
© Sylva Witzig
Wahlkampf mit Maske: Bundesarbeitsminister Hubertus Heil in Lünen
Minister-Besuch
Der Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hat die Lüner SPD am Samstag (22. August) im Straßenwahlkampf unterstützt. Die Lüner zeigten allerdings wenig Interesse am maskierten Minister.
Ein ganz normaler Samstagvormittag in der Lüner Fußgängerzone: Familien bummeln durch die Stadt, ältere Mitbürger treffen sich zum Kaffeekränzchen und Kinder tollen mit Luftballons durch die Straßen. Die roten Luftballons, die kommen vom Stand der SPD. Voller Enthusiasmus verteilen die Parteimitglieder Werbegeschenke und Wahlprogramme. Die Parteimitglieder wissen: Heute ist ein ganz besonderer Tag, denn Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) wird die Lüner Genossen im Straßenwahlkampf unterstützen.

Unter der Schutzmaske war Bundesarbeitsminister für viele Passanten in der Lüner Fußgängerzone nicht sofort erkennbar: Hubertus Heil half der Lüner SPD am Samstag beim Wahlkampf. © Sylva Witzig
Doch als der hohe Besuch in Begleitung vom Bürgermeisterkandidaten Rainer Schmeltzer einem Kameramann und Sicherheitskräften mit Sonnenbrille und eiserner Miene begleitet einmarschiert, geht das Treiben in der Fußgängerzone weiter seinen Gang. Die SPD-Kollegen zücken ihre Smartphones und fotografieren ihren Stargast, verwickeln ihn in Gespräche. Die Passanten indes interessiert der Mann im Anzug weniger.
Der Orgelspieler neben dem SPD-Stand
Der versucht, Flyer unters Volk zu bringen - mit mäßigem Erfolg. Die meisten Lüner scheinen den Minister unter der Maske nicht zu erkennen. Direkt neben dem SPD-Stand beginnt Drehorgelspieler Jürgen Ortlepp mit seinem Instrument zu spielen. Er sammelt wie so oft Spenden für die Hospizarbeit in der Fußgängerzone. „Pretty Woman“ schallt durch die Fußgängerzone und zwingt die SPD-Wahlkämpfer, lauter zu sprechen. „Ich freue mich, endlich wieder unter die Leute zu kommen. Das ist doch viel schöner, als sich nur per Videokonferenz zu sehen“, sagt der Minister.

Der Auftritt von Hubertus Heil wurde spontan von Drehorgel-Musik begleitet. © Sylva Witzig
Im Straßenwahlkampf fühle er sich wohl - aufgeregt sei er da nicht. Die Bürger jedoch manchmal schon: „Nur, weil ich manchmal im Fernsehen zu sehen bin, bin ich nicht gleich ein Promi. Es ist für mich manchmal komisch, wie befangen und schüchtern manche Leute reagieren - aber wenn man ins Gespräch kommt, legt sich das schnell.“
Zu vielen Gesprächen mit den Bürgern kommt Heil in seiner knappen Zeit nicht. Vor ihrem Auftritt in der Fußgängerzone besuchten Schmeltzer und Heil die Catering-Firma Stolzenhoff. Der Bundesarbeitsminister ist begeistert vom Lüner Unternehmen: „Ein beeindruckendes Unternehmen - dort wird Hand in Hand zusammen gearbeitet und der Nachwuchs gefördert. Ein richtiger Hidden Champion.“
Wahlkampf mit Handschuhen und Maske
Während des Ministerbesuchs geben die SPD-Kollegen alles, um für die Partei zu werben und kleine Präsente zu verteilen. „Wir fassen alles mit Handschuhen an und tragen einen Mundschutz. Es fühlt sich etwas komisch an, auf die Leute zuzugehen, weil man nicht weiß, ob man mit einer Corona-ängstlichen Person zu tun hat oder mit jemandem, der offen für Gespräche ist“, erzählt Martin Püschel von der Lüner SPD.
„Mit Maske aufzutreten ist auch etwas seltsam - schließlich wollen wir uns als Personen vorstellen und nicht nur das halbe Gesicht zeigen“, sagt er. Die Gespräche seien dennoch konstruktiv - häufig ginge es um Grünpflege, Treffpunkte für Vereine, Wohnraum für Senioren und den Zustand der Radwege. „Manchmal kommen auch Leute vorbei, die wollen sich einfach nur beschweren. Manche Dinge muss man einfach rauslassen. Das ist aber auch gut so, denn eine der Hauptaufgaben der Politik ist das Zuhören - nur dann kann man etwas ändern.“

Die SPD nahm ein kleines Promo-Video mit Rainer Schmeltzer und Hubertus Heil auf. © Sylva Witzig
Zurück zum Minister: Als Schmeltzer und Heil gemeinsam ein kleines Promo-Video drehen, verstummt die Drehorgel für einen Moment. In dem Video geht unter anderem um das Festhalten an der Ausbildung während der Corona-Krise: „Wer sich jetzt nicht um den Nachwuchs kümmert, muss nachher nicht über Fachkräftemangel jammern“, sind sich die beiden einig.
Und so verabschiedet sich der Minister von den SPD-Kollegen - die Orgel setzt wieder ein und spielt „Griechischer Wein“.
Anmerkung: In einer früheren Version des Textes hatten wir lediglich von einem Drehorgelspieler geschrieben. Dass es sich dabei um Jürgen Ortlepp, den ehemaligen Leiter der Heinrich-Bußmann-Schule handelt, der mit seiner Drehorgel Spenden sammelt, haben wir jetzt ergänzt.
Geboren in Hamm, dann ausgezogen in die weite Welt: Nach ausgiebigen Europa-Reisen bin ich in meine Heimat zurückgekehrt und berichte nun über alles, was die Menschen in der Gegend gerade bewegt.
