Der Fördertopf, mit dem Bund und Land die vom Kohleausstieg betroffenen Kommunen unterstützen wollen, ist mit 662 Millionen Euro gefüllt. Profitieren sollen der Kreis Unna, aber auch Hamm, Herne, Duisburg und Gelsenkirchen. Lünen muss den Strukturwandel mit dem ehemaligen Steag-Kraftwerk und dem angezählten Trianel-Kraftwerk gleich doppelt schultern. Doch bisher fehlt die zündende Idee, um Gelder aus dem 5-Standorte-Programm abrufen zu können. „Das kann in diesem Jahr schon anders aussehen“, gibt sich Sylvia Tiews, Leiterin der Wirtschaftsförderungszentrum Lünen GmbH, optimistisch. Noch gebe es keinen Zeitdruck, sagt sie, da bis 2038 Anträge gestellt werden können. Andere Kommunen sind aber schon weiter.
Dabei hatte Lünen bereits vier Projekte eingereicht. Doch sie wurden allesamt abgelehnt. Das 5-Standorte-Programm will dabei helfen, die Verluste von Arbeitsplätzen und Wertschöpfung mit neuen Zukunftsinitiativen aufzufangen. Eine Chance für die Region. Dazu muss es Ideen geben, die neue Jobs und Geld bringen. Bei den Lüner Projekten bestanden Zweifel.
Noch unter Federführung des damaligen Wirtschaftsförderers Eric Swehla waren die allesamt abgeblitzten Vorschläge eingereicht worden: „H2 Power Ruhr-Ost“ sollte den Energiestandort Nordkreis Unna zur Kompetenzregion für grünen Wasserstoff machen. Bei „Digital Valley Ruhr-Ost“ ging es um Unterstützung von Unternehmen bei der Digitalisierung. Mit „sKills net“ sollten Fachkräfte für den Kreis Unna durch neue Bildungsinfrastrukturen gewonnen werden. „vaLue“ wollte Forschung und Entwicklung in Unternehmen durch Transferprojekte ausbauen. Auch wenn letztere Idee nicht förderfähig war, sehen Lüner Firmen darin Potenzial. Es habe sich dazu ein Verein verschiedener Unternehmen, hauptsächlich aus der Kreislaufwirtschaft, gegründet, berichtet Sylvia Tiews.
Fünf Städte sind bereit
André Müller ist im Projektbüro 5-Standorte-Programm tätig, das bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Kreis Unna (WFG) angesiedelt ist. Seine Aufgabe ist es, Ideen aus dem gesamten Kreis Unna zur Antragsreife zu bringen und zu begleiten. Einiges ist schon auf dem Weg: So will der AWO Unterbezirk Ruhr-Lippe-Ems in Kamen einen „Zukunftscampus Gesundheits- und Sozialwirtschaft“ aufbauen. Mit im Boot sind verschiedene Hochschulen der Region. Es geht darum, die Attraktivität von Ausbildung und Berufsbildern in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft zu steigern. Das Projekt ist der Landesregierung offiziell zur Förderung für das 5-Standorte-Programm vorgeschlagen.
In Werne soll auf einer zehn Hektar großen Zechenbrache der weltgrößte Surfpark entstehen, der im Winter als Forschungsanlage für Wellenversuche genutzt wird. Im Schwerter Technologiepark ist ein Werkstoffforum der Zukunft geplant. Darin geht es darum, die Verwendung und Akzeptanz von Kunststoffen wiederherzustellen. Unna will eine digitale Lernfabrik und Bönen einen Bio-Economy-Campus Unna/Hamm aufbauen.
„Große Herausforderung“

Dass Lünen mit Ideen noch am Anfang steht, hat laut Sylvia Tiews auch mit fehlenden Flächen in der Stadt zu tun. Daher richte sich der Blick der Wirtschaftsförderung auf das Technologiezentrum. Weil es sich bei der Idee um eine frühe Entwicklungsphase handele, wolle sich Sylvia Tiews nicht näher dazu äußern. Man überlege, ob sich Vorstudien für eine Projektidee finanzieren ließen.
Auch André Müller findet wichtig, dass Lünen dabei ist. Er zeigt sich optimistisch für 2024. Allerdings müssten sich vor Ort Akteure finden. „Eine große Herausforderung“, weiß Müller. Effekte für Beschäftigung und Wertschöpfung sind die Hauptkriterien. Ohne sie gibt es keine Chance auf Fördergelder.
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