Hopfen, Malz, Hefe und Wasser: Mehr braucht es nicht für eines der beliebtesten Getränke der Welt: das Bier. Trotz seiner vermeintlichen Einfachheit gibt es in Deutschland eine riesige Vielfalt. Genau diese Auswahl sorgte dafür, dass zwei junge Männer vor 25 Jahren einen Club gründeten.
Während ihres Studiums reisten die beiden Studenten Matthias Kliemt und Frank Winkel für ein Marktforschungsinstitut durch die Republik, lernten während ihrer mehrtägigen Reisen die eine oder andere Gaststätte kennen – und waren von der großen Auswahl regionaler Biere überrascht.
Denn in ihrer Heimat zeigte sich von dieser Vielfalt nicht viel. „Vor 25 Jahren waren die Getränkemärkte so sortiert: Da gab es die Sauerländer, die Siegerländer, die Dortmunder und vielleicht noch ein Bier aus Bremen“, berichtet Frank Winkel.
Monatliches Bier-Paket
Biere, die die zwei Studenten in Bayern oder Norddeutschland kennengelernt haben, waren im Ruhrgebiet meist nicht zu bekommen. Die Idee zur Gründung des ProBier-Clubs war geboren. Das Konzept: Monatlich werden Biere einer ausgewählten Brauerei in Deutschland an die Mitglieder verschickt. Erstmals im Februar 1998 erhielten die Bierfreunde ein Paket des Clubs nach Hause geliefert.
In den folgenden Jahren wurde das Konzept mit dem „Förderpreis Bierkultur“ von Baden-Württembergischen Brauereien sowie der „Goldenen BierIdee“ des Bayerischen Brauerbundes geehrt.
Auch 25 Jahre später gehen die Ideen nicht aus. „Es gibt nach wie vor eine wahnsinnige Auswahl an Bierspezialitäten in Deutschland. Wir haben um die 7000 verschiedene Biermarken. Das ist ein Paradies für uns“, so Winkel. In der Anfangszeit packten die Gründer die Pakete noch selbst, mittlerweile wird das von Behindertenwerkstätten in Lünen und dem sauerländischen Kierspe übernommen.
4.500 Biere verkostet
Welche Biere es letztlich in das Paket schaffen, entscheidet ein „Konsumentenausschuss“, der aus 15 bis 20 Personen besteht und am Firmensitz im Lüntec zusammenkommt. „Wir setzen uns regelmäßig zusammen und verköstigen dann querbeet, was es so auf dem deutschen Markt gibt“, verrät Frank Winkel. „Wir haben schon etwa 4500 Biere verkostet. Das Schöne ist: Es kommt immer etwas Neues auf den Markt.“
Häufig bekommt Winkel auch Post von Brauereien, die ein neues Bier im Sortiment haben – und hoffen, dass es zum „Bier des Monats“ gekürt wird. Um zum prämierten Aushängeschild des monatlichen Bier-Paketes zu werden, muss nicht nur der Geschmack stimmen. Vielmehr wird das Gesamtpaket bewertet. „Wenn das Flaschendesign nicht zum Bier passt, ist das schon schlecht“, merkt Winkel an. Auch die Farbe des Bieres fließt in die Bewertung mit ein.

Was macht die Faszination der ProBier-Pakete aus? Frank Winkel glaubt die Antwort zu kennen: „Ein Mitglied sagte mal, das sei das Überraschungsei für Erwachsene. Man weiß nie, was drin ist – und das ist das Schöne.“
Brauereibesuch
Im vergangenen Dezember habe der Club insgesamt 2500 Pakete an die Mitglieder, die zwischen 18 und 80 Jahren seien, ins In- und Ausland verschickt. Darunter gebe es viele Bierfreunde, die sich zu einer gemeinsamen Verkostung zusammensetzen, um die Biere anschließend zu besprechen. Hierfür liegt den Lieferungen eine Broschüre mit Informationen zu den jeweiligen Bieren bei.
Winkel vermutet, dass die meisten Mitglieder zwar ihr „Stammbier“ haben, das sie immer trinken. „Sie lassen sich aber auch gern mal inspirieren und schauen über den Tellerrand, was es nicht in der eigenen Region gibt.“
Den vom Club ausgewählten Brauereien stattet Frank Winkel vorab einen Besuch ab. Für die weihnachtliche Lieferung im Dezember fuhr er in den niederbayerischen Ort Hutthurm (Kreis Passau). Der Besuch eines Getränkemarktes darf bei den Ausflügen nicht fehlen: „Da gibt es natürlich immer etwas, das man nicht kennt. Das nehme ich dann mit und das wird dann auch verköstigt.“
Vielfältiger als Wein
Was in Bayern schon lange beliebt ist, findet auch im Rest der Republik immer mehr Zuspruch, weiß Frank Winkel: „Fast jede Brauerei macht mittlerweile auch ein Helles.“ So war dieser Stil auch im Dezember-Paket aus Hutthurm vertreten – neben Export, Weisse, Pils und einem Starkbier.

Der Craftbier-Trend wirkt sich ebenfalls auf die Auswahl des ProBier-Clubs aus. „Die Biervielfalt wird durch den Hype noch größer“, freut sich Winkel. Er stellt allerdings fest: „Es fehlt die Aufklärung. Die Masse der Biertrinker kennt sich mit Craftbieren nicht aus.“ Wer sonst nur Pils trinke und noch nie ein stark hopfenbetontes Pale Ale getrunken habe, sei damit überfordert. Daher müsse zuallererst das Personal in den Märkten geschult werden, um fachkundig beraten zu können.
Allgemein glaubt der ProBier-Club-Gründer, dass Bier als Genussmittel zu wenig wertgeschätzt werde. Das zeige sich auch beim Preis. „Bier ist generell viel zu günstig. Innerhalb von 20 Jahren hat sich der Preis nicht weiterentwickelt.“ Unter 20 Euro dürfte eine Kiste Bier eigentlich nicht verkauft werden, ist er überzeugt. Gerade, weil die Rohstoffpreise ständig schwanken und die Energiekosten aktuell explodieren.
Außerdem könne Bier in Verbindung mit Speisen sogar vielfältiger als Wein eingesetzt werden. Frank Winkels Tipp: „Bei Bier und Käse gibt es super Kombinationen.“