250 Menschen nehmen in Lünen Abschied von Alesja (✝16) Bewegende Gedenkfahrt zur Unfallstelle

250 Menschen nehmen in Lünen Abschied von Alesja (✝16)
Lesezeit

Zahlreiche Radfahrer nahmen am Freitag (4. April) an dem vom Lüner ADFC organisierten Silent Ride für die bei einem Verkehrsunfall in der Innenstadt Ende März verstorbene Alesja (✝16) teil. Start der Gedenkfahrt war um 16.05 Uhr auf dem Marktplatz in der City - gegen 17 Uhr erreichten die mehr als 250 Teilnehmer die Unfallstelle an der Kurt-Schumacher-Straße in Lünen.

Begleitet und abgesichert wurde die symbolträchtige Fahrt von motorisierten Polizisten. Angeführt wurde die Kolonne von Marc Frieling vom ADFC, der auf einem Anhänger ein sogenanntes „Ghostbike“ transportierte, das an der Unfallstelle aufgestellt worden ist. Dort gedachten die Radfahrer aller Altersklassen mit einer Schweigeminute der verstorbenen Schülerin.

Das weiß gestrichene Fahrrad soll nicht nur die Erinnerung an die Verstorbene wachhalten. „Es soll auch tagtäglich auf die Gefahren für Radfahrer im Straßenverkehr hinweisen.“ Das sagte ADFC-Sprecher Wolfgang Maas im Gespräch mit unserer Redaktion kurz vor Beginn der Gedenkfahrt. Mittlerweile stehen in Lünen vier Ghostbikes.

Beerdigung in Kiew

Der Leichnam der 16-Jährigen wurde am selben Tag zur letzten Ruhe in die Heimatstadt der Familie, nach Kiew (Ukraine), gebracht. Dort soll nach Angaben von Vater Alexander, der auch an der Gedenkfahrt teilnahm, am Montag (7. April) die Beerdigung seiner Tochter stattfinden. Der Vater wollte noch am Freitagabend mit dem Auto nach Kiew aufbrechen.

Die Aufstellung des Ghost-Bikes verfolgte der Vater in einer der hinteren Reihen rund um die Gedenkstätte am Unfallort. Zu Beginn der nur wenige Minuten dauernden Trauerveranstaltung hatte er dort noch ein eingerahmtes Portrait seiner Tochter in das Meer von Blumen und Lichtern platziert. Unter den Trauernden waren auch Lehrer und Schüler vom Gymnasium Altlünen, das Alesja besucht hatte.

Blumen in Satteltaschen

Bei strahlendem Sonnenschein hatten sich von 15.30 Uhr an immer mehr Radfahrer unter Beobachtung etlicher Café-Besucher auf dem Lüner Marktplatz versammelt. Von der stetig wachsenden Gruppe war kaum etwas zu hören. Gespräche, wenn überhaupt, fanden nur leise statt. Zu sehr schienen die Anwesenden in Gedanken versunken zu sein.

Einige der Teilnehmer nutzten die Wartezeit bis zur Abfahrt, um noch einmal den Inhalt ihrer Satteltaschen zu überprüfen. Dazu zählten vor allen Dingen rote und weiße Grablampen sowie kleinere Blumensträuße, die später an der Unfallstelle ehrfürchtig abgelegt wurden.

„Nur Verlierer“

An der Unfallstelle selbst ergriff Marc Frieling, der sich auch bei den Grünen in Lünen engagiert, noch einmal das Wort. Es gebe nach so einem Unfall leider nur Verlierer, betonte er. Dieses vierte Ghostbike in Lünen solle eine Mahnung sein für mehr Rücksichtnahme, in Trauer und Schmerz mischten sich auch Wut, jeder Mensch auf einem Fahrrad sei ein Leben, das geschützt werden muss - keine Zahl in einer Statistik.

Rund 250 Menschen hatten an der Gedenkfahrt teilgenommen.
Rund 250 Menschen hatten an der Gedenkfahrt teilgenommen. © Jura Weitzel
Immer wieder kommen Trauernde an der Unfallstelle vorbei, um dort Blumen abzulegen.
Immer wieder kommen Trauernde an der Unfallstelle vorbei, um dort Blumen abzulegen. © Jura Weitzel

Gedenkfahrt durch Lünen nach tödlichem Unfall: Video: Silent Ride und Ghostbike für Alesja (?16)