
© Stefan Milk
Ärger über Winterdienst bei Vivawest: „Granulat gestreut wie Konfetti zu Karneval“
Vivawest-Wohnungen
Der Ärger über den Winterdienst an den Häusern von Vivawest ebbt nicht ab. Heftige Kritik gibt es auch in Rünthe und Lünen. Es trifft Menschen, die besonders auf sichere Wege angewiesen sind.
Die Beschwerden aus Bergkamen-Oberaden über den schlechten oder sogar fehlenden Winterdienst an Häusern der Wohnungsgesellschaft Vivawest sind wohl nur die Spitze des Eisbergs. Mittlerweile gibt es an vielen Vivawest-Häusern Ärger. Auch aus Lünen und Wanne-Eickel erreichten unsere Redaktion Beschwerden.
Um einen besonders eklatanten Fall geht es in der Straße „In der Siedlung“ in Bergkamen-Rünthe. Dort hat Vivawest Häuser mit Seniorenwohnungen, in denen viele Menschen leben, die sich nur an Rollatoren oder mit dem Rollstuhl fortbewegen können.

Wege zwischen den Häusern sind auch nach Tagen oft noch nicht richtig geräumt. © Stefan Milk
Ihre 78 Jahre alte Mutter, die aufgrund einer Erkrankung an den Rollstuhl gefesselt ist, sei nach den heftigen Schneefällen am Sonntag tagelang ans Haus gefesselt gewesen, berichtet eine Bergkamenerin.
Erster Winterdienst-Einsatz erst am Montag um 19 Uhr
Nach den Schneefällen am Sonntag sei erst einmal gar nichts geschehen, obwohl die Mieter den Winterdienst über die Nebenkosten bezahlen. Erst am Montag gegen 19 Uhr seien Mitarbeiter der Firma aufgetaucht, die den Auftrag für den Winterdienst hat, schildert die Frau. Getan hätten sie jedoch so gut wie nichts, außer „oberflächlich einen Weg zu den Mülltonnen frei gemacht“.
Nachdem sie bei Vivawest per Mail gedrängt habe, die Wege am Haus endlich frei zu machen, sei das Unternehmen am Dienstag gegen 17 Uhr noch einmal gekommen – erneut mit einem sehr unbefriedigenden Ergebnis. Es sei „oberflächlich etwas Schnee gefegt“ und Granulat gestreut worden. „Das Granulat haben die gestreut wie Konfetti zu Karneval“, ärgert sie sich.

Die Tochter einer Mieterin hat den Zustand dokumentiert, nachdem die von Vivawest beauftragte Firma da war. Für Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte ist der Weg vor der Haustür unpassierbar. © privat
Viele Bewohner hätten immer noch keine Chance gehabt, das Haus zu verlassen. Dort wohnen nach Angaben der Bergkamenerin allein vier Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Die älteste Bewohnerin sei 98 Jahre alt.
Diesen Zustand änderten erst einige etwas jüngere Bewohner des Hauses, die sich Werkzeug besorgten und den Schnee wegschippten. Dafür kam sogar eigens der Sohn eines Bewohners aus Selm.

Erst einige jüngere Mieter räumten selbst Wege frei. © privat
Ähnliche Erfahrungen hat eine Mieterin der Vivawest-Häuser an der Friedrichstraße in Lünen gemacht. Es seien zwar Männer dagewesen, die für Vivawest arbeiten, schreibt die Mieterin, „doch wirklich gearbeitet hat hier niemand. Die Wege sind inzwischen vereist, sodass man schon aufpassen muss sich nicht ernsthaft zu verletzen.“ Ein Ehepaar aus Wanne-Eickel meldet, dass bis zum Donnerstag weder Schnee geräumt noch gestreut wurde.

An der Friedrichstraße in Lünen sah es nicht besser aus, wie dieses Foto einer Mieterin zeigt. Jetzt will Vivawest auch eigene Mitarbeiter einsetzen. © privat
Mittlerweile geht wohl auch das Wohnungsunternehmen davon aus, dass etwas gewaltig schief gelaufen ist. In einer Stellungnahme, die der Redaktion vorliegt, entschuldigt sich Vivawest bei den Mietern und räumt Fehler beim Winterdienst ein. Das Unternehmen wolle jetzt verstärkt eigene Mitarbeiter einsetzen, um Eis und Schnee zu räumen.
Zwischen den Zeilen Kritik an beauftragtem Unternehmen
Wer zwischen den Zeilen liest, kann Kritik an dem Unternehmen heraushören, das den Auftrag für den Winterdienst hat. Die eigenen Mitarbeiter arbeiteten daran, „die Arbeitsrückstände bestmöglich und zeitnah aufzuholen“.
Und weiter: „Mit den für uns tätigen Fremdfirmen stehen wir in einem sehr engen Austausch bezüglich der Leistungserbringung. Für den Fall, dass Leistungen kurzfristig nicht erbracht werden, werden wir Ersatzmaßnahmen in die Wege leiten und die Durchführung der Arbeiten möglichst anderweitig vergeben bzw. von eigenen Mitarbeitern ausführen lassen.“ Für die Mieter sollen dadurch auf keinen Fall zusätzliche Kosten entstehen.