Der Leichnam der bei einem tragischen Unfall am Dienstag, 25. März, in Lünen gestorbenen Alesja wird am Freitag in die Ukraine überführt. Das berichten ihre Eltern im Gespräch mit der Redaktion. Die Familie hatte sich eine Beerdigung auf einem Friedhof in Kiew gewünscht, von dort war die Familie vor rund zwei Jahren nach Deutschland gekommen. Weil die Überführung Kosten verursacht, hatte der Verein „Lüner helfen Lünern“ Spendengelder gesammelt – mit Erfolg.
In der Ukraine lebe noch Verwandtschaft, sodass eine Beerdigung in Deutschland nicht infrage kam. „Wir wissen aber natürlich auch, dass sie hier viele Freunde hatte und sie diese Freundschaften auch sehr geschätzt hat“, sagt Mutter Jana Skvortsova. „Aber alle alten Freunde und die Familie sind immer noch in Kiew.“
Direkt mit dem Sarg der Tochter zu reisen, sei nicht möglich, berichtet Vater Alexander Skvortsov. Seine Frau und er würden deshalb parallel dorthin fahren. Je nach Route sind es von Lünen bis Kiew knapp 2000 Kilometer. Flüge in die Ukraine gibt es derzeit nicht – die Gefahr wäre wegen des Krieges zu groß.
Dank für die Unterstützung
Die trauernden Eltern bedanken sich für die große Anteilnahme, die sie in der Gemeinde der russisch-orthodoxen Kirche und auch in der Lüner Stadtgesellschaft gefunden haben. Dass der ADFC für den Freitag eine Gedenkfahrt organisiert hat und an der Unfallstelle ein „Ghostbike“ aufstellen will, findet Alexander Skvortsov gut: „Das ist sehr wichtig, wenn es auf Gefahren aufmerksam macht und so Menschen retten kann.“
Die Gedenkfahrt startet um 16 Uhr vor dem Rathaus auf dem Willy-Brandt-Platz, über fünf Kilometer fahren die Radfahrer dann schweigend bis zur Unfallstelle.
Vater Alexander war im August 2023 zuerst nach Deutschland gekommen. Frau Jana und Tochter Alesja – das einzige Kind der Familie – kamen kurz danach hinterher. Zuletzt lebten sie in einer Wohnung in Lünen-Süd.
Alesja war am Morgen des 25. März mit dem Fahrrad auf dem Weg zur Schule, als ein abbiegender Lkw sie an der Kurt-Schumacher-Straße beim Rechtsabbiegen überrollte. Sie starb noch an der Unfallstelle. Notfallseelsorger betreuten unter anderem auch Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Altlünen, wo Alesja die 10. Klasse besuchte. In einem „Raum der Stille“ finden die Schüler dort Raum für ihre Trauer.
Die strafrechtlichen Ermittlungen in dem Fall stünden noch ganz am Anfang, hatte ein Polizeisprecher zuletzt berichtet. Im Raum steht der Vorwurf der fahrlässigen Tötung gegen den Lkw-Fahrer. Die wichtigsten Fragen – wie schnell fuhr der Lkw, gab es einen Abbiegeassistenten? – sind aber nach wie vor ungeklärt.
Vater Alexander betont: „Ich mache mir Sorgen um den LKW-Fahrer. Ich denke, er macht gerade schwere Zeiten durch. Auch für ihn wandelte sich das Leben in ein Vorher und ein Nachher. Deshalb möchte ich ihn treffen und trösten.“