Abschied von Praxis Engelstraße in Lünen Zahnarzt Bodo Stöcklein legt den Bohrer aus der Hand

Zahnarzt Bodo Stöcklein legt nach 43 Jahren den Bohrer aus der Hand
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Nur zwei Jahre wollte Zahnarzt Bodo Stöcklein nach seinem Examen in der Praxis bleiben. Daraus sind letztlich 43 geworden. Er blickt zurück auf ein erfülltes Berufsleben mit vielen dankbaren Patienten. Manche kommen mit kleinen Präsenten und dem Kompliment, bei ihm die Angst vor dem Zahnarzt verloren zu haben.

Mit fast 70 Jahren verabschiedet sich Bodo Stöcklein Ende des Jahres aus der Gemeinschaftspraxis der Zahnärzte Engelstraße in Lünen. Er weiß seine Nachfolge in guten Händen: Dr. Steffen Homann (36) steigt am 2. Januar neu ein. Den gebürtigen Dortmunder, der in Würzburg studierte und in der Nähe von Heidelberg zahnärztlich tätig war, zieht es zurück in die Heimat. „Ein doppelter Neustart“, wie er sagt. Die Lüner Praxis habe für ihn den Reiz, dort „etwas Eigenes zu entwickeln und mitzugestalten“.

Es sind besondere Momente, die Bodo Stöcklein aus den 43 Jahren in Erinnerung bleiben. „Wir sind die Ersten, die den Leuten in den Mund schauen“, sagt er. Einige Male habe er neben Zahnproblemen auch Kopf- oder Halstumore entdeckt. Mancher Patient verdankt seiner frühen Diagnose sein Leben. „Wenn man ihn dann wiedersieht, ist das befriedigend.“

Heute weniger Prothesen

Haus Engelstraße 5
Die Gemeinschaftspraxis der Zahnärzte befindet sich in der Engelstraße 5. © Quiring-Lategahn

Als Bodo Stöcklein 1981 nach seinem Examen in Bonn in die drei Jahre vorher von Dr. Willi Dettmer gegründete Praxis kam, hatte sie ihren Standort in Lünen-Süd an der Alsenstraße. 1988 zog das Team in das prägnante Backsteinhaus an der Engelstraße 5. Hier sind auch Dr. Nicole Lehnert, Konstantinos Naziris und die angestellte Zahnärztin Anna Stammer tätig.

In Stöckleins Anfangszeit gab es noch keine Computer. In der Abrechnung musste jede Füllung per Hand notiert werden. Damals habe er viele zahnlose Menschen gesehen, erinnert sich Bodo Stöcklein. Heute versuche man, die Zähne möglichst lange zu erhalten. Kronen und Brücken statt Gebiss. „Prothesen sind seltener geworden“, sagt der Arzt. Das hänge mit dem veränderten Bewusstsein für Zahnerhalt und Prophylaxe zusammen.

Längst wird nicht mehr nur mit Abdrücken gearbeitet, heute scannt eine Kamera den Kiefer. Die Daten landen direkt im Labor, wo Zahnersatz oder Schienen gefertigt werden - mitunter auch im 3D-Druck. Verändert habe sich in den Jahren auch die Angst vor dem Zahnarzt. Patienten würden in die Behandlung mit einbezogen, heute kämen auch mehr Betäubungsmittel zum Einsatz. Für Bodo Stöcklein war stets die professionelle Behandlung, aber auch der fürsorgliche Umgang mit den Patienten wichtig.

Hilfe für Obdachlose

Mit Wehmut aber auch Vorfreude sieht er seinem neuen Lebensabschnitt entgegen. Der Zahnarzt kann sich vorstellen, bei der medizinischen Betreuung von Obdachlosen zu helfen. Außerdem möchte er gern zurück zur Uni. Die Themenbereiche Philosophie und Geschichte reizen ihn. Und dann sind da noch seine beiden Enkel in Düsseldorf, für die er mehr Zeit haben möchte.

Steffen Homann hingegen freut sich auf seinen Start in der Lüner Praxis, die auch ein integriertes Zahnlabor betreibt. Er will die Digitalisierung forcieren und seine Expertise zum Wohle der Patienten einbringen.

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