Was macht eigentlich Annette Borns? Ex-Kulturamtsleiterin trägt Lünen weiterhin im Herzen

Ex-Kulturamtsleiterin Annette Borns trägt Lünen weiterhin im Herzen
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Als Annette Borns am Telefon den Namen der Stadt Lünen hört, wird sie sofort hellhörig. „Ein Anruf aus der Vergangenheit“, sagt sie und lacht. Tatsächlich ist es mittlerweile mehr als 20 Jahre her, dass sie als Leiterin des Kulturbüros der Lippestadt aufgehört hat.

Nachdem sie knapp 30 Jahre lang in Lünen gelebt und gearbeitet hatte, ging es für Borns im Jahr 2002 an die Ostsee. In Lübeck war sie zwölf Jahre lang ebenfalls für den Fachbereich Kultur zuständig. „Da war ich dann Senatorin, der Name ist etwas bedeutender“, erzählt die heute 75-Jährige augenzwinkernd. Die Themen seien ähnlich gewesen, die Stadt natürlich größer und – im Gegensatz zu Lünen – der Tradition als Hansestadt verpflichtet.

Annette Borns leitete die VHS Lünen

Als sie Mitte der 1970er-Jahre nach Lünen kam, war diese Entwicklung noch nicht abzusehen gewesen. Es gab ja vor Ort genug zu tun. „Damals wurde die Volkshochschule (VHS) in Lünen professionalisiert und es waren zwei Stellen ausgeschrieben: einmal die Leitung der VHS und dann eine pädagogische Mitarbeiterin. Die bin ich dann zunächst geworden“, erinnert sich Borns.

Wenige Jahre später übernahm sie dann die Leitung. „Ich habe den Laden dann einige Zeit mit geschmissen, wir haben die VHS aufgebaut und das gut hingekriegt“, erzählt die Sozialdemokratin – seit 52 Jahren ist sie Mitglied der SPD – weiter.

Sowohl als VHS-Chefin als auch in ihrer späteren Funktion als Kulturamtsleiterin sei sie immer diskussionsfreudig gewesen. „Auch in meiner Partei habe ich mich nicht immer stromlinienförmig angepasst“, betont sie. Der Austausch mit Menschen, die nicht unbedingt ihrer Meinung sind, sei ihr stets wichtig gewesen.

Annette Borns (r.) in ihrer Zeit als Lübecker Kultursenatorin mit dem Literaturnobelpreisträger Günter Grass (l.) und dem heutigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier.
Annette Borns (r.) in ihrer Zeit als Lübecker Kultursenatorin mit dem Literaturnobelpreisträger Günter Grass (l.) und dem heutigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. © Archiv

Dass sie Anfang des neuen Jahrtausends nach Lübeck weiterzog, habe nichts damit zu tun gehabt, dass sie der Stadt Lünen oder ihres Jobs überdrüssig geworden wäre. Vielmehr habe sie nochmal eine neue Herausforderung gereizt.

„Ich war damals Mitte 50 und meine Karriere in Lünen war mit der Position so ein bisschen am Ende. Also habe ich mich nochmal woanders beworben“, erinnert sich Borns. Seit 1992 ist sie mit Rolf Tewes, dem damaligen Landrat des Kreises Unna, verheiratet.

Ruhestand im Jahr 2014

Die Marzipanstadt an der Ostsee sei nicht unbedingt die erste Wahl gewesen. „Tatsächlich war das die letzte Bewerbung, die ich verschickt habe“, sagt Borns mit einem Lachen.

Dass es in den Norden ging, hat ihr dennoch gut gefallen. Gar nicht mal unbedingt, weil sie ursprünglich aus Wilhelmshaven stammt. „Ich komme ja eigentlich von nirgends so richtig. Als Kind war ich aufgrund des Berufs meines Vaters ganz viel unterwegs. Aber da ich das Segeln liebe, sollte es schon etwas im Norden sein“, erzählt sie.

