200 Kilometer in vier Tagen mit 47.000 Menschen „Eindrucksvollstes Erlebnis meines Lebens“

200 Kilometer in vier Tagen: „Eindrucksvollstes Erlebnis meines Lebens“
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Es gibt diesen einen Ort, den wir schon immer besuchen wollten – diese eine Veranstaltung, an der wir schon immer teilnehmen wollten – oder diese eine Herausforderung, die wir schon immer meistern wollten. Wer eines dieser Ziele erreicht, weiß, welche Gefühle das auslösen kann: Freude, Erleichterung oder Stolz, manchmal auch alles zusammen. So fühlte ich nach dem bisher eindrucksvollsten Erlebnis meines Lebens im Jahr 2019. Im kommenden Juli wage ich eine Wiederholung.

Es ist die weltweit größte Veranstaltung ihrer Art. Bereits zum 105. Mal finden die „Vierdaagse“ in diesem Jahr rund um das niederländische Nimwegen statt, und es wird: gewandert. Vier Tage lang, an jedem Tag bis zu 50 Kilometer – abhängig von Alter und Geschlecht der Teilnehmenden. Knapp 50.000 Menschen tun sich das in jedem Jahr an. Aber warum? Und was verleitet mich dazu, ein Teil davon zu sein? Als passionierten Wanderer würde ich mich jedenfalls nicht bezeichnen.

Erstmals auf diese Veranstaltung gestoßen, die bei uns auch als Nimwegenmarsch bekannt ist, bin ich – wie sollte es auch anders sein – in meiner Zeit bei der Bundeswehr. Denn: Beim „Walk of the World“ nehmen nicht nur zivile Personen aus über 70 Nationen teil. Auch militärische Delegationen aus der ganzen Welt sind dabei, darunter zahlreiche Soldatinnen und Soldaten aus Deutschland.

Olympische Spiele für Wanderer

Gespräche mit Teilnehmenden, aber auch Videos, die im Internet zuhauf zu finden waren, zeichneten für mich ein eindeutiges Bild: Diese Veranstaltung ist ein einzigartiges Erlebnis, bei der sich Menschen verschiedenster Herkunft und Kulturen einem gemeinsamen Ziel verschworen haben. Quasi ein sportlicher Akt der Völkerverständigung – die Olympischen Spiele für Wanderfreunde, bei denen es nur Gewinner gibt.

Denn am Ende erhalten alle, die es ins Ziel schaffen, mit dem „Viertagekreuz“ eine von König Willem-Alexander offiziell anerkannte Auszeichnung. Der besondere Reiz für Soldatinnen und Soldaten: Der verliehene Orden darf deshalb an der Uniform getragen werden.

Trotz aller Begeisterung für dieses Event, hat es sich für mich dann doch nicht ergeben, diese Herausforderung in Uniform anzunehmen. Erst einige Jahre später griff ich den Plan einer Teilnahme wieder auf. Es war ein „jetzt oder nie“-Moment am Anfang des Jahres 2019, der aber in mehrfacher Hinsicht zum Glücksspiel werden sollte.

Etwas Losglück

Schon lange Zeit sind die Vierdaagse so beliebt, dass nicht alle, die diese Herausforderung suchen, daran teilnehmen dürfen. Aus anfangs nur wenigen Hundert Teilnehmenden wurden im Laufe der Zeit mehrere Zehntausend, ehe die Teilnehmerzahl begrenzt wurde.

Die Vierdaagse mit Zehntausenden Teilnehmenden sind das Highlight des Jahres in Nimwegen.
Die Vierdaagse mit Zehntausenden Teilnehmenden sind das Highlight des Jahres in Nimwegen. © picture alliance / dpa

Weil im Jahr 2019 mit deutlich über 50.000 Menschen mehr Anmeldungen eingingen, als Startplätze zur Verfügung standen, musste ich auf etwas Losglück hoffen. Und tatsächlich: Ich sollte zu den 47.000 Glücklichen gehören, die ein Startticket für den Nimwegenmarsch ergattern konnten.

Einfach draufloslaufen

Blieb noch ein Problem, das sich damals stellte – und vor dem ich auch in diesem Jahr stehe: die Vorbereitung. Was für so manchen geübten Wanderer keine Herausforderung darstellen dürfte, bereitete mir damals Kopfzerbrechen. Wie sollte eine adäquate Vorbereitung aussehen?

Meine Lösung: Einfach draufloslaufen. Schnell folgte die ernüchternde Erkenntnis, dass sich Wanderungen über mehrere Stunden nur schwer in den ohnehin schon eng durchgetakteten Alltag einbauen lassen. Doch die Zeit lief, der Tag X kam immer näher. Und scheitern war keine Option. So wie auch kommenden Juli nicht.

200 Kilometer in vier Tagen: In unserer neuen Reihe „Wandertage“ berichtet Redakteur Dennis Görlich regelmäßig vom Weg zur größten sportlichen Herausforderung seines Lebens. Sein Ziel: die Teilnahme an den „Vierdaagsen“ in Nimwegen vom 18. bis 21. Juli.