
© Günter Blaszczyk
Alstedde: Eigentlich alles super - nur für Kinder und Jugendliche gibt es wenig Angebote
Stadtteil-Check
Alstedde zählt zu den am besten bewerteten Stadtteilen im Rahmen unserer Umfrage. Tatsächlich haben die Einwohner wenig bis gar nichts zu meckern - zwei große Wünsche gibt es aber doch.
Nur mal kurz einkaufen - „das geht hier nicht“, sagt Marion Rebiger. Sie ist in Alstedde aufgewachsen und will hier nicht weg: „Hier kennt jeder jeden, folglich trifft man sich auch häufig und hat immer was zu besprechen.“ Zum Beispiel beim Einkauf in einem der nahen Supermärkte. Die Nahversorgung haben die Alstedder in unserem großen Stadtteilcheck mit der Maximalpunktzahl versehen: 10 von 10 möglichen Punkten, damit liegt Alstedde über dem städtischen Durchschnitt von 9 Punkten - dem besten Wert, den Lünen allgemein in einer Kategorie unseres Stadtteilchecks erzielt.
Überhaupt kommt Alstedde im Stadtteil-Check sehr gut weg - nur ein einziger Punkt liegt hier unter dem Gesamtdurchschnitt Lünens, in 13 Kategorien schneidet der Stadtteil sogar überdurchschnittlich ab. „Alstedde hat gute Grundvoraussetzungen“, sagt auch Stadtsprecher Benedikt Spangardt. „Die Ansiedlung ist relativ kompakt, die Größe reicht aus für eine Nahversorgung, zudem hat das Nahversorgungskonzept gut gegriffen.“ Die Sozial- und Bildungsindikatoren seien überdurchschnittlich, „zudem wohnen dort viele Familien“.
Wie zum Beispiel die Rebigers: Mutter Marion (49) und Vater Michael (50) mit ihren Söhnen Manuel (23), Mikel (19) und Marlon (8). Die Eltern sind gebürtige Alstedder und haben sich schließlich in der Ernteweg-Siedlung niedergelassen. „Eigentlich hat man hier doch alles“, findet Michael Rebiger. Schule, Einkaufen, Sport, die Nähe zur Stadt, trotzdem ländlich - da wundert es nicht, dass Alstedde nicht nur bei den Einwohnern selbst beliebt ist, sondern auch viele Menschen von außerhalb anzieht.
Das wurde (noch) positiv bewertet:
Radfahren und Grünflächen: Beide Kategorien schneiden mit 9 Punkten überdurchschnittlich ab. „Über den Lippedamm ist man schnell mit dem Fahrrad in der Stadt“, weiß Michael Rebiger aus Erfahrung. „Man kann viel unternehmen, und zum Freibad Cappenberger See oder zum Lippebad ist es auch nicht weit.“ Seine Frau Marion ergänzt: „Durch die Nähe zum Münsterland sind hier auch schöne Radtouren möglich.“ Die Lippe sorgt im Süden dafür, dass die Natur den Wohngebieten sehr nahe kommt.

Einkaufen: Kein Problem An der Alstedder Straße gibt es einen großen Rewe-Markt und einen modernen "Lidl" in direkter Nachbarschaft. © Voss
Sport: Der Verein Blau-Weiß Alstedde bietet Tennis und Fußball direkt im Ort. Benedikt Kuhne ist Sportlicher Leiter bei den Fußballern und trainiert die Mini-Kicker von Blau-Weiß: „Fast alle Kinder kommen aus dem Stadtteil.“ An Bewegungsangeboten vor Ort mangelt es seiner Meinung nach nicht: „Für Kinder, die nicht in einen Verein wollen, gibt es ja auch noch den Indoor-Spielplatz an der alten Schuhfabrik, Erwachsene können das Fitness-Studio nutzen.“ Aus seiner Sicht ist Alstedde der perfekte Ortsteil: „Hier fehlt es an nichts.“
Kinderbetreuung: Mit dem Kinderhaus, dem Haus der kleinen Racker und Paul-Gerhardt gibt es gleich drei Kitas im Stadtteil, zudem liegt die Grundschule am Heikenberg im Ort. „Zehn Minuten entfernt“, wie Michael Rebiger sagt. Das sei für die Mädchen und Jungen kein Problem, auch die eigenen Kinder sind diesen Weg gegangen. „Zur weiterführenden Schule muss man halt den Bus nehmen“, sagt der Vater. „Das geht aber auch“, sagt Sohn Mikel. „Außer, wenn man auf eine Hauptschule will“, wendet Mutter Marion ein. „Da muss man anderthalb Stunden einrechnen, wenn man auf den Bus angewiesen ist.“
Das wurde negativ bewertet
Verkehrsanbindung: Die Busse müssen genau wie alle anderen Autos, die von Alstedde in die Stadt wollen, über die Alstedder Straße fahren. „Da kann man morgens schonmal bis zur alten Schuhfabrik stehen“, weiß Michael Rebiger. Der Berufsverkehr sei tatsächlich das einzige, was an Alstedde „vielleicht etwas nervig ist“. Vor allem die Ampelphasen auf der Alstedder Straße kommen ihm komisch vor. Ein Problem, das der Stadt bekannt ist: „Für die Kreuzung an der Borker Straße/Alstedder Straße ist in der Verkehrsuntersuchung bereits eine Optimierung der Grünzeiten vorgeschlagen worden“, so Benedikt Spangardt. Aber: „Der Verkehrsablauf wird auch zukünftig stocken, da die hohen Verkehrsmengen in den morgendlichen und abendlichen Spitzenstunden mit keiner Ampelsteuerung abgewickelt werden können.“

