Wer durch die Innenstadt geht, begegnet der Kunst von Andrzej Irzykowski. Seine vierteilige Skulpturengruppe der Marktfiguren auf dem Willy-Brandt-Platz oder der St.-Georg-Brunnen vor der Stadtkirche prägen das Stadtbild. Auch die Bronzeplatten der „Promi-Meile“ vor der Cineworld stammen von dem Bildhauer, der vor 45 Jahren aus Danzig nach Lünen kam. Am Donnerstag (6.3.) ist Andrzej Irzykowski an den Folgen eines Schlaganfalls im St. Marien Hospital gestorben. Er wurde 74 Jahre alt.
Es ist ein Schock, nicht nur für seine Familie. Viele Lüner trauern um den renommierten Bildhauer, kreativen Pädagogen und warmherzigen Menschen. Sein Vermächtnis sind seine bedeutenden Werke, die ihn über Lünens Stadtgrenzen hinaus bekannt gemacht haben.
Zu seinen letzten Werken zählt die von ihm künstlerisch gestaltete Lore im Quartier Lünen-Horstmar, die den Wandel vom Bergbau- zum Wohnstandort symbolisiert. Wie auch die Friedensskulptur, mit der Jean-Claude Juncker, ehemaliger Präsident der Europäischen Kommission, im vergangenen Jahr von der Auslandsgesellschaft geehrt wurde. Für Andrzej Irzykowski war dieser Auftrag ein besonderer. Denn Völkerverständigung im Geiste von Humanität und Toleranz war auch seine persönliche und künstlerische Leitlinie, wie er damals sagte.
Als seine „emotional wichtigste Arbeit“ gilt das Mahnmal „Der Gebundene“ in Lippstadt-Eickelborn. Es ist eine sitzende Figur aus Bronze, die Arme gefesselt und zum Himmel blickend. Das Denkmal würdigt die Opfer des Nationalsozialismus.

Mensch im Mittelpunkt
Von einem „großen Verlust für die Stadt“ spricht Wolfram Kuschke, Minister a.D., der dem Bildhauer freundschaftlich verbunden ist. Er erinnere sich an „viele wunderbare Begegnungen“ mit Andrzej Irzykowski. Als sachlich und intellektuell hat ihn Galerist Wolfgang Anders in Erinnerung, als jemanden, der viel Wert auf Qualität gelegt habe. Er habe immer mit guten Gießereien zusammengearbeitet und sei ein „toller Künstler“. In der Galerie Anders hatte Andrzej Irzykowski 1985 seine erste Galerieausstellung, bis heute sind dort Arbeiten von ihm präsent.
Im Mittelpunkt seiner Kunst steht der Mensch. Irzykowskis Skulpturen sind meist figürlich, es ging ihm um Beziehungen. Als gelernter Steinmetz, studierter Bildhauer und Kunstpädagoge vermittelte Andrzej Irzykowski seine Kenntnisse auf vielfältige Weise. Ob bei seinen Kunst-Projekten mit Kindern in Schulen in Lünen und Dortmund oder als Pädagoge am Institut für Ausbildung in bildender Kunst und Kunsttherapie in Bochum. Auch bei der Künstlergruppe „Offene Ateliers“ (heute Karuskop) brachte er sich ein.
Der begeisterte Kinogänger war besonders dem Lüner Kinofest verbunden. Er schuf die „Lüdia“, die Skulptur für die Kinofestgewinner. Auch die „Nike“, den Preis für das Lebenswerk von Schauspielern, hat er gestaltet. Die Büste von Hans Scharoun an der Geschwister-Scholl-Gesamtschule stammt aus seinem Atelier, ebenso der „Lüner Kopf“, den „Pro Lünen“ verliehen hat, wie auch die Neuinterpretation des Barbarossa-Kopfes, den der Rotaryclub Selm Kaiser Barbarossa in Auftrag gab.
Die wandernden Gesellen in Brambauer und die Granitkombination im Seepark Horstmar zählen zu seinen Werken. Andrzej Irzykowskis Kunst war in Ausstellungen über Lünen hinaus präsent, vielfach gemeinsam mit dem Westfälischen Künstlerbund Dortmund.
Träger des Kulturpreises

Der 1951 in Sopot in Polen geborene Bildhauer kam 1980 nach Lünen. Hier hat er sich schnell heimisch gefühlt und einen großen Freundeskreis aufgebaut. In den 45 Jahren brachte sich der Künstler auf vielfältige Weise in Lünen ein. Die Stadt würdigte seine Verdienste 2015 mit der Verleihung des Kulturpreises.
Bis zuletzt blieb Andrzej Irzykowski kreativ, obwohl er gesundheitlich angegriffen war. In seinem Atelier in Lünen-Süd liegen bereits zwei fertige Bronzeplatten und warten darauf, die Promi-Meile zu ergänzen.
Um ihn trauern seine Frau Jola, Sohn Jan, Schwiegertochter Cristina und Enkel Luca. Sie wünschen sich im April eine Trauerfeier in der Stadtkirche St. Georg, zu der Andrzej Irzykowski eine besondere Beziehung hatte: Vor dem denkmalgeschützten Gebäude steht der von ihm entworfene Brunnen, im Inneren hat er seine ersten Arbeiten in Lünen und später noch eine zweite Einzelausstellung gezeigt.