Und Lübeck hat es ihr dann auch angetan. „Eine wunderbare Stadt“, schwärmt Annette Borns. „Gerade groß genug, dass immer was los ist. Man kann richtig viel erleben.“ Die Struktur der „republikanischen Hansestadt“ sei ganz anders in Lünen. „Ich habe hier noch einiges gelernt“, sagt die 75-Jährige.

Annette Borns vor einer Figur von Thomas Mann
Annette Borns vor einer Figur des großen Lübeckers Thomas Mann, der für die kulturelle Tradition der Stadt in Schleswig-Holstein steht. © privat

Beruflich sei die Zusammenlegung vieler kleinerer Museen zu einem Museumsverbund eine ihrer größten und bedeutendsten Aufgaben gewesen. „Wir haben auch in Lübeck einiges auf die Beine gestellt“, sagt Borns im Rückblick.

Nach ihrem Eintritt in den Ruhestand 2014 hat sie sich keineswegs aus der kulturellen Arbeit zurückgezogen, ist ehrenamtlich noch Stiftungsratsvorsitzende der Kulturstiftung der Hansestadt Lübeck. Und sie hat besonderen Gefallen daran gefunden, junge Leute für gesellschaftliches, kulturelles und politisches Engagement zu begeistern. „Ich kann mich ja nicht nur mit den Silberrücken umgeben“, stellt sie klar.

Die langjährige Sozialdemokratin ist natürlich auch in ihrer Partei noch gut vernetzt. Als der junge Lübecker SPD-Politiker Tim Klüssendorf vor vier Jahren einen Partner oder eine Partnerin für ein Podcast-Projekt suchte, fiel die Wahl auf Annette Borns.

Klüssendorf ist 33 Jahre alt und seit 2021 Bundestagsabgeordneter, der Podcast „Kopfsteinpflaster“ ist ein Generationen verbindendes Projekt und erscheint regelmäßig. „Uns fällt immer mehr ein, als wir dann tatsächlich auch besprechen“, erzählt Borns. Die Palette reicht von Lübecker Stadtthemen bis zur Bundespolitik. „Mit der SPD haben wir ja auch schon einiges durch“, sagt sie und lacht wieder.

Hertie-Haus als Inspiration

Über die Parteigrenzen hinweg sei aber immer wichtig, miteinander zu reden und an Lösungen zu arbeiten, anstatt eisern auf seiner eigenen Meinung zu beharren. Oder – noch schlechter – gar keine eigene Meinung zu haben. Diese Ansicht vertritt Annette Borns auch dann, wenn sie sich in den sozialen Medien gelegentlich auch zu politischen Themen aus ihrer „alten Heimat“ Lünen äußert.

„Ich versuche immer, sachliche Kommentare abzugeben“, sagt sie. Zuletzt versuchte sie, in der Auseinandersetzung zwischen Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns und Herausforderer Dr. Christian Klicki die Gemüter etwas abzukühlen.

Ob sie damit Erfolg hat, bleibt abzuwarten. Der Blick nach Lünen wird bei ihr aber immer bleiben, auch wenn sie, wie sie sagt, „schon lange nicht mehr da war.“ Aufgrund einer Krankheit ihres Mannes werde sie eben viel zu Hause gebraucht.

„Ein bisschen werde ich Lünen immer im Herzen tragen“, sagt sie weiter. Kontakt bestehe vor allem noch zu Werner Tischer und ein paar „gemeinsamen Künstlerfreunden“. Und vor Kurzem fühlte sie sich dann auch an der Ostsee nochmal an ein großes Projekt aus der Lippestadt erinnert. „Als darüber diskutiert wurde, was aus einem ehemaligen Karstadt-Kaufhaus werden könnte, habe ich sofort an das Hertie-Haus in Lünen gedacht.“ So schafft es ein kleiner Teil von Lünen immer wieder auch nach Lübeck.