Novum im Lüner Klinikum Abnabeln trotz Kaiserschnitt: „Wir haben vor Glück geweint“

Novum im St. Marien Hospital: Abnabeln trotz Kaiserschnitt
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Dass das vierte Kind von Mandy (34) und Denis Rabikowski (35) per Kaiserschnitt auf die Welt kommen wird, war den Eltern früh klar. Schon Matilda (3) musste so geholt werden, die älteren Geschwister Mika (7) und Mila (9) waren sehr schwere Geburten. Doch diesmal kam es nicht nur für die Eltern anders, auch Ärzte und Mitarbeitende erlebten ein Novum im Operationssaal des Lüner St. Marien Hospitals: Erstmals durfte ein Vater bei einem Kaiserschnitt die Nabelschnur des Babys durchtrennen.

Ein besonderes Erlebnis für alle Beteiligten in dem hochsterilen Umfeld. „Wir wollen auch bei einer OP den Eltern das Gefühl einer möglichst naturnahen Geburt geben“, erläutert die leitende Oberärztin Dr. Stefanie Grundmann. Sie spricht daher auch nicht von einem Kaiserschnitt, sondern von einer Kaisergeburt. Damit Eltern die ersten wichtigen Momente ihres Babys miterleben können, hat die Geburtsklinik des St. Marien Hospitals vor vier Jahren die Sectio zum Zuschauen eingeführt. Seit drei Wochen ist auch das Abnabeln durch den Vater im OP möglich.

Als die Familie Rabikowksi aus Lünen davon erfuhr, habe sie sofort ja gesagt, erzählt Mama Mandy. Für beide sei es ein unvergesslicher Augenblick gewesen. „Bei den Geburten vorher hat das Abnabeln nie geklappt, weil alles immer so schnell gehen musste.“ Diesmal hätten beide geweint vor Glück. Und auch schon Reklame gemacht: Die schwangere Freundin, bei der ein Kaiserschnitt ansteht, habe sich alles genau schildern lassen - und möchte es genauso erleben wie Familie Rabikowksi.

Geburt aktiv mitgestalten

Die vier Geschwister (v.l.) Mika (7), Matilda (3), Malina und Mila (9). Das neue Baby wird von allen geliebt.
Die vier Geschwister (v.l.) Mika (7), Matilda (3), Malina und Mila (9). Das neue Baby wird von allen geliebt. © Rabikowski

Etwa ein Drittel der Babys, die im St. Marien Hospital das Licht der Welt erblicken, kommen per Kaiserschnitt zur Welt. Oberärztin Grundmann spricht von etwa 250 Mädchen und Jungen, die unter der OP-Lampe geboren werden. Schon vor vier Jahren hat die Klinik die Kaisergeburt zum Zuschauen eingeführt. Dort, wo früher ein OP-Tuch für werdende Eltern das Geschehen verdeckte, können sie auf Wunsch durch ein Plexiglasfenster den Vorgang der Geburt verfolgen. Dazu werden die Mütter nicht in Vollnarkose betäubt, sondern bekommen eine Spinalanästhesie. Sie bleiben bei Bewusstsein, haben aber keine Schmerzen.

„Ein üblicher Kaiserschnitt kann für manche Frau belastend sein, weil sie das Gefühl hat, versagt zu haben“, weiß Stefanie Grundmann. Bei einer Kaisergeburt leiten die Ärzte die Frauen an, aktiv mitzupressen. Sie könnten so mithelfen, dass ihr Baby auf die Welt kommt.

„Das war richtig krass“, erinnert sich Mandy Rabikowski. Ihr Mann, in voller OP-Montur, mit sterilisierten Händen und besonderen Handschuhen, durfte anschließend kurz hinter das Tuch, um die auspulsierte Nabelschnur zu durchtrennen. „Man hat kein Blut gesehen, alles war verdeckt“, habe er berichtet. Für sie ganz wichtig: „Mein Mann war die ganze Zeit bei mir.“

„Es gehört auch Mut dazu“

Die Uhrzeiger standen auf 10.23 Uhr, als Malina am 17. Januar ihre Ankunft mit kräftigem Schreien unterstrich. Das 51 Zentimeter große Mädchen brachte 3750 Gramm auf die Waage. Die leichteste von den Geschwistern. Ihr Bruder wog fast ein Kilo mehr. Nach der Untersuchung durfte Malina zur Mama auf die Brust.

„Es gehört schon ein bisschen Mut zur Kaisergeburt“, sagt Stefanie Grundmann. Doch sie habe noch kein Paar erlebt, das es hinterher bereut habe. Mandy Rabikowski würde die Kaisergeburt mit der Möglichkeit des Abnabelns „immer wieder empfehlen.“ Für das Krankenhaus allerdings ist diese Variante aufwendiger. „Sie kostet deutlich mehr Zeit und kommt nicht für jeden infrage“, sagt Oberärztin Grundmann. Bei einem Notkaiserschnitt scheidet sie aus, ebenso bei Verständigungsschwierigkeiten.

Malina ist inzwischen im Hause Rabikowski ein kleiner Star. „Die Geschwister lieben sie über alles“, berichtet Mama Mandy, auch wenn sich Sohn Mika eigentlich einen Bruder gewünscht hatte. Doch so ist es auch gut: Er muss sein Zimmer nicht teilen.

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