Das Nadelöhr: Wer in die Innenstadt will, muss die Kreuzung Alstedder Straße/Borker Straße passieren. Die Verkehrsbelastung gehört zu den wenigen Themen, die in Alstedde strittig sind. © Voss
Jugendliche: „Es gibt keine Angebote Jugendliche“, sagen Marion und Michael Rebiger. Während Kinder mit Kitas und Schule einigermaßen versorgt sind und die Einrichtung „Wilde 13“ ein Nachmittagsprogramm für 8- bis 12-Jährige anbietet, sieht es für alle älteren mau aus. „Ein Jugendtreff oder eine Begegnungsstätte täten Alstedde gut“, glaubt Marion Rebiger. „In der Tat ist es so, dass es keine der Stadt bekannten offenen Angebote für Jugendlichen gibt“, sagt auch Stadtsprecher Benedikt Spangardt. Er verweist auf die Sportangebote des Stadtteils. Generell liege Alstedde „in einer gewissen Randlage und der Anteil der unter 27-Jährigen liegt unter dem Lüner Durchschnitt“.
Zwei Wünsche gibt es dann doch
Ansonsten herrscht in Alstedde eitel Sonnenschein. Na ja, nicht ganz. Denn nicht nur die Jugendlichen wünschen sich eine Begegnungsstätte. „Ein Bürgerhaus für den Stadtteil, das wäre was“, findet Michael Rebiger. „Ein Treffpunkt, in dem der Ort unproblematisch zusammenkommen kann.“ Denn der Marktplatz, theoretisch Mittelpunkt des Stadtteils, sei für solche Zusammenkünfte aufgrund seiner Beschaffenheit einfach nicht geeignet.

Daten und Fakten zu Alstedde. © Hasken
Außerdem wünscht sich so mancher Alstedder strengere Regeln beim Emissionsschutz: „Manchmal stinkt es im ganzen Stadtteil“, findet Marion Rebiger. Vom Gewerbegebiet in Lippholthausen, nur durch die Lippe von Alstedde getrennt, weht offenbar so manches Lüftchen hinüber. „Wir wissen um die Lage des Stadtteils zu den Gewerbebetrieben und es gibt auch ab und zu Beschwerden bei der Stadt zum Thema Geruchsbelästigung“, sagt auch Stadtsprecher Benedikt Spangardt. Zuständig dafür seien je nach Betrieb der Kreis Unna oder die Bezirksregierung Arnsberg. Aber: „Erkenntnisse über Überschreitungen von Grenzwerten liegen derzeit nach eigener Auskunft nicht vor.“
Drei Ortsteile, eine Gemeinde - eine Stadt

Der Knappenverein Alstedde bei der Bergparade 1963. © Manfred Czogiel
- Alstedde gehörte genau wie die heutigen Stadtteile Nordlünen und Wethmar bis 1975 zur Gemeinde Altlünen im Kreis Lüdinghausen.
- Die Grenze zwischen Altlünen und Lünen war bis 1803 gleichbedeutend mit der Grenze zwischen der Grafschaft Markt und dem Fürstbistum Münster.
- Anschließend verlief hier die Grenze zwischen den Regierungsbezirken Arnsberg und Münster.
- Der Vertrag zur Eingemeindung Altlünens in die Stadt Lünen wurde am 25. Mai 1973 unterzeichnet und trat zwei Jahre später in Kraft.
Journalist, Vater, Ehemann. Möglicherweise sogar in dieser Reihenfolge. Eigentlich Chefreporter für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen. Trotzdem behält er auch gerne das Geschehen hinter den jeweiligen Ortsausgangsschildern im Blick - falls der Wahnsinn doch mal um sich greifen sollte.
