Die moderne Medizin mit neuen OP-Techniken, kleinen Schnitten und schonenden Narkosen macht es möglich: Bei manchen Eingriffen müssen Patientinnen und Patienten nicht stationär im Krankenhaus bleiben. Die Operation erfolgt ambulant. Wenige Stunden später können Betroffene in Begleitung die Klinik wieder verlassen.
Dazu hat das St. Marien Hospital Lünen deutlich aufgerüstet: Aus einem bereits 20 Jahre alten ambulanten OP-Raum im Untergeschoss des B-Baus ist ein neues ambulantes OP-Zentrum mit zwei OP-Sälen, Überwachungsraum, Umkleidebereich samt Schließfächern sowie Wartemöglichkeit und Personalräumen geworden.
Schon vorher wurde hier ambulant operiert, der Betrieb in der Corona-Zeit jedoch zurückgefahren und teilweise eingestellt. Jetzt konnten die nicht mehr genutzten ehemaligen Räume für Augen-OP und Herzkatheter-Untersuchungen mit in das moderne Zentrum integriert werden. Es gab neue Möbel, Elektroinstallationen und Böden, dazu wurde frisch gestrichen. 235.000 Euro investierte das Klinikum in das Projekt. Es erfüllt damit eine Vorgabe der Gesundheitspolitik. Ambulantisierung heißt das im Fachjargon. Sonst werden Kosten nicht erstattet.

Ältester Patient ist 90
Seit Februar ist das neue ambulante OP-Zentrum am Lüner Krankenhaus in Betrieb. Ob Leisten- oder Nabelbrüche, Arthroskopien der Gelenke, Entfernung von Krampfadern oder gynäkologische und unfallchirurgische Eingriffe: Die Kapazitäten können jetzt durch den zweiten OP bei gleicher Qualität deutlich ausgeweitet werden. Erfahrene Fachärzte sind dort von 7 bis 17 Uhr tätig. Zudem nutzen Belegärzte den Bereich. Eines ist allerdings ausgeschlossen: Notfälle und akute Operationen werden im ambulanten OP-Zentrum nicht durchgeführt. Das hat den Vorteil, dass vereinbarte Termine auch eingehalten werden können.
Der bisher älteste dort behandelte Patient ist 90 Jahre. Das Alter oder die Einnahme von Blutverdünnern sind keine Ausschlusskriterien für eine ambulante Operation, sagt Privatdozent Dr. Roland Kurdow, Chefarzt für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie. „Für Unvorhergesehenes haben die Patienten immer die Sicherheit eines Krankenhauses als Rückhalt“, erklärt Privatdozentin Dr. Christine Meyer-Frießem, Chefärztin für Anästhesie, Intensiv- und Schmerzmedizin.
Fahrbare Liegesessel
Sechs Monate haben die Umbauarbeiten im vergangenen Jahr gedauert. Jetzt erreichen die Patientinnen und Patienten durch den Nebeneingang des Von-Wieck-Hauses die Anmeldung des ambulanten OP-Zentrums. Schon vorher muss geregelt sein, dass sie nach einer Vollnarkose abgeholt werden. Vor jedem Eingriff werden die Patienten von einem Arzt oder einer Ärztin begutachtet und am Tag der OP im Ruheraum darauf vorbereitet. Dort haben zehn fahrbare Liegesessel Platz. Im Vorraum zum OP bekommen die Patienten eine Voll- oder Teilnarkose oder auch eine örtliche Betäubung. „Wir können die Medikamente so steuern, dass der Patient nach der OP direkt aufwacht“, sagt Christine Meyer-Frießem.
Spezielles Personal um Simone Fischer, die als leitende Medizinische Fachangestellte tätig ist, kümmert sich um die Patienten. Sie erholen sich nach der OP im Ruheraum. Durch ein Überwachungsfenster haben Mitarbeitende die frisch Operierten im Blick. Sie können sich später im Umkleideraum selbst anziehen und bekommen Kaffee und etwas zu essen serviert. Einige Zeit später kann eine Begleitperson
sie wieder in ihre vertraute Umgebung nach Hause bringen. „Ein größerer Komfort für Patienten“, sagt Christine Meyer-Frießem.
Zurzeit werden bis zu 20 Patienten pro Tag im ambulanten OP-Zentrum behandelt.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien bereits am 27. März 2024.