Mehr Norovirus-Infektionen im Kreis Unna Hausarzt: „In Lünen nicht übermäßig der Fall“

Kreisweit mehr Norovirus-Infektionen: In Lünen sind sie weniger Thema
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Die hochansteckende Norovirus-Infektion versetzt Magen und Darm in einen Ausnahmezustand. Der Körper reagiert mit Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. In den vergangenen zwei Jahren sind die Zahlen der Erkrankungen durch Noroviren gestiegen. Während 2022 im Kreis Unna 284 Fälle gemeldet wurden, waren es ein Jahr später 312. Das berichtet die AOK NordWest auf Basis aktueller Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Berlin. Die Tendenz setzt sich 2024 fort: So wurden in den ersten drei Monaten bereits 237 Fälle gemeldet. Im Vergleichszeitraum 2023 waren es 155.

Hausarzt Dr. Arne Krüger, Vorsitzender des Lüner Ärztevereins, kann aktuell keine besondere Zunahme an Norovirus-Infektionen erkennen. „Auch die Kollegen haben im Moment nicht übermäßig damit zu tun“, berichtet er. Vor drei Wochen hätte es mal eine Phase mit mehr Erkrankungen von Brechdurchfällen gegeben. Doch es sei schwierig, konkret von Nororviren zu sprechen. Denn nicht bei jedem Magen-Darm-Infekt würde auch eine Stuhlprobe zur Analyse gegeben. Gerade bei den sommerlichen Temperaturen könne man oft nicht richtig unterscheiden, ob das Norovirus die Ursache des Übels ist. Es könne mitunter auch an Mayonnaise oder Milchprodukten liegen.

Handdesinfektion
Handhygiene ist eine wichtige Maßnahme. © picture alliance / Daniel Karmann/dpa

„Möglichst viel trinken“

Besonders älteren Menschen und Kindern macht eine Norovirus-Infektion zu schaffen. Sie verbreitet sich vor allem dort, wo viele Menschen zusammen sind. Hausarzt Arne Krüger, der auch Einblick in die Situation von Seniorenheimen in Lünen hat, erklärt allerdings, dass er zurzeit dort keine besonderen Auffälligkeiten wahrgenommen habe.

„Noroviren sind hochinfektiös“, erläutert Krüger. Es reichten schon wenige Anteile, um eine Erkrankung auszulösen. Schutzmasken und regelmäßiges Händewaschen seien daher wichtig. Das zeigen auch die Zahlen während der Coronazeit, die von Hygieneregeln und Schutzmaßnahmen geprägt war. Damals gab es weniger Fälle. 2021 wurden im Kreis Unna 190 Norovirus-Infektionen gemeldet. Vor der Pandemie im Jahr 2019 waren es 356 Fälle.

„Viel trinken, so gut es geht, möglichst schluckweise“, rät Arne Krüger denen, die es erwischt hat. Auf Nahrung sollte anfangs verzichtet werden. In wenigen Fällen und bei schweren Verläufen komme man an einer Infusion nicht vorbei. Die Infektion sei kurz und heftig. 24 bis 48 Stunden seien Betroffene richtig krank. Wenn es etwas besser geht, sollte vorsichtig mit dem Essen begonnen werden - etwa mit kleinen Mengen Weißbrot oder Zwieback.

Hygieneregeln einhalten

In puncto Hygiene ist es ratsam, Obst und Salat gründlich zu waschen und zu schälen. Bereits zubereitete warme Gerichte sollte man zudem vor dem Verzehr gut erhitzen oder einmal aufkochen lassen und benutztes Besteck und Geschirr mit heißem Wasser und Spülmittel abschrubben oder ein entsprechendes Programm für die Geschirrspülmaschine auswählen.

Räume sollten regelmäßig gelüftet werden. Bei der Pflege eines Erkrankten sowie bei Reinigungsarbeiten empfiehlt es sich, Einmalhandschuhe und Einmaltücher zu verwenden. Benutzte Wäsche sollte bei mindestens 60 Grad gewaschen werden, rät die AOK Nordwest.

Die Hygieneregeln seien weiter zu beachten, auch wenn die Symptome bereits abgeklungen sind. Denn die Viren werden in der Regel noch bis zu 14 Tage nach einer akuten Erkrankung mit dem Stuhl ausgeschieden.

Entspanntere Situation

In seiner Praxis erlebt Arne Krüger in dieser Woche eine seit Monaten erstmals wieder etwas entspanntere Situation. Die Erkrankungen tauchten momentan nicht mehr in der geballten Form auf wie vorher. Das Personal könne mal wieder durchatmen, beschreibt der Hausarzt. Allerdings sieht er die Phase nur „als Ruhe vor dem nächsten Sturm“.