Grau bezogene Betten mit roten Schleifen und erotische Bilder an der Wand: Vor zwei Jahren hat Frank Cieslik in seinem Haus in Lünen-Brambauer vier Zimmer für käufliche Liebe eingerichtet. C-B-B, die Buchstaben leuchten rot vom Dach des Gebäudes an der Straße Alte Herrenthey 62. Sie stehen für Ciesliks Bordell Brambauer. Mit dem ältesten Gewerbe beschäftigte er sich schon länger: Vor über zehn Jahren hatte Frank Cieslik mit Plänen für ein Großbordell in der Stadt für Aufregung gesorgt. Mit zwei Investoren wollte er „Amorpheus 24“ eröffnen, ein Etablissement mit Discothek, Restaurant und 18 Zimmern. Mehrere Bauanträge waren von der Stadt abgelehnt worden.
Anders war das bei C-B-B, das 2022 eröffnete. Der Kreis Unna hatte das Bordell in Brambauer nach Paragraph 12 des Prostituiertenschutzgesetzes genehmigt. Für erotische Massagen und Liebesdienste standen vier Zimmer zur Verfügung. Die Damen hatten die Räume gemietet und arbeiteten auf selbstständiger Basis. Möglich war das an sieben Tagen die Woche, rund um die Uhr. Doch das Kapitel ist beendet. „Ich habe mein Bordell gekriegt, jetzt räumen wir aus“, sagt Frank Cieslik. Zum 30. September hat er das Gewerbe abgemeldet. Ab Oktober soll dort etwas Neues beginnen.
Die meisten Kunden aus Lünen
Sextourismus aus anderen Städten war die Sorge im Ortsteil. Doch Frank Cieslik sagt: „Die meiste Kundschaft kam aus Lünen.“ Die hätte mit teuren Autos über eine vielfach verdreckte Straße im Industriegebiet fahren müssen und sich beschwert. Nach dem Bordell-Besuch in die Waschanlage, das sei für viele keine Option gewesen und habe für Unmut gesorgt.
Es gibt aber noch einen anderen Grund für die Schließung: Die 2016 gegründete Nachbarfirma Rüst-Tec braucht Büroräume. „Ich habe die Chance, an sie zu vermieten und werde sie nutzen“, sagt Frank Cieslik. Das hintere Grundstück habe er bereits an die Rüst-Tec Gerüstbau GmbH verkauft. Sie habe auch ein Vorkaufsrecht für das Gebäude. Im Erdgeschoss wohnt Frank Cieslik, im ersten Stock war das Bordell. Bei einem möglichen Verkauf würde er nach Dortmund ziehen.
Schon einmal sollte das Haus an der Straße Alte Herrenthey 62 Bürogebäude sein. 1,2 Millionen Euro hatte Frank Cieslik nach eigenen Angaben seinerzeit investiert. Doch dann kam Corona und Büros waren nicht mehr gefragt. Frank Cieslik griff die alte Idee des Bordells wieder auf, allerdings in deutlich kleinerer Variante. Das ursprünglich geplante Großraumbüro wurde zum Kontaktraum. Am Tresen seien Soft-Drinks ausgeschenkt worden, kein AIkohol. Die vier Zimmer hatten Sicherheitstechnik und Notfallknopf. Ein eigener Security-Dienst sei vor Ort. Es gibt Kameras im Außenbereich.
40 Prostituierte im Kreis Unna
Die Behörde hatte nie etwas zu beanstanden, teilt die Pressestelle des Kreises Unna auf Nachfrage der Redaktion mit. Sie bestätigt auch, dass das Bordell in Lünen-Brambauer abgemeldet wurde. Zeitgleich laufen in Bergkamen und Selm Genehmigungsverfahren für zwei neue Bordellbetriebe.
Aktuell verteilen sich fünf Rotlicht-Etablissements im Kreis Unna auf die Städte Schwerte, Holzwickede, Kamen und Lünen. Hier sind ab 1. Oktober noch zwei zu finden: an der Frydagstraße 2 im Museumshotel Premiere und in Katja`s Knusperhaus an der Alstedder Straße 11.
Im August 2024 waren kreisweit 40 Prostituierte im ältesten Gewerbe gemeldet. Das sind zwei mehr als 2022. Damit liegt der Kreis Unna im Trend: Landesweit ist die Zahl der Prostituierten vier Jahre in Folge gestiegen. Verglichen mit den Jahren vor der Corona-Pandemie sind die Zahlen jedoch niedrig. 2019 waren noch 82 Prostituierte im Kreis offiziell gemeldet. Die Mehrheit der aktuell registrierten Sexarbeitenden ist zwischen 21 und 45 Jahre alt. 26 von ihnen haben nicht die deutsche Staatsangehörigkeit.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 24. August 2024.
