Abschied vom Chefsessel des Bauvereins zu Lünen Andreas Zaremba hat Stadtbild mitgeprägt

Abschied vom Bauverein: Andreas Zaremba hat das Stadtbild mitgeprägt
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Mit dem Abschied von Andreas Zaremba (62) endet beim Bauverein zu Lünen eine Ära. In den 46 Jahren seiner Tätigkeit, zuletzt fast 15 Jahre als Vorstand des genossenschaftlichen Immobilienunternehmens mit dem größten Wohnbesitz in der Stadt, hat er das Bild Lünens entscheidend mitgeprägt. Als der 16-jährige Andreas Zaremba seinerzeit die Ausbildung zum Kaufmann der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft begann, verwaltete der Bauverein nur die Hälfte seiner heute 5600 Wohnungen. Damals ging es noch um andere Themen: In Gahmen mussten durch Bergschäden abgesackte Häuser des Bauvereins um mehr als einen Meter gehoben werden, die Fenster vieler Gebäude hatten nur Einfachverglasung, gedämmt wurde damals ebenfalls weniger und das Wort „Klimaneutralität“ war noch nicht erfunden. Die Belegschaft des Bauvereins zu Lünen bestand aus nur 30 Mitarbeitenden, heute sind es 80.

So rasant sich vieles veränderte, verlief auch die Karriere von Andreas Zaremba. Der gebürtige Lüner hat geschafft, wovon manche träumen: den Weg vom Lehrling zum Chef. Jetzt steht mit dem Ruhestand ein neuer Lebensabschnitt an. Der beginnt – eher unruhig – auf einem Schiff Richtung Urlaub in Schottland. Dort feiert er seinen 63. Geburtstag.

Kurz vorher wird in Lünen der Richtkranz über einem der prestigeträchtigsten Projekte der 118 Jahre alten Wohnungsbaugenossenschaft angebracht: die Bebauung der ehemaligen Mercedesfläche für 34 Millionen Euro mit 61 Wohnungen und später einem Wohn- und Geschäftshaus, ebenfalls noch initiiert von Andreas Zaremba. Von seinem Fenster der Bauverein-Verwaltung an der Lange Straße konnte er täglich sehen, wie die Häuser in die Höhe wachsen. Die geplanten Giebel wurden zwar von manchen kritisiert, für Andreas Zaremba passen sie jedoch gut. Sie nehmen vorhandene städtebauliche Elemente aus Lünen auf – beispielsweise die des Lippezentrums, das inzwischen längst ein bekanntes Postkartenmotiv geworden ist.

Die alte Fassade am neuen Wohnquartier in Lünen-Horstmar
Auch das neue Wohnquartier in Horstmar (Archivbild) entstand in der Amtszeit von Andreas Zaremba. © Goldstein

Vier Generationen im Haus

Wenn er als Rentner durch Lünen radelt, begegnen ihm in fast allen Ortsteilen Bauverein-Immobilien. Nur in Niederaden, dem ländlichen Ortsteil mit Einfamilienhäusern, ist das Unternehmen nicht vertreten. Attraktiven und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, dafür stand und steht der Bauverein und mit ihm Andreas Zaremba. Für den Lüner, der privat zeitweise in einem Vier-Generationen-Haus lebte, hat der genossenschaftliche Gedanke einen hohen Stellenwert. Im Rückblick denkt er sofort an das Projekt des gemeinschaftlichen Wohnens am Wüstenknapp, realisiert mit dem Verein „Gemeinsam Wohnen“. Dort leben Jung und Alt in einer Anlage mit 36 Wohnungen.

Auf dem Osterfeld entstand ab 1998 ein eigener kleiner „Ortsteil“ mit 330 öffentlich geförderten und frei finanzierten Wohnungen, Einfamilienhäusern, Kita und Pflegeheim. Zaremba bezeichnet das Projekt, bei dem Senioren in barrierefreien Wohnungen auch unterstützende Dienste nutzen können, als „großen Wurf“. Während seiner Tätigkeit entstanden zwei Facharztzentren, das Gebäude für Polizei und Jobcenter. Der Bauverein kaufte den Bahnhof und mit der Lüner Wohnungsbaugenossenschaft (WBG) zusammen das Rathaus. Als Leuchtturm gilt der von seinem Vorgänger Friedhelm Deuter angeschobene Hertie-Umbau. Zur preisgekrönten Umgestaltung hat Andreas Zaremba bei vielen Fachveranstaltungen referiert. Doch auch der Lippewohnpark und das Preußenquartier in Horstmar sind für ihn besondere Bauvorhaben.

Gemüse aus dem Gewächshaus

Umsätze von 47 Millionen Euro erzielte der Bauverein im vergangenen Jahr. Durchschnittlich zahlen die Mieter 5,80 Euro pro Quadratmeter, am teuersten ist es mit 11 Euro im Lippewohnpark. Es gibt auch Wohnungen für unter 5 Euro.

Als „größte Herausforderung seit dem Wiederaufbau“ bezeichnet Andreas Zaremba die Co2-Klimaneutralität. Bis 2045 will der Bauverein dieses Ziel erreichen. Einer, der sich intensiv mit dem Thema beschäftigt, ist Vorstandsarchitekt und Geschäftsführer Carsten Unterberg. Er wird gemeinsam mit Carlo Schlüter, nebenamtlicher Geschäftsführer und Vorstand, und Prokurist Stephan Heupel den Bauverein in die Zukunft führen.

Andreas Zaremba will im Ruhestand alles Neue rund um den Bauverein „mit Spannung verfolgen“, wie er sagt. „Ich war die ganze Zeit so intensiv dabei, das schlackert man nicht ohne Weiteres ab.“ Dennoch macht er einen Schnitt, denn der scheidende Vorstandschef weiß den Bauverein in bewährten Händen. „Ich gehe mit einem guten Gefühl“, sagt er. Ehrenamtlich wird Andreas Zaremba weiterhin vielfältig tätig sein, beispielsweise als Präsident des DRK und im Kirchenvorstand des Pastoralen Raums.

Nicht mehr durch den Terminkalender bestimmt zu werden, darauf freut sich Andreas Zaremba am meisten. In Zukunft möchte der Vater dreier erwachsener Söhne gerne viel reisen, bevorzugt in die skandinavischen Länder. Er liebt Gartenarbeit und will in einem neuen Gewächshaus Gemüse ziehen. Als passionierter Radfahrer geht er gerne mit Gleichgesinnten auf Tour.

Bauverein in Lünen: Andreas Zaremba geht Anfang Oktober in den Ruhestand