Beate Convent leitet Marler Stadtbibliothek Ohne Marschall 66 bleibt vieles Stückwerk

Neue Leiterin der Bibliothek: Ohne Marschall 66 bleibt vieles Stückwerk
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Beate Convent ist „die Neue“. Ab Januar 2023 leitet sie die Marler Zentralbibliothek im Riegelhaus. Die 55-jährige Recklinghäuserin bringt viel Berufserfahrung in verantwortlicher Position mit. Die Bibliotheken in Neuenburg, Bersenbrück, Recklinghausen und Lünen hat sie geleitet. Dass die Diplom-Bibliothekarin sich jetzt für Marl entschieden hat, hat zwei Gründe. „Natürlich ist es angenehm, heimatnah zu arbeiten, wirklich überzeugt aber hat mich die spannende Aufgabe, die Bibliothek in das Kulturprojekt Marschall 66 zu integrieren.“ Doch das steht aktuell auf der Kippe.

„Wir haben mit Marschall 66 Großes vor und sind froh, Beate Convent für diese anspruchsvolle Aufgabe gewinnen zu können“, sagt Bürgermeister Werner Arndt bei der Vorstellung der neuen Chefin. Denn: Seit 2019 ist die Bibliothek am Marler Stern mit 50.000 Büchern, CD und DVD ohne Leitung - kein guter Zustand, vieles blieb liegen. Die dreijährige Vakanz hat ihre Gründe. „Im Bereich Bibliothekswesen gibt es nur wenige Studienabgänger, der Markt ist leergefegt“, erklärt Kulturamtsleiter Andreas Steinberg. Auch die Leitung der Kinder- und Jugendbibliothek Türmchen ist aktuell unbesetzt.

Bürgermeister Werner Arndt (v.l.), Kulturdezernentin Claudia Schwidrik-Grebe und Kulturamtschef Andreas Steinberg heißen Beate Convent (2.v.l.) in der Stadtbibliothek im Riegelhaus willkommen.
Bürgermeister Werner Arndt (v.l.), Kulturdezernentin Claudia Schwidrik-Grebe und Kulturamtschef Andreas Steinberg heißen Beate Convent (2.v.l.) in der Stadtbibliothek im Riegelhaus herzlich willkommen. © Thomas Brysch

Aus der politischen Debatte um Marschall 66 hält sich Beate Convent heraus, doch auch für sie ist klar: „Die Räumlichkeiten hier im Riegelhaus sind nicht optimal. Bibliotheken müssen sich verändern, um für das Publikum attraktiv zu bleiben. Sie müssen von einer reinen Ausleihstelle zum beliebten Treffpunkt werden, Rückzugsorte sind gefragt, die Aufenthaltsqualität muss stimmen, all das ist hier kaum möglich.“ Auch Kulturdezernentin Claudia Schwidrik-Grebe sieht die Lösung in Marschall 66: „Hier entsteht die Qualität eines Dritten Ortes, eines kulturellen Zentrums, in dem man sich gerne trifft.“

Bis es soweit ist, will Beate Convent mit ihrem Team aus vier Fachangestellten die Bibliothek verändern. Die eingeschränkten Öffnungszeiten sollen erweitert, Ladenhüter in den Regalen ausgemustert werden. Mit ihrem Jahresetat von 100.000 Euro will Convent neue Bücher und digitale Medien anschaffen: „Spiegel-Bestseller gehen immer, auch Reiseführer und Fachbücher für Garten, Haustiere und Gesundheitsthemen werden gerne genommen“, sagt sie.

Demnächst sind hier auch digitale Lesegeräte ausleihbar. Und: Schon jetzt geht es mit dem Bibliotheksausweis in die Welt von filmfriend.de. Gestreamt werden können Blockbuster ebenso wie Doku-Filme. Künftig sollen Autorenlesungen neues Publikum anlocken. Führungen sollen Schülern zeigen, wie sich über die Fernleihe die ganze Welt der Wissenschaft erschließt.

„Marschall 66 wird eine Revolution, ein Quantensprung auch für die Bibliothek“, sagt Bürgermeister Werner Arndt. Am 22. Dezember fällt der Rat die Entscheidung. „Ich werde bleiben, auch bei einem negativen Votum“, verspricht Beate Convent. Doch einige ihrer Pläne müsste sie dann wohl begraben.

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