2500 Menschen demonstrieren gegen Rechts in Lünen „Ein gigantisches Bild“

2500 Menschen demonstrieren gegen Rechts in Lünen: „Ein gigantisches Bild“
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Es war bestes Wetter für die Demo gegen Rechts in Lünen am Samstagnachmittag (27. Januar). Bei Sonnenschein kamen ab 14 Uhr etwa 2500 Menschen friedlich auf dem Marktplatz vor dem Lüner Rathaus zusammen, wie die Polizei Dortmund bestätigt. Organisiert wurde die Demonstration vom überparteilichen Aktionskreis gegen Rechtsextremismus in der Lippestadt. Federführend bei der Organisation war Rainer Schmeltzer, SPD-Landtagsabgeordneter und Vize-Präsident des Landtages in Nordrhein-Westfalen.

Auch Wilhelm Hegenbarth war dem Demo-Aufruf gefolgt. Er gehe hin und wieder demonstrieren, sagt er. Mit dabei hat er ein Schild. „Kein Abschaum für Deutschland“ steht darauf – in Anlehnung an die Alternative für Deutschland (AfD). Zwei Friedenszeichen hat er auch darauf gemalt. Dass die Demo bei so sonnigem Winterwetter stattfand, freut ihn. „Ich wäre aber auch bei schlechtem Wetter gekommen“, sagt er. Wenige Meter weiter steht Friederike mit ihren Freunden. Auch sie haben selbst gestaltete Schilder dabei. Auf der Pappe von Friederike steht „Wir tanzen nicht nach braunen Pfeifen“. Auf die Frage, wie wichtig es dieser Tage sei, demonstrieren zu gehen, antwortet sie: „Zehn von zehn.“ Sie gehe regelmäßig gegen Rechts auf die Straße und war auch schon in Dortmund am vergangenen Wochenende dabei.

Auch tierische Unterstützer waren bei der Demo dabei.
Auch tierische Unterstützer waren bei der Demo dabei. © Calvin Konietzka

Abgrenzung nach Rechts

„Es ist ein gigantisches Bild. Ich bin stolz“, sagt Rainer Schmeltzer zu Beginn der Demo und bedankt sich, dass so viele Lünerinnen und Lüner aus der gesellschaftlichen Mitte aufstehen und sich solidarisch gegen Rechts positionieren. Neben politischen Vertretern kamen auch Schülerinnen und Schüler des Freiherr-von-Stein-Gymnasiums, der Geschwister-Scholl-Gesamtschule und der Lüner Musikschule auf die Bühne. Das „Ensemble ad hoc“, wie Schmeltzer das kleine Blasmusik-Orchester nannte, das vor ihrem Auftritt nur einmal proben konnte, stimmte die Demonstranten musikalisch ein. „Wir wollen ein Zeichen mit der Musik setzen. Denn bei Musik wird keiner ausgeschlossen“, erklärt der junge Musiker Jacob. Er wolle mit den Menschen in Lünen in Kontakt kommen und aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen.

Für die Redner aus der Politik – Lünens Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns, Christoph Tölle, CDU-Fraktionsvorsitzender im Lüner Rat, Landrat Mario Löhr und SPD-Bundestagsabgeordneter Michael Thews – stand eines im Vordergrund: die Abgrenzung nach Rechts. Auch zum ständigen Aufstehen gegen Menschenfeindlichkeit, Rassismus und Diskriminierung riefen die Politiker auf. Immerhin habe sich das Ruhrgebiet schon immer verdient gemacht in der Integration vieler Menschen und Kulturen in einen Alltag, erklärte Landrat Mario Löhr.

Der Platz vor dem Rathaus war am Samstagnachmittag gut gefüllt.
Der Platz vor dem Rathaus war am Samstagnachmittag gut gefüllt. © Calvin Konietzka

Stärke in Vielfalt

Ein besonderer Gast der Demonstration war Amir Renner, Prokurist der Lüner Firma Ares. Geboren wurde er 1981 im Iran, kam als kleiner Junge mit seiner Familie nach Deutschland, ist hier aufgewachsen, zur Schule gegangen, hat studiert und arbeitet nun in Lünen. Ihn betreffen die Deportations-Pläne der Rechten unmittelbar. Und das, obwohl er sich als Deutscher fühlt und er sich bisher immer willkommen gefühlt hat. Für ihn gehört Vielfalt überall dazu. Nicht nur in seiner Firma, deren Erfolg auf Mitarbeitern beruht, von denen viele eine Migrationsgeschichte haben, wie er sagt. Seine Geschichte und die vieler anderer Menschen mit Migrationshintergrund, die mit ihrer Arbeit der Gemeinschaft etwas zurückgegeben haben, hätte es nicht gegeben, wenn Faschisten an der Macht wären, erzählt er. Immerhin habe auch der Gründer von Google Migrationshintergrund.

Ihren Abschluss fand die Demo beim gemeinsamen Singen. Den Ton gab dabei der Chor Querbeet aus Cappenberg mit Unterstützung des Chores Vielsam an. Damit alle Demonstrierenden beim Lied „Laut sein“ mitsingen können, wurden Liedzettel während der Veranstaltung verteilt.