Stadtentwicklung

Ratsbeschluss: Bauverein zu Lünen soll ehemalige Mercedes-Fläche kaufen und entwickeln

Die ehemalige Mercedes-Fläche in der City gilt unter Experten als „Filetstück“. Das will und darf die Stadt laut Ratsbeschluss jetzt an den Bauverein verkaufen. Der wiederum hat schon Pläne.

Lünen

, 21.08.2019 / Lesedauer: 4 min

Der Bauverein darf laut Ratsbeschluss die Ex-Mercedes-Fläche (im Hintergrund) kaufen und darauf auch Wohnungen bauen. © Storks

Der Stadtrat hat Donnerstag (15. August) in geheimer Sitzung den Weg frei gemacht für den Verkauf der ehemaligen Mercedes-Fläche in der City an den Bauverein zu Lünen.

Wie Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns und Lünens Wirtschaftsförderer Eric Swehla am Dienstag (20. August) im Gespräch mit unserer Redaktion unisono sagten, habe der „Rat mit überwältigender Mehrheit“ dem entsprechenden Beschluss zugestimmt. Nach Informationen unserer Redaktion stimmte nur die FDP-Fraktion dagegen.

Tauschvertrag in trockenen Tüchern

Zuvor hatte der Rat dem - nach wochenlangen Verhandlungen der Stadt Lünen mit der Stuttgarter Daimler AG - modifizierten Grundstücks-Tauschvertrag für das im Januar 2018 eröffnete Mercedes-Center am Lindenplatz zugestimmt.

Der geänderte Tauschvertrag sieht im Gegensatz zur Ursprungsfassung von 2016 vor, dass die Gebäude auf der Ex-Mercedes-Fläche stehen bleiben und nicht von Daimler abgerissen werden. Dafür erhält die Stadt nunmehr einen Wertausgleich, ursprünglich hätte die Stadt einen Wertausgleich an den weltweit agierenden Autokonzern zahlen müssen.

Zu den jeweiligen Grundstückswerten und der Höhe des Wertausgleichs machte Lünens Technischer Beigeordneter Arnold Reeker am Dienstag für die Stadtspitze einmal mehr keine Angaben.

„Bauverein zahlt niedrigen siebenstelligen Betrag“

Wirtschaftsförderer Eric Swehla sagte indes, dass der Bauverein einen „niedrigen siebenstelligen Betrag“ für das Grundstück zahle. Für den Fall, dass der Sanierungsaufwand für die Fläche niedriger ausfalle als erwartet, könne der Kaufpreis noch etwas steigen, sagte Swehla weiter: „Niedriger als vereinbart wird er auf keinen Fall sein.“

So wie Kleine-Frauns und Reeker zeigte sich auch Wirtschaftsförderer Swehla fest davon überzeugt, dass mit dem Bauverein der bestmögliche Investor für die Entwicklung der Fläche gefunden wurde.

Es hätte auch andere Angebote gegeben, die jedoch nicht dem Wert der Fläche, nicht zuletzt aus städtebaulicher Sicht, entsprochen hätten, sagte Eric Swehla weiter - Stichworte seien Fitness-Studio und Systemgastronomie.

Beurkundung nächste Woche?

Nach Angaben von Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns kann der modifizierte Tauschvertrag im günstigsten Fall in der kommenden Woche beurkundet werden. Damit wäre die Stadt dann auch Eigentümer der Ex-Mercedes-Fläche an der Langen Straße und Daimler Eigentümer des Lindenplatzes.

Wenn das erledigt ist, soll kurzfristig auch das Grundstücksgeschäft mit dem Bauverein über die Bühne gehen.

Andreas Zaremba, Chef des Bauvereins zu Lünen, erklärte am Dienstag auf Anfrage, dass er sich „außerordentlich freue, dass der Rat mit so großer Mehrheit für einen Verkauf des Grundstücks an den Bauverein gestimmt hat“.

Zaremba bestätigte, dass der Bauverein in den vergangenen Wochen den Fraktionen seine Pläne für die Fläche im Detail vorgestellt hat. Mit diesen Plänen will das Unternehmen in Kürze auch an die Öffentlichkeit gehen.

Pläne schon mehrfach überarbeitet

Ende Mai hatte Zaremba gegenüber unserer Redaktion erklärt, dass auf dem rund 10.000 Quadratmeter großen Grundstück auf jeden Fall Wohnungen und Tiefgaragen entstehen sollen. In der Zwischenzeit hat das Wohnungsbauunternehmen nach Angaben der Stadt seine Pläne mehrfach überarbeitet.

Gegenüber unserer Redaktion versicherte Zaremba am Dienstag, dass der Bauverein ein Bestand haltendes Unternehmen sei: „Was wir kaufen, bleibt in unserem Besitz.“

Hand in Hand mit der Stadt

In enger Abstimmung mit der Verwaltung wolle der Bauverein die Fläche im Sinne der Stadt Lünen und seiner Bevölkerung entwickeln, sagte Andreas Zaremba. Ähnlich hatten sich zuvor schon Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns, Wirtschaftsförderer Eric Swehla und Arnold Reeker geäußert. Nach Angaben des Technischen Beigeordneten solle so schnell wie möglich ein neuer Bebauungsplan für die Fläche auf den Weg gebracht werden. Erst wenn der vorliegt, kann der Bauverein loslegen.

Das könnte den Angaben zufolge im Herbst 2020 der Fall sein. Laut Eric Swehla würde der Bauverein die Gebäude „am liebsten schon im Herbst“ dieses Jahres abreißen.

Rechtlich kein Problem ist es nach Angaben von Arnold Reeker, dass die Stadt das Grundstück ohne Investorenwettbewerb oder ähnliches an den Bauverein verkauft.

Bei dem Grundstücksverkauf müssten zwei Dinge eingehalten werden, sagte Reeker: „Wir dürfen nicht unter Marktwert verkaufen und wir dürfen keine konkreten Bauauflagen machen - zum Beispiel, dass dort eine Kita oder ein Parkplatz gebaut werden muss. Diese Voraussetzungen sind erfüllt.“