Wilde Brombeerhecken und hohes Gras haben sich auf der sieben Hektar großen Fläche zwischen Sedan- und Saarbrücker Straße sowie Datteln-Hamm-Kanal in Lünen-Süd ausgebreitet. Seit 2017 liegt das Gelände brach. Es ist ein willkommener Lebensraum für Tiere. Einige haben sich inzwischen in den Winterschlaf verabschiedet, eingekuschelt unter üppigem Gestrüpp. Doch bald rollen Bagger an. Die Fläche soll erschlossen werden, damit ab 2026 hier 139 klimafreundliche Wohneinheiten entstehen können. Ein Projekt, das nach Jahren endlich umgesetzt wird.
Tierschützer sind alarmiert. Sie fürchten, dass auf der bewachsenen Brache Igel und kleinere Amphibien wie Frösche Unterschlupf gefunden haben. PS-starke Baufahrzeuge wären ihr Tod. Um zu verhindern, dass die Winterschläfer platt gefahren oder geschreddert würden, ruft Anna Kuhfuß (42) vom Verein SOS Igelchen Lüner Tierfreunde für Samstag, 11. Januar, zu einer Suchaktion auf. Unter dem Motto „Gemeinsam zum Schutz der Tiere“ wollen sie das Gelände durchkämmen. Sie halten nach tierischen Schläfern Ausschau, die ihren Stoffwechsel bis zum Frühjahr herunterfahren.
Sie sollen vorsichtig aufgenommen und in gesicherte Winterquartiere bei Pflegestellen kommen, um dort weiterschlafen zu können. Falls jemand aufwacht, stehen Trockenfutter und Wasser bereit. Das könne bei jungen Igeln, die sich zum ersten Mal schlafen legen, durchaus der Fall sein, weiß Anna Kuhfuß. Wird es wärmer, können die Tiere in naturbelassenen Gärten in die Wildnis entschwinden. Es gebe solche Stellen, weitere würden aber noch gesucht, sagt Anna Kuhfuß.

Wärmebildkamera ist nützlich
Jede helfende Hand sei bei der Suchaktion willkommen. Das Gelände ist groß, auch wenn der als Weide genutzte Bereich ausgenommen werden könne. Gefragt seien auch Tierschützer mit Hunden, die Igelbauten aufstöbern könnten, dazu Leute mit Wärmebildkameras, sagt Anna Kuhfuß. Sie hat sich seit fünf Jahren der Igelhilfe verschrieben. Schwerverletzte oder kranke Igel päppelt sie auf. Die mit dem Klimawandel verbundene Nahrungsknappheit sowie der Trend zu Mährobotern setzten den stacheligen Gesellen zu. Anna Kuhfuß kümmert sich, auch jetzt an der Sedanstraße.
Ein Aufruf in den sozialen Medien sei auf Resonanz gestoßen. Die Tierschützer treffen sich am 11. Januar um 10 Uhr vor dem Bauzaun an der Saarbrücker Straße. Dort würden dann die Gruppen eingeteilt. Mitgebracht werden sollten alte, warme Kleidung, wasserdichte Schuhe und Handschuhe. Ein kleiner Eimer ist nützlich, wie auch ein Stock oder eine Harke mit Stiel, um im Gras oder unter Brombeerranken zu suchen. Falls neben Igeln auch kleine Frösche gefunden werden, würden entsprechende Kollegen hinzugezogen.
Anmeldung zur Suchaktion
Wie viele Winterschläfer sich an der Sedanstraße eingenistet haben könnten, kann Anna Kuhfuß nicht einschätzen. In Werne und Castrop-Rauxel war sie an ähnlichen Aktionen beteiligt. Da seien es zwischen 0 und 15 Tieren gewesen.
Für die Zukunft wünscht sie sich, dass die Tierfreunde frühzeitig über Bauvorhaben informiert würden, um entsprechend handeln zu können. Das Problem: Ab Oktober dürfe gerodet werden, doch da gingen die ersten Igel schon schlafen.
Wer sich an der Suche auf dem Sedanstraßen-Gelände beteiligen möchte, kann sich unter Tel. 015231808099 anmelden.