Sobald das Freibad Cappenberger See in Nordlünen seine Pforten öffnet, ist auch Pächter Andreas Wolf am Start. In seinem Café Seeblick unweit des Schwimmbeckens hat er alles, was die Badegäste an sonnigen Freibadtagen wollen: Getränke, Eis, Currywurst, Pommes, krosse Hähnchenbrustfilets und Brötchen. In der Hochkonjunktur mit tausenden Besuchern am Tag muss alles gut organisiert sein. Da stehen die Gäste auch mal Schlange, sogar bis zu 40 Meter lang. Das allerdings versucht Andreas Wolf mit dem Öffnen eines zweiten Fensters möglichst gering zu halten.
Seit 15 Jahren führt er das Café Seeblick in Lünens größtem Freibad. Vorher war er Gastronom im Solebad Werne. 2009 leitete er beides parallel, stieg dann aber in Werne aus. Allmählich denkt Andreas Wolf ans Aufhören und sucht eine Nachfolge. Auf kleinanzeigen.de geht er ins Detail. Nicht zum ersten Mal. Schon im vergangenen Jahr war er aktiv. Doch von den Bewerbern kam niemand infrage. Denn die Freibadgastronomie sei keine einfache Arbeit, wie er sagt: Sie bedeute riesige Vorbereitung und sei dann nur ein kurzes Aufflammen im Sommer bei gutem Wetter. Dann muss viel und schnell gearbeitet werden. Mit dem reinen Saisonbetrieb könne man keine Familie ernähren, „das erkläre ich allen“, sagt Wolf.
Optional sei allerdings auch eine ganzjährige Nutzung verhandelbar, schreibt er in der Anzeige. Denn das Café Seeblick mit Innenkiosk sei auch von außen begehbar. Dort, wo der Jakobsweg verläuft, gibt es eine Verkaufsfläche zum See. Wolf selbst hatte bei Veranstaltungen zwar auch mal für externe Gäste geöffnet, inzwischen aber verkauft er nur noch im Bad.
Zustimmung des Eigentümers

Andreas Wolf kann einen Nachfolger suchen, er braucht aber die Zustimmung des Eigentümers. Der ist die Bädergesellschaft, ein Tochterunternehmen der Stadtwerke Lünen. Die von Wolf verlangte Ablösesumme bezieht sich auf die Inneneinrichtung. Inklusive Lagerraum ist das Café 118 Quadratmeter groß. Vor der Gaststätte gibt es eine 133 Quadratmeter große Fläche, die als Terrasse genutzt wird. Wolf schreibt von Klimaanlage, technisch gutem Zustand und jährlicher Revision. Es gibt auch eine Rampe, damit Gäste das Café barrierefrei erreichen können.
Als Ablösesumme ruft Andreas Wolf 125.000 Euro auf. Die Summe sei Verhandlungsbasis. Bis zu einem Anteil von 64 Prozent akzeptiere er auch Gold als Zahlungsmittel. Der Gastronom sieht sich nicht unter Druck. „Wenn jemand kommt, bezahlt und die Bädergesellschaft zustimmt, kann er es machen“, sagt er. Ansonsten bleibt Wolf selbst im Geschäft. Bis Ende Januar muss er sich entscheiden, ob er den Vertrag mit der Bädergesellschaft verlängert. Einem Nachfolger biete er auch Unterstützung an oder die Chance, mal zu hospitieren.
Bewegtes Berufsleben
Andreas Wolf ist im Zweitberuf Koch, hat Kfz-Mechaniker gelernt und in Braunschweig Betriebswirtschaft studiert. Er war bei Aral, hat nordamerikanische Küche angeboten, versorgte ein Mannschaftsheim der Bundeswehr und war davor Bereichsleiter bei der Diakonie Gifhorn für Gastronomie und Hauswirtschaft - um nur einige berufliche Stationen zu nennen. Im Freibad Cappenberger See wird Wolf von langjährigen Aushilfen unterstützt.
Dass die Mehrwertsteuer in der Gastronomie im kommenden Jahr nach der Coronavergünstigung wieder von 7 auf 19 Prozent steigen soll, sieht er kritisch. Andreas Wolf überlegt, ob er die Terrasse dann überhaupt öffnen soll. Denn wenn er nur vom Fenster aus einen Außerhausverkauf anbiete, bliebe die Steuer bei 7 Prozent.
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