Bergbausiedlungen im 20. Jahrhundert in Lünen Das Leben in den Zechenkolonien

Bergbausiedlungen im 20. Jahrhundert : Das Leben in den Zechenkolonien
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Als der Bergbau sich um die Wende zum 20. Jahrhundert in Lünen konsolidiert hatte und mit der Förderung von Steinkohle begonnen wurde, brauchte er dafür Arbeitskräfte – sehr viele Arbeitskräfte – die es in der Region nicht gab. Und für die überwiegend von außen kommenden Menschen mussten die Bergbaugesellschaften Wohnraum schaffen. So wurden damals in den Freiräumen um die Zechen herum große Wohnsiedlungen geplant und gebaut.

Für die Zeche Preußen, die in Horstmar zwei Schächte betrieb, entstand die erste große Kolonie um die Schlegelstraße, wo es übrigens den ersten Kreisverkehr in der Lippestadt schon um 1920 gab. In Verbindung mit den weiteren Schächten in Gahmen wurden weitere zusammenhängende Bergbausiedlungen auf der grünen Wiese errichtet. So in der Ziethenstraße, an der Gahmener Straße und der Karlstraße, in Lünen-Süd im Bereich zwischen der Derner Straße und der Jägerstraße.

Die heute wohl bekannteste Kolonie ist die Bergbausiedlung am Kanal mit ihrem imposanten Eingangstor über der Kösterstraße, der Volksmund nannte sie „Negerdorf“, in Anlehnung an die vom Kohlenstaub geschwärzten Gesichter der Bergleute, die hier wohnten.

Die Schachtanlage Victoria 1/2, die zwischen Lünen Mitte und Wethmar errichtet wurde, baute ihre erste Kolonie um die Barbarastraße herum, die zum Hauptzechentor führte. Eine zweite Siedlung kam dann um den Wevelsbacher Weg hinzu. Für die Zeche Minister Achenbach in Brambauer gab es den größten Bedarf an Wohnraum für die Belegschaft.

Der bis dahin bäuerlich, ländliche Raum bot ausreichend Platz für die Bauvorhaben der Zechengesellschaft. So entstanden Siedlungen zwischen Ferdinand- und Josephstraße, entlang der Karl-Haarmann-Straße, Königsheide und im Bereich von Schacht 3/4 um die Heinrichstraße und den Sudberg. Brambauer, was zu der Zeit noch zum Amt Derne gehörte, eröffnete 1902 eine eigene Schule mit 163 Kindern. Und es wurde eine Straße nach Lünen gebaut.

Alle Wohnhäuser, die im Stadtgebiet für Bergleute gebaut wurden, zeigten ein hohes Maß an durchdachter architektonischer Qualität und großer Funktionalität. Man hatte Rücksicht genommen auf das Leben der Bergleute und ihrer Familien. Zu den Wohnquartieren gehörten immer große Gärten und eine kleine Stallung. Dort konnte man den Eigenbedarf an Gemüse oder Obst decken. Viele hielten ein Schwein, eine Ziege oder Geflügel. Auch ein Taubenschlag war dort in etlichen Gärten anzutreffen.

Zu manchen Kolonien gehörte auch eine Kneipe, ein Kiosk oder ein „Krämerladen“, in dem man alles für den Hausgebrauch erwerben konnte. Die Wäsche, die zum Trocken auf der Leine im Garten hing, rundete das Bild einer Zechenkolonie ab.

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