Bäckerei Kanne streicht „Bio“ bei beliebtem Produkt „Die Alternative wären Preiserhöhungen“

„Bio“ fehlt bei beliebtem Kanne-Produkt: Alternative zu Preiserhöhungen
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Das Kanne-Landbrot ist ein wichtiges Produkt der Bäckerei Kanne, nicht zuletzt aufgrund des Preises. Für 2,20 Euro erhalten Verbraucher in den Filialen der in Lünen ansässigen Bäckerei einen ganzen 750 Gramm schweren Laib Weizenmischbrot. Ob geschnitten oder nicht, das spielt die eher untergeordnete Rolle. Eine kleine Überraschung ist dem aufmerksamen Kunden der Großbäckerei mit über 300 Mitarbeitern an 30 Standorten jedoch vermutlich nicht entgangen.

Aus dem Kanne Bio Landbrot ist nämlich das „Bio“ entfernt worden. Der Namenswechsel deutet darauf hin, dass sich auch bei dem Produkt etwas geändert hat.

Kanne: Kein Bio im Landbrot?

Auf Nachfrage erklärte Wilhelm Kanne Junior, dass das richtig sei: „Beim Kanne Landbrot können wir derzeit nicht mit Biomehl produzieren, da allein der Biomehl-Preis im letzten Jahr um 60 Prozent gestiegen ist. Deshalb erfüllt das Produkt nicht mehr die Bio-Anforderungen.“ Der Namenswechsel ist im Ergebnis daher dem Verzicht von Biomehl geschuldet, die Qualität der beliebten Backware bleibe jedoch ähnlich hoch. „Auch beim konventionellen Mehl achten wir sehr genau auf unsere Auswahl“, führt Kanne weiter aus.

Wie der Geschäftsführer der Großbäckerei Kanne weiter erklärt, spielt der Preis für den Rohstoff und speziell beim Biomehl bei dem günstigeren Produkt die ausschlaggebende Rolle. Die Rohstoff-Knappheit und die starken Preissteigerungen beim Mehl, unter anderem durch den Ukraine-Krieg, führten derzeit dazu, dass das Kanne Landbrot in Bio-Qualität nicht für 2,20 Euro angeboten werden könne.

Aber auch andere Kostenfaktoren hätten sich im letzten Jahr stark verändert. „Bei anderen Produktionsmitteln wie der Hefe, aber auch bei den Personalkosten sehen wir ebenfalls deutlich teurere Marktverhältnisse.“ Wie der gelernte Bäckermeister erklärt, sei das Jahr 2022 von der Besonderheit geprägt gewesen, dass jeder für die Backproduktion relevante Rohstoff teurer geworden ist.

„Die Alternative wären Preiserhöhungen“, sagt Geschäftsführer Wilhelm Kanne. „Für die Verbraucher, die in Zeiten der Inflation an vielen Enden sparen müssen, haben wir auf diesen Schritt zu Ungunsten des Prädikates „Bio“ im Namen bei diesem einen speziellen Produkt – dem Kanne Landbrot – verzichtet. Unserer Erfahrung nach spielt für die Verbraucher bei dem Produkt der Preis die entscheidendere Rolle.“

Kanne verweist zudem darauf, dass ausnahmslos alle Produkte nach dem Kanne-Reinheitsgebot hergestellt werden. Das bedeutet, dass Kanne laut Unternehmensangaben Backwaren aus echten, natürlichen Zutaten auf nachhaltige Weise herstelle. „Unser Anspruch ist es nach wie vor, so viel aus unserem Produktportfolio wie möglich in Bioqualität abzubilden“.

„100 Prozent Bio wünschenswert“

Für Geschäftsführer Wilhelm Kanne wäre es wünschenswert, zukünftig wieder alle Produkte in 100 Prozent Bioqualität abbilden zu können. „Aufgrund der wirklich einmaligen Situation im Rohstoff-Markt kann ich das perspektivisch aber nicht bei jedem Produkt versprechen.“

Angesprochen auf die eigene Mehlproduktion führt Kanne weiter aus: „Das Spezial-Mehl, das wir selbst in unserer Mühle in Selm-Bork produzieren, ist in jeder Hinsicht zu 100 Prozent in Bioqualität. Dieses durchgemüllerte Spezial-Mehl setzen wir allerdings nur in speziellen Produkten ein.“ Andere Mehle würde Kanne hingegen von Fremdmühlen beziehen, teilweise nicht in Bioqualität. Eine Kosten-Kompensation durch die eigene Mehlproduktion beim Kanne-Landbrot scheint daher durch verschiedene Produktionsverfahren und Inhaltsstoffe nicht möglich.