Die Stimmung am Vereinsheim des Kleingartenvereins Wethmar an der Augustin-Wibbelt-Straße war schon vor Beginn der Bürgerinformation zum Bebauungsplan Nummer 230 „Grenzstraße“, zu der die Stadt eingeladen hatte, aufgeladen. Vor dem Vereinsheim sammelten sich die Leute, die drinnen keinen Platz mehr gefunden haben. Die Vertreter der Stadt Lünen bemühten sich, noch weitere Sitzplätze zu schaffen, doch es reichte nicht aus.
Arnold Reeker, Technischer Beigeordneter der Stadt Lünen, sagte gleich zu Beginn der Veranstaltung, dass man nicht mit so vielen Interessierten gerechnet hätte und räumte direkt im Anschluss ein: „Naja, aber irgendwie dann auch doch.“
Die Größe des geplanten Wohngebietes „Grenzstraße“ umfasst etwa 21.900 Quadratmeter Darauf sollen insgesamt 92 Wohneinheiten entstehen: 17 Reihenhäuser, 26 Doppelhäuser mit 52 Wohneinheiten und zwei Mehrfamilienhäuser mit 22 Wohneinheiten.
Die Zufahrt ins Wohngebiet soll über die Grenzstraße erfolgen, doch eine zweite Zufahrt soll für einen Rettungsweg geschaffen werden. Dafür müssten Teile der Kleingartenanlage in Wethmar weichen. Und das kommt so gar nicht gut an bei den Kleingärtnern. Aber auch andere Anwohner haben ihre Bedenken.

Der Plan der Verwaltung war eigentlich, dass zuerst die Präsentation erfolgt, was überhaupt angestrebt wird und was umsetzbar ist. Doch schon während ein Mitarbeiter vom Büro Plan Quadrat seine Planungen vorstellte, regte sich Widerstand im Raum. Und zwar gegen so ziemlich alles.
Die geplante 3 bis 3,50 Meter breite Rettungsgasse durch die Kleingartenanlage war nur der Auftakt. Jemand meldete sich zu Wort und bezweifelte, dass es immer eine zweite Zufahrt in ein Wohngebiet geben müsse. Er habe dazu nichts in der Bauordnung gefunden. Die etwas flapsig daherkommende Antwort von Arnold Reeker: „Besser wäre es aber.“
Zu späte Bürgerbeteiligung?
Auch das Thema Entwässerung kam auf. Darauf ist nach den Starkregenereignissen vom Sommer 2021 beim Bau eines neuen Wohngebietes verstärkt zu achten. Die Regenrückhaltung sei gesichert in östlicher Richtung bis zum Dorfgraben, dann werde das Niederschlagswasser in die Lippe geleitet. Auch hier fragte eine Anwohnerin, warum nicht alternative Vorschläge präsentiert würden, statt einen fertigen Plan verkaufen zu wollen. Die knappe Antwort der Verantwortlichen: „Das ist technisch einfach nicht anders möglich.“
Auch den Vorwurf der Anwohnerin, dass die Stadt den Leuten einfach eine beschlossene Sache als Vorentwurf präsentiere, wies Arnold Reeker von sich: „Wir sind hier in einer sehr frühen Phase der Planungen. Das ist die erste Bürgerinformation. Es folgt noch eine weitere in einer späteren Phase.“
Auch aus der Präsentation geht hervor, dass es noch eine „frühzeitige Beteiligung der Behörden und Träger öffentlicher Belange“ geben wird im Zeitraum 2. Mai bis 9. Juni. Die Entwurfsbeschlüsse folgen voraussichtlich im dritten Quartal. Im vierten Quartal ist die öffentliche Auslegung der Plan-Entwürfe sowie die „Beteiligung der Behörden und Träger öffentlicher Belange“. Erst im 1. Quartal 2024 soll voraussichtlich die Stadtverordnetenversammlung zur Abwägung und Entscheidung über Stellungnahmen und Satzungsbeschlüssen stattfinden.
Vorwurf an die Stadt
Arnold Reeker versicherte, dass er Verständnis habe für die vielen Fragen, aber er sagte noch einmal mit Nachdruck, dass die Fragen alle gerne in der anschließenden Diskussionsrunde gestellt werden können, nicht während der Präsentation des Planungsbüros.
Ein Zwischenruf während der Präsentation: „Sie wollen unsere Kleingartenanlage kaputt machen, und wir dürfen nichts dazu sagen.“ Erneut reagierte Reeker entspannt. Man befinde sich noch ganz am Anfang der Planungen und es müssten eben zunächst eine Reihe von Untersuchungen erfolgen, dann erst könne man planen, und durch die Untersuchungen schließe man automatisch schon die eine oder andere Möglichkeit aus.

Weitere Punkte wie die Geschossigkeit der geplanten Häuser wurden nur am Rande von den Anwohnern hinterfragt. Es sollen zweigeschossige Wohneinheiten entstehen plus Dacheinheiten. Bei den Mehrfamilienhäusern werde es hingegen dreigeschossig.
Auch das Thema Lärmschutz kam auf den Tisch. Es werde eine Lärmschutzwand am Bahnfuß geben, denn in Teilbereichen werde der Lärm die Marke von 60 bis 65 Dezibel erreichen und das ist ein Wert, der für das menschliche Gehör unangenehm werden kann. Vor allem im Dachgeschossbereich sei der Wert nachts zu hoch. Auf die Frage der Anwohner, warum man die Wand nicht oben an den Gleisen anbringe, wurde von der Stadt Lünen auf die Deutsche Bahn verwiesen und darauf, dass das auch durchaus mehrere Jahre dauern könne, bis man da weiterkomme.
Thema Parken erhitzt die Gemüter
Beim Bau des neuen Wohngebietes an der Grenzstraße sind allerdings auch weitere Lärmschutzmaßnahmen geplant. Die müsse man dann aber direkt beim Wohnungsbau umsetzen, wie beispielsweise Schallschutzfenster.
Beim Thema Parken wurden die Gemüter erneut etwas hitziger und vor allem wieder hellhöriger. Denn nachdem die Pläne vorgestellt wurden (zwei Parkplätze pro Wohneinheit und Besucherparkplätze auf einer dafür vorgesehenen Fläche) kam der Einwand einer Anwohnerin, dass man ja auch statt der Besucherparkplätze einfach den Platz für die Feuerwehrzufahrt nutzen könnte. Zack, das saß. Die Teilnehmer der Bürgerinformation nickten zum großen Teil und weiter vorn im Raum des Vereinsheimes in Wethmar wurde es kurz merklich ruhig. Die Antwort der Stadt Lünen: „Das nehmen wir als Idee auf.“
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