwendig
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Die vielen Nullen fallen sofort ins Auge, als Peter Gatzka die Statistik zu aktuell freien Gewerbeplätzen in Lünen präsentiert. „Da ist nichts mehr frei und dort auch nicht. Hier haben wir erst vor kurzem die letzte Fläche veräußert“, erklärt der Prokurist des Wirtschaftsförderungszentrums (WZL) und zeigt auf die ernüchternd wirkende Tabelle. Die Frage, ob die zwei neu geplanten Gewerbegebiete am Klöters Feld und an der Derner Straße wirklich gebraucht werden, ist für ihn daher schnell beantwortet.

23 Gewerbegebiete gibt es derzeit in Lünen. 53,3 Hektar sind dort noch frei für interessierte Unternehmen. Doch ganz so leicht ist die Rechnung nicht. Denn Gatzka unterteilt diese Fläche in ihre Verfügbarkeit. Sofort nutzbar seien demnach nur die Bereiche in Brambauer (Im Berge Ost). Firmen können sich dort auf einer Fläche zwischen 1900 und 3800 Quadratmetern niederlassen. Drei Areale sind reserviert für mögliche Firmenerweiterungen.

3 bis 5 Hektar pro Jahr veräußert

Die 1,7 Hektar auf dem ara-Gelände in Nordlünen sowie das 1,6 Hektar große Gewerbegebiet Herrenthey könnten kurzfristig erschlossen werden. Deutlich länger dauert es hingegen auf dem Steag-Areal (37 ha) und an der Kreuzstraße (0,7 ha) in Horstmar. Gleiches gilt für die Flächen an der Derner Straße und am Klöters Feld (insgesamt 13,7 ha). All diese Gebiete seien mittelfristig für Firmen verfügbar. Somit kann das WZL derzeit nur 1,6 Hektar direkt an Unternehmen vermarkten. „Das ist gar nichts“, betont Peter Gatzka. Vor fünf Jahren waren noch 21,4 Hektar sofort frei, pro Jahre hätte man dann rund 3 bis 5 Hektar an Gewerbeflächen veräußert, so das WZL.

Doch nicht nur aus Platzgründen seien die neuen Areale in Lünen-Süd dringend notwendig. Die Problematik liegt nämlich darin, dass die momentan freien Flächen alle im gleichen Gewerbegebiet (Im Berge Ost) liegen und vor Ort der Charakter eines Gewerbeparks vorherrschend ist. Die Hürden für Unternehmen, welche im Bebauungsplan festgehalten wurden, sind entsprechend hoch. „Hier kommen zweigeschossige Bürogebäude hin, mit Verklinkerung und Dach- sowie Fassadenbegrünung“, so der WZL-Prokurist. Online-Händler oder Softwareunternehmen würden laut Gatzka dort gut hinpassen. Logistikfirmen oder Gerüstbaubetriebe hingegen wären Im Berge Ost völlig falsch.

Durch diese Anforderungen ist die Absage-Quote ziemlich hoch. „Nicht jeder Betrieb, der bei uns anfragt, passt in die Struktur rein. Die Art der Nutzung muss stimmen.“ Wünschenswert für das Wirtschaftsförderungszentrum wäre daher, dass man in Lünen für die verschiedenen Unternehmensbranchen und deren Ansprüche auch unterschiedliche Standorte hätte, erklärt Detlev Winkler, zuständig für das Gewerbeflächenmanagement beim WZL.

Flächenverbrauch pro Arbeitsplatz

Erst alle bestehenden Gewerbeflächen auffüllen und dann neue Gebiete erschließen, sei demnach nicht umsetzbar, fügt Peter Gatzka an. Man habe zudem in der Vergangenheit gemerkt, dass vor allem Handwerksunternehmen, die schon in den Stadtteilen sitzen, auch dort bleiben möchten. Deswegen seien die Flächen an der Derner Straße, die zum größten Teil der Stadt gehören, auch so wichtig. „Wir haben dort eine hohe Standortqualität“, so Gatzka. Der neue Anschluss zur A2 spielt hier eine große Rolle. Auch für Firmen aus Dortmund würden die Areale dadurch attraktiver.

Neben den im Bebauungsplan vorgeschriebenen Ansprüchen orientiert sich das Wirtschaftsförderungszentrum bei der Vergabe von freien Flächen auch an gewissen Kennziffern. Gatzka erklärt: „Für uns ist insbesondere wichtig, dass der Flächenverbrauch pro Arbeitsplatz nicht allzu hoch wird.“ Wenn eine Firma beispielsweise 5000 Quadratmeter braucht, aber nur fünf Arbeitsplätze schaffen könnte, gäbe es mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Absage von der WZL. „Auch wenn wir die Flächen hätten, würden wir einer solchen Firma nichts anbieten.“ Laut den aktuellen Richtlinien sollte eine Ansiedlung in Lünen 200 bis 250 Quadratmeter pro Arbeitsplatz nicht überschreiten. Umgerechnet wären das 40 bis 50 Jobs auf einem Hektar.

Die Flächen am Klöters Feld und an der Derner Straße sollen laut WZL unterschiedlich genutzt werden.
Die Flächen am Klöters Feld und an der Derner Straße sollen laut WZL unterschiedlich genutzt werden. © Günther Goldstein

Doch nicht auf allen Gewerbegebieten hat die Stadt große Entscheidungsfreiheiten. Flächen, die im privaten Besitz sind, könnten zwar durch den Bebauungsplan etwas gesteuert werden, Arbeitsplatzrichtlinien seien hier aber nicht enthalten, erklärt Gatzka. Das Gebiet am Klöters Feld ist ein solcher Fall, denn Eigentümer ist die Harpen Immobilien GmbH unter Geschäftsführer Franz-Josef Peveling.

Was der Unternehmer dort hinbauen möchte, steht noch nicht fest. Sicher ist aber, dass die beiden Areale später einen unterschiedlichen Charakter haben sollen, so Peter Gatzka. „Die zwei Flächen ergänzen sich gut. An der Derner Straße wäre eine eher kleinteilige Vermarktung denkbar zwischen 2000 bis 5000 Quadratmeter pro Firma. Diversifikation wäre hier zudem wichtig. Außerdem müssen es Unternehmen sein, die verträglich mit dem angrenzenden Wohngebiet sind. Am Klöters Feld ist durch die Nähe zur A2 noch mal eine ganz andere Nutzung möglich. Und das muss jetzt nicht ein Autohof sein.“

Unterschiedliche Nutzung in Lünen-Süd

Ob sich auf der Harpen-Fläche ein Unternehmen ansiedelt oder viele kleine Firmen, entscheidet sich noch. Peter Gatza findet aber: „Wenn die Flächenkennziffer (Anm. der Red.: Arbeitsplätze pro Quadratmeter) passt, warum sollte dann nicht ein großes Unternehmen dort hin. Das hängt aber von der Art der Firma ab, also ob sie beispielsweise viel Lärm macht.“ Der WZL-Prokurist fügt gleichzeitig an: „Mir sind 10 Firmen mit je 50 Mitarbeitern lieber als ein Unternehmen mit 500 Arbeitsplätzen.“ Denn wenn bei vielen Gewerbetreibenden einer Insolvenz anmeldet, seien die Folge deutlich geringer.

Wenn die sofort verfügbaren Gewerbeflächen und die geplanten Areale dann irgendwann voll sein sollten, ist in Lünen laut dem Regionalverband Ruhr (RVR) aber noch nicht Schluss mit Gewerbegebieten. Alle drei Jahren mache der Regionalverband eine Bestandsstatistik für Gewerbegebiete, im Anschluss bekommen die Kommunen den Bedarf genannt, erklärt Peter Gatzka. Für Lünen hat der RVR mit Stand Dezember 2022 noch 14 Hektar ausgemacht, auf denen sich Unternehmen ansiedeln könnten. Doch wo genau sich diese Flächen befinden, das weiß die Stadt Lünen nicht.