Bekannte Lüner Wirtin Erika Sandmeier gestorben Eine „herzliche und großzügige Gastgeberin“

Wirtin Erika Sandmeier gestorben: Eine „herzliche Gastgeberin“
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Der Tod von Erika Sandmeier bewegt die Menschen in Lünen. Viele kannten und schätzten die Gastronomin aus Lünen-Süd, die früher die Gaststätte „Sandmeier am Markt“ und dann die Eckkneipe „Manometer“ an der Jägerstraße führte. Sie war Wirtin durch und durch: aktiv, herzlich, familiär und großzügig. Obwohl Erika Sandmeier an einer schweren Krankheit litt und in letzter Zeit nicht mehr selbst am Tresen stand, hatte sie bis zuletzt das Heft in der Hand. Am 24. Juli ist Erika Sandmeier im Alter von 83 Jahren im Lüner Hospiz am Wallgang gestorben. Die Trauer in Lünen ist groß.

Sie war das, was man heute eine Powerfrau nennen würde. Erika Sandmeier habe immer Gas gegeben, sagt ihr Sohn Wilhelm. „Der Gast ist immer König, aber ich habe hier das Regiment“, schreibt die Familie in ihrem Nachruf über sie. Erika Sandmeier selbst wollte nicht viele Worte und keine große Beerdigung. Die Beisetzung fand in aller Stille auf See statt.

Das Archivbild zeigt die ehemalige Gaststätte "Sandmeier am Markt".
Das Archivbild zeigt die ehemalige Gaststätte "Sandmeier am Markt". © Fiedler (A)

„Manometer“ läuft weiter

Trotz des Todesfalls bleibt die Gaststätte „Manometer“ weiterhin geöffnet. Wilhelm Sandmeier (64), der in Fürstenfeldbruck lebt, wird sie mit Mitarbeitenden weiterführen. Es ist ein Treffpunkt in Lünen-Süd, der erhalten bleiben soll, sagt er. Vor Kurzem wurde in der Kneipe renoviert, auch die Sanitäranlagen sind erneuert worden. Nach kurzer Pause gibt es wieder ein frisch gezapftes Bier an der Theke.

Thorsten Lachmann von Getränke Gefromm kennt Erika Sandmeier seit 30 Jahren. Er habe sie stets als „herzliche und großzügige Gastgeberin“ erlebt. Legendär sei bei ihr das zweite Frühstück nach den Rundgängen zum Oktoberfest in Lünen-Süd gewesen. Verglichen mit früher gebe es heute nicht mehr viele Kneipen im Ortsteil.

Feierabendbier der Bergleute

Erika Sandmeier hat in ihrem Leben viel durchgemacht, blieb aber immer ihrer positiven Lebenseinstellung treu. Sie verlor ihren Mann Wilhelm und kürzlich auch ihren Sohn Thomas. Ihr späterer Lebensgefährte Willi Sabring starb im Flieger während einer gemeinsamen Urlaubsreise nach Ägypten. Doch Erika Sandmeier ließ sich nie unterkriegen.

Ihre berufliche Selbstständigkeit begann in den 60er Jahren. Damals übernahm sie in Dortmund-Derne das Geschäft eines Milchbauern. Weil das gut lief, stand eine Vergrößerung an. Die fand sich am Schellenkai 112 in einem damaligen Tante-Emma-Laden, der von frischem Aufschnitt bis zum Schnupftabak ein breites Sortiment anbot. Als später dort ein Rewe eröffnete, der die Ware preiswerter anbieten konnte, wechselte Erika Sandmeier in die Gastronomie und übernahm „Sandmeier am Markt“.

Hier tranken die Bergleute ihr Feierabendbier, hier hatten sie ihre Sparfächer. Die Markthändler holten bei Sandmeier heißen Kaffee. Die Kegelbahn war beliebt. Eine Zeitlang führte sie mit ihrem Mann Wilhelm das „Manometer“ parallel, bis der Renovierungsbedarf am Markt zu groß wurde. Das Sandmeier wurde verkauft und musste später für den Neubau des Rewe weichen.

Hausgemachte Gulaschsuppe

Gaststätte Manometer in Lünen-Süd
Die Gaststätte Manometer in Lünen-Süd bleibt weiterhin geöffnet. © Goldstein

Dass Erika Sandmeier immer ihre Meinung vertrat, erlebte auch die SPD, der sie seit 1978 angehörte. Weil sie mit dem Prozedere der Fusion zum Ortsverein Victoria nicht einverstanden war, wechselte die Wirtin noch im Februar vom Ortsverein Oberbecker zum Ortsverein Lünen-Süd. Mehrere Jahrzehnte war sie unsere Vereinswirtin, schreibt Vorsitzender Manfred Kolodziejski. Er erinnert sich an Erika Sandmeier als Gastronomin, die mit Herzblut dabei war. Unvergessen sei die jedes Jahr zum Jahresabschluss servierte hausgemachte Gulaschsuppe.