Ausbildung in Lünen
Azubis bringen Schülern der Geschwister-Scholl-Gesamtschule Betriebe näher
Nachwuchs sichern, Schülern auf Augenhöhe begegnen, Berufsorientierung geben. Zu diesem Zweck waren Auszubildende aus neun Betrieben in der Lüner Geschwister-Scholl-Gesamtschule.
Am 9. April waren neun Betriebe mit Auszubildenden zu Gast an der Geschwister-Scholl-Gesamtschule, um den Schülern Ausbildungsberufe nahe zu bringen. In der Mitte Mechthild Winking (GSG) und Matthias Müller (Wirtschaftsförderung). © Kristina Gerstenmaier
Nachdem Alvisa (14) im Rahmen eines Schülerpraktikums die Möglichkeit hatte, bei einer Versicherungsagentur reinzuschnuppern, weiß sie: „Ich möchte Versicherungskauffrau werden.“
Besonders interessant fand sie deshalb die Präsentation des Bankkaufmann-Azubis, der im Rahmen des AzuBo, kurz für „Auszubildende werden Ausbildungsbotschafter“, einer Initiative des Wirtschaftsförderung des Kreis Unna, an der Geschwister-Scholl-Gesamtschule von seiner Ausbildung erzählte. „Da wurde auch ein kleiner Film gezeigt. Weniger spannend fand ich aber den Chemielaboranten“, erzählt sie.
13 Ausbildungsberufe
Am Dienstag (9. April) hatten 120 Schüler der neunten und zwölften Jahrgangsstufe der Geschwister-Scholl-Gesamtschule (GSG) die Möglichkeit, sich Erfahrungsberichte aus insgesamt 13 Ausbildungsberufen anzuhören. Unter anderem Lack- und Chemielaboranten, Landschaftsgärtner, Krankenpfleger, Bank- und Industriekaufmänner- und frauen, Mediengestalter und Fachinformatiker waren zu Gast an der Schule, um den Schülern in kleinen Präsentationen von ihren Ausbildungen zu erzählen, ihre Betriebe zu repräsentieren und Fragen zu beantworten: Was muss ich bei Bewerbungen beachten? Wie läuft eine duale Ausbildung eigentlich genau ab? Interessiere ich mich wirklich für Garten- und Landschaftsbau oder ist diese Tätigkeit körperlich zu hart für mich?
Fachkräfte anwerben und sichern
„Aus Sicht der Wirtschaftsförderung geht es in Zeiten des Fachkräftemangels darum, Fachkräfte anzuwerben und zu sichern“, erläutert Matthias Müller von der Stiftung Weiterbildung des Kreis Unna. Die Wirtschaftsförderung agiere dabei als Bindeglied zwischen Schulen und Unternehmen. „Der Ansatz ist, dass die Auszubildenden kaum älter sind als die Schüler und sie ihnen deshalb auf Augenhöhe begegnen.“
Mechthild Winking, Lehrerin für Deutsch und Wirtschaft an der GSG und für Berufsorientierung zuständig, ist dankbar für diese Möglichkeit: „Lehrer können heute nicht authentisch Berufe vorstellen. Wenn Auszubildende zu uns kommen, können sie natürlich viel besser aus der Praxis berichten, als ich das kann.“
Während bisher im Rahmen der Berufsorientierung Betriebsbesichtigungen und -praktika gemacht wurden, freut sie sich über dieses neue Element der Unternehmensrepräsentation direkt in der Schule.
Die teilnehmenden Betriebe erhoffen sich ihrerseits, durch AzuBo neue Fachkräfte für sich zu gewinnen. Denn: „Die Bereitschaft, eine Ausbildung zu machen, sinkt in den vergangenen Jahren rapide“, weiß Matthias Müller von der Wirtschaftsförderung.
Weniger Azubis aber auch wenige unbesetzte Stellen
Die Agentur für Arbeit vermeldet in ihrer Ausbildungsbilanz für 2018/2019 (Stand 8. April): In Hamm und im Kreis Unna gibt es 1585 unbesetzte Ausbildungsstellen. Ihnen stehen 1943 junge Männer und Frauen gegenüber, die noch einen Ausbildungsplatz suchen. Das ergibt einen Wert von 0,8 Prozent Stellen pro Bewerber. Blickt man nur auf Unna liegt der Wert bei 0,9. Das heißt, dass es etwas mehr Bewerber als Stellen gibt. Dabei liegt der Kreis Unna unter dem landesweiten Durchschnitt (1,1) und dem von Dortmund (1,4). „Besonders viele offene Stellen gibt es jetzt noch im Verkauf, in der Lagerlogistik oder für angehende Berufskraftfahrer“, heißt es im Bericht